Hallo zusammen,
jeder hat seine Geschichte, dies ist meine:
Ich habe 1992 Abi gemacht, dann habe ich nicht gleich einen Studienplatz gefunden und deshalb einen Job in einer Buchhandlung angefangen. Ich habe dort 9 Jahre Kinderbücher verkauft. Es war immer was los, immer was zu tun, Kundenfragen, Bestellungen, aufräumen etc. In dieser Zeit habe ich nebenbei ein Fernstudium absolviert (Literatur und Sprachen), das ich 2001 erfolgreich absolviert habe.
Soweit war alles paletti. Ich habe gern gearbeitet, war manchmal genervt, aber nie frustriert.
2001 habe ich dann angefangen die Webseite der Firma zu gestalten, in Vollzeit. Und schon 2002 finde ich in alten Tagebucheinträgen, dass mich die Arbeit langweilt, dass es total unkreativ sei, man nur noch Umsatzzahlen an den Kopf geworfen bekäme und dass es eh egal sei, ob ich da was tue oder nicht.
Das hat mich nicht davon abgehalten, auch noch eine Beziehung mit einem Kollegen anzufangen (wahrscheinlich auch schon aus Langeweile). Die war der Horror, er drohte mit Selbstmord, wenn ich ihn verließe und er war Alkoholiker. Da er nie aus dem Haus gehen wollte, wurde alles noch schlimmer.
Getrennt habe ich mich erst 2005, aber noch heute sitzt er stoisch mir gegenüber in der Arbeit.
Und diese sieht so aus: Jeden Dienstag habe ich für ca. 2 Stunden was zu tun! Den Rest der Zeit surfe ich, verbringe ich in Communities, online-shops, bei der Urlaubsplanung etc. Niemanden stört das! Meine Chefin kann mir sogar voll auf den PC sehen und der macht das gar nix aus, dass ich kaum arbeite.
Es gibt nichts zu tun, denn es ist total egal. Das einzige, was unsere Kunden interessiert ist die Technik, die funktionieren muss, damit sie bestellen können. Was ich tue ist total irrelevant. Alles was ich konnte habe ich schon an mich gerissen und selbst das reicht nicht.
Noch dazu arbeite ich in einem kleinen Team mit lauter Männern, außer meiner Chefin und alle (!!!) reden den ganzen Tag nicht. Es ist ein Schweigen!!! Jeden Tag 9 Stunden. Mein Telefon klingelt manchmal tagelang nicht, dabei hab ich sogar 2. Manchmal ruft meine Mutter an, weil sie es so schrecklich findet und mir den Tag verkürzen will. Ist das nicht traurig? Sowieso rufen wenn dann nur Private an, nie Kunden oder Kollegen, oder na ja 1x im Monat.
Das Ganze eskalierte schon mal 2006, da habe ich Leistungsverweigerung betrieben. Nach einem Gespräch wurde es etwas besser, jetzt ist es wieder so schlimm.
Als ich Mitte Juli aus meinem Urlaub zurückkam, war es so als würde es einen Schalter umlegen und es ging mir jeden Tag schlechter.
Mittlerweile bin ich krankgeschrieben und ich habe auch nicht, dass Gefühl, dass ich jemals wieder dorthin kann.
Und stellt euch vor, krieg ich eine sms von einem Kollegen in der stand: Es ist so langweilig ohne dich! Komm endlich wieder!
Gruselig finde ich auch, dass meine Kollegen zufrieden scheinen, einer sagt sogar immer, er wisse gar nicht, wie er das alles je schaffen solle.
Das hat dazu geführt, dass ich denke, es läge an mir. Ich kann mir auch kaum was Neues suchen, denn ich bin schon soweit, dass ich das Gefühl habe, ich könne gar nichts mehr (einmal sagte meine Chefin sogar zu mir: Wie willst du denn den Job wechseln, du schaffst das doch eh nicht!) und ich finde eh keine andere Arbeit, also muss ich das ertragen...
Wie gelähmt sitze ich da und starre in den PC.
Ich kann mir schon Angebote ansehen, ich kann aber nicht weiter. Weil dann die Angst kommt, dass es da ja auch so schlimm sein könnte und was dann?
Über Antworten freue ich mich.
Fragt mich nicht, warum ich es so lange da aushalte, das erklärt schon meine Angst, sonst auf der Straße zu landen und so...