Hallo,
Möchte mir hier mal meine Gedanken von der Seele schreiben...
Meine Mutter hat seit meiner Jugend Vorahnungen. Sie träumt Dinge, die dann genauso zutreffen.
Anfangs konnten wir darüber lachen, weil es zu diesem Zeitpunkt absurde, aber positive Ereignisse waren. Bsp.: ich wurde mit 19 von.meinem Arbeitgeber während der Probezeit wirklich grundlos entlassen. Meine Mutter träumte, dass die Kündigung ungültig sei und ich meine Ausbildung dort fortsetzen konnte. Ich habe sie damals ausgelacht und es war mir auch egal, da ich bereits einen neuen Ausbildungsplatz in Aussicht hatte.
Aufgrund eines Fehlers in meiner Anschrift wurde die Kündigung nicht fristgerecht zugestellt und ich konnte meine Ausbildung tatsächlich fortsetzen.
Wir fanden den Traum beide ziemlich witzig.
Etwas später entwickelte ich sowas wie Vorahnungen. Zunächst beim Autofahren, später in vielen Lebensbereichen.
im Laufe der Zeit bestätigten sich immer wieder ihre Träume oder meine Vorahnungen, aber da es keine negativen waren, waren wir ganz entspannt.
Nach meiner Ausbildung zog ich 600 km von zuhause weg, fühlte mich dort sehr wohl, hatte einen tollen Job. Und irgendwann kam dieses Gefühl, ich müsste wieder in die Nähe meiner Familie da sie mich bald brauchen würde. Das Gefühl wurde immer drängender und schließlich suchte ich mir einen Job in der Nähe meiner Familie. Zwei Wochen später wurde bei meiner Mutter Brustkrebs festgestellt und ich war tatsächlich ihr einziger Ansprechpartner, da der Rest der Familie völlig überfordert war und nicht darüber reden wollte.
Auch nach dieser Sache blieben wir noch entspannt.
Und dann wurde mein Sohn geboren.
Er kam mit einer schwerst-chronischen Erkrankung zur Welt und hat die ersten drei Monate auf der Intensivstation verbracht.
Ich hatte einige Vorahnungen, die wahr wurden, zb unerwartete Blutungen mit Not OP's usw. Auch seine Reanimation ahnte ich. All das begründete ich aber mit meinem medizinischen Beruf und der damit verbundenen Fähigkeit, solche Risiken erahnen zu müssen.
In der Nacht der Reanimation rief ich auch meine Mutter an, ohne ihr wirklich Details zu erzählen. Sie erzählte mir von einem Traum, den sie wenige Tage zuvor hatte und er war erschreckend nah an der Realität. Da mussten wir beide erstmal schlucken.
Es sah ein paarmal schlecht aus für meinen jungen und an einem Abend habe ich in meiner Verzweiflung gebetet, der Tod möge sich jemand anderen suchen. In der darauffolgenden Woche sind auf der Intensivstation drei Kinder verstorben. Das kann natürlich auch Zufall sein, aber ich hatte ein schlechtes gewissen.
Irgendwann erzählte meine Mutter von einem Traum, mein Sohn sei darin ca eineinhalb gewesen, konnte aber nicht sitzen und nicht gehen und ich hielt ein Baby im arm.
Zu dem Zeitpunkt war mein Sohn ca drei Monate alt und ich fand diesen Traum völlig abwegig.
Dieses Jahr wurde mein zweiter Sohn geboren, der große ist eineinhalb, kann aber nicht sitzen und nicht gehen. Da es mit seiner erkrankung nichts zu tun hat, war das also nicht zu erwarten.
Seit diese Vorahnungen bei mir begonnen hatten, habe ich immer das Gefühl, dass mein Mann und ich nicht zusammen alt werden werden. Aber es war ein sehr diffuses Gefühl.
Irgendwann wurde es etwas feiner, das Gefühl ging dahin, dass ich diejenige sein werde, die stirbt. Ich habe mir dann gewünscht, dass mein Sohn all die Jahre bekommt, die von mir dann übrig sind und er damit ein schönes Leben haben wird.
Aber wie gesagt, es war immer sehr diffus.
Bis gestern. Ich lag im Bett, war aber absolut wach, als ich völlig unerwartet ein klares Bild vor Augen hatte.
Ich lag in einem klinikbett, mein Mann und meine beiden Jungs, beide noch kleine Kinder - vllt so 4 und 6 Jahre, saßen bei mir und ich entschuldigte mich bei meinen Jungs, dass ich nicht länger für sie da sein konnte und bat meinen Mann, wieder glücklich zu werden und jemand zu finden, der unsre Jungs so liebt, wie ich es getan habe.
Dann kam eine Träne. Ich sagte zu meinen Jungs, dass ich jetzt gehen müsse und sagte zu meinem Großen, dass ich froh bin, dass er nun viele Jahre dazubekommt, auch wenn ich traurig bin, die beiden nicht aufwachsen sehen zu können.
Und jetzt geht mir das nicht mehr aus dem Kopf und ich frage mich, ob ich tatsächlich nur noch vier Jahre mit meiner Familie habe.
Das war so real und ich war wach! Wo kommt sowas nur her??? Verlier ich den Verstand?