Hallo allerseits,
ich möchte meine Geschichte etwas kürzer fassen und kein Roman schreiben. Doch das wird wahrscheinlich sehr schwierig werden, bei den ganzen Zusammenhängen. :-/ Was ich mir von der Diskussion erhoffe ist ein Erfahrungsaustausch und Tipps zum Thema Stiefvater.
Vor 5 Jahren lernte meine Mutter einen Mann kennen. Sie war, obwohl sie eine hübsche Frau ist, knapp 10 Jahre Single und Alleinerziehende Mutter. Ich glaube, sie hatte im Endeffekt nur für uns Kinder und die Arbeit gelebt. Umso glücklicher war ich dann, als sie mir sagte, sie hätte jemanden kennengelernt. Mit einem Haken- er hatte noch eine Frau und ein Kind. In mir, damals noch junge 16 Jahre, kamen erste Zweifel auf, ob das wohl alles so klappen würde. Ich kann mich noch an unsere erste Begegnung erinnern. Er wirkte nett, aber so richtig konnte ich diesen Typ Mann nicht zuordnen. :?:
In den nächsten zwei Jahren sollte ich ihn, seine Tochter und seine weitere Familie besser kennenlernen. Damals lebten wir noch nicht unter einem Dach, meine Mutter hatte noch ihre Wohnung. Es war für sie dementsprechend ein sehr schwieriger Schritt, ihre einzige Existenz- die Eigentumswohnung- zu verlassen. Mein Bruder zog zu dieser Zeit aus und meine Mutter war nur mit ihrer neuen Liebe beschäftigt. Sie merkte nicht, genauso wie ich bei mir selbst, dass es mir Tag für Tag schlechter ging. Der neue Mann kam mit mir, einer Pubertierenden, überhaupt nicht zurecht. Ich hatte von Anfang an das Gefühl, er würde mich nur akzeptieren, weil er meine Mutter als Partnerin hatte. Als es dann hieß, wir ziehen wieder um, machte ich vollkommen dicht. Ich wollte nicht in dieses riesigen Haus ziehen, wo ich nur Abneigung und Ablehnung verspürte. Für mich war in diesem Haus, so fühlte es sich an, keinen Platz. Da ich einen sehr guten Draht zu meinem großen Bruder habe, zog ich kurzentschlossen bei ihm in die Wohnung ein. Zu dieser Zeit gab es jeden Tag Streit zwischen meiner Mutter und mir. Ich war enttäuscht, dass sie sich für diesen eigentlich fremden Mann aufopferte. Es ging ja schließlich nur um's Haus und um's Geld. Ich steckte in einer schulischen Ausbildung, bekam kein Ausbildungsgeld und schließlich wollte mein Bruder wieder umziehen. Finanziell sah es bei ihm auch nicht so gut aus sodass ich wieder zurück ziehen musste. Diesmal zog ich in das Haus meines "Erzfeindes"ein. Immer wieder versuchte ich Gespräche mit ihm anzufangen. Aber es wurde nie tiefgründiger als z.B. "Wie war es in der Schule?..." Ich wurde älter und reifer, begriff allmählich wie dieser Mann tickt. Ich konnte ihn manchmal sogar auf eine gewisse Art verstehen. Doch manchmal wurde er plötzlich bei Kleinigkeiten so griesgrämig und ungemütlich, dass es fast nicht mehr auszuhalten war. Ich merkte wie meine Mutter an seinen cholerischen Aussprüchen litt.
Vor einigen Wochen schrieb ich ihm dann einen Brief, indem ich ihm beschrieb, wie ich aufwuchs bei meiner "anderen Familienhälfte", zu der ich noch guten Kontakt hege. Denn danach hat er nach all den Jahren nicht einmal gefragt. In einer SMS hat er dann nur Danke gesagt, und dass er drüber nachdenkt. Immerhin. Trotzdem..er hat mir nie persönlich gesagt, dass er es schön fand, ihm solche Sachen anvertraut zu haben. Vielleicht hätte ich auch einfach ein bisschen mehr von ihm erwartet. Ein halbes Jahr lang war es so unerträglich mit ihm, dass meine Mutter nicht nur einmal erwähnte, wenn es so weiter ginge, trenne sie sich von ihm. Sein unglaublicher Kontrollwahn bringt mich jedesmal zur Weißglut. Und dabei merkt er nicht mal, dass er sich selbst am wenigsten unter Kontrolle hat. Es ist so, dass ich ihm so weit wie möglich ais dem Weg gehe, nur das Nötigste mit ihm bespreche und resigniere, wenn er mich wieder einmal aus heiterem Himmel anfährt.
Langsam bin ich echt mit meinem Latein am Ende und weiß nicht, was noch machen kann als normaler Mensch, um vielleicht eine ganz gute Beziehung zu ihm herzustellen. Ich bedanke mich einfach schon mal, dass ihr euch die Zeit genommen habt, diesen langen Text zu lesen und freue mich auf Rückmeldungen.
Liebe Grüße,
Annika