Visagist/in (Stylist/in)- aus der Praxis
Ich bin hier nur zufällig 'reingeraten und staune (mal wieder) über
den Mangel an Informationen über den späteren Beruf.
Ich habe eine kleine Filmproduktion, meine Freundin ist Photografin - wir sind also möglicherweise die späteren Auftraggeber.
Zunächst einmal muss ich shannia82 Recht geben: eine Ausbildung zur
Visagistin ist keine Garantie für spätere (gut bezahlte) Jobs.
Es muss zwar jeder selbst entscheiden, aber ich persönlich halte
nichts von einer (über-)teuren Ausbildung an irgendwelchen Schulen,
die niemandem etwas sagen und deshalb auch keine Jobs garantieren
können. Eine Urkunde mag sich in einem Kosmetiksalon noch ganz gut
machen - auf dem freien Markt zählt nur die Mappe mit Arbeitsproben
und Sympathie (oder das bereits zitierte Vitamin B).
Frau sollte also vor Beginn ihrer Ausbildung entscheiden, was sie
will:
- diplomierte Visagistin, angestellt oder mit eigenem Salon
- Make-Up Artist, freiberuflich für Film, Photo und TV tätig
- Maskenbildner, angestellt oder freiberuflich im Theater oder
beim Film
Für erstere gilt, was ich oben schon geschrieben habe - die
Zufriedenheit ihrer Kunden wird aber nicht davon abhängen.
(Ob zur Leitung eines Kosmetiksalons ein Meistertitel erforderlich
ist, entzieht sich meiner Kenntnis)
Der Begriff 'Make-Up Artist' sagt eigentlich schon alles über
die Anforderungen aus: es ist ein künstlerischer Beruf.
Und da Kunst auch (immer noch) von Können kommt, wird perfektes
Handwerk vorausgesetzt. Neben der kreativen Gestaltung des
Make-Ups gehört dazu auch das Talent, das Beste aus einem Typ zu
machen.
Der Ausbildungsweg ist:
1. Ausbildung zur Friseurin - ohne Haare geht gar nichts, nur in
England und den USA wird dies gern mal aufgeteilt.
(Bitte nicht in einem Herrensalon, sondern dort, wo Frisuren
gestaltet werden - Schneiden ist später eher die Ausnahme)
Ob Frau die Ausbildung abschliesst, ist fast nebensächlich (es
sei denn, Frau möchte sich einen Rückweg sichern) - wichtig ist,
das Handwerk zu beherrschen.
2. Anschliessend sucht Frau sich eine Make-Up Agentur oder eine
freie Make-Up Artistin und bietet sich als Make-Up Assistenz
an. Dies ist dann der erste Schritt in die Selbstständigkeit,
denn von nun an ist Frau mitten drin und hat Kontakt zu ihren
zukünftigen Kunden - die dann auch schon gern mal anfragen,
wenn sie bei einer Produktion wenig Geld zur Verfügung haben
Tja, das wäre es dann auch schon, alles weitere regelt sich über
Können und Sympathie - nach spätestens zwei Jahren sollte Frau
mit eigenen Kunden auf eigenen Beinen stehen können.
Verdienstmöglichkeiten: ab 200 EUR für Assistenz, von ... bis
1000 EUR für Make-Up/Haare - pro Tag, aber bitte nicht von
20 Tagen im Monat ausgehen: es kann auch welche ohne Job geben.
Last not least: der bzw. die klassische Maskenbildner/in.
Dieser Ausbildungsweg wird an anderer Stelle sicherlich
ausführlicher beschrieben, deshalb nur ein paar Eckdaten:
Abgeschlossene Friseurausbildung, Herstellung von Perücken,
Narben, Wunden - lässt sich durch Zusatzausbildung im Bereich
Special Effect Make-Up noch endlos ausweiten - 'Studium' der
diversen historischen Epochen, usw.
Klassische Maskenbildner/innen haben in der Regel wenig mit der
aktuellen Mode als vielmehr mit Authenzität zu tun.
Aber um diese Form des 'Make-Ups' ging es in diesem Thread ja
auch wohl weniger.
So, ich hoffe, das hilft jetzt ein wenig weiter und hält die eine
oder andere davon ab, astronomische Summen an irgendwelchen
Schulen auszugeben. Entscheidend ist später das 'Buch', das
Portfolio, in dem - neben Standards, wie dem gar nicht so
leichten 'natürlichen' Make-Up - auch kreative Sachen zu sehen
sein sollten, alles natürlich exakt und sauber.
Viele Erfolg.