Aus der Sicht einer Betroffenen
Hallo Huberthase,
zu erst einmal möchte ich dir mein äußerstes Mitgefühl aussprechen. Deine bzw. eure derzeitige Situation klingt wirklich schwierig und ich finde es überaus toll, dass du so zu deiner Partnerin und eurer Familie hältst!
Ich schreibe dir, weil ich selbst "Betroffene" war/bin und auch mehrere Wochen stationär in einer Klinik war, um über meine schwere Depression hinweg zu finden. Ich war in der Zeit auch in einer Partnerschaft und die hat bis heute gehalten. Ich habe allerdings keine Persönlichkeitsstörungen wie deine Partnerin.
Ich weiß aus meiner Erfahrung heraus, dass in der Klinik und auch in den nachfolgenden Therapiern doch so einiges losgelöst wird. Ich war gezwungen, über mich und mein Umfeld immer wieder nachzudenken. Das nimmt u.U. Jahre in Anspruch! Es gab und gibt auch bei mir immer wieder Phasen, wo ich im Zuge dessen meinen Freund bzw. meine Beziehung mit ihm stark angezweifelt habe und dachte, ohne ihm bzw. mit einem anderen ginge es mir besser.
Im Gegensatz zu deiner Partnerin habe ich allerdings nie "ernst" gemacht. Stattdessen haben wir zwei immer wieder das offene Gespräch gesucht. Es ist nicht leicht, als Partner eines depressiv Erkrankten, mit der Krankheit umzugehen. Meinem Freund war das auch alles oft zu viel. Aber ich denke, es gibt wirklich nur eins: Lass ihr Zeit und führe so viel wie möglich Gespräche mit ihr über sie, ihre Situation, über dich, über euch!
Weißt du wirklich, wie es ihr geht? Weißt du, wie es ihr in der Klinik erging? Lässt sie dich an ihren Therapieinhalten und - erfolgen teilhaben? Weißt du, wie du dich mit alle dem fühlst? Es ist wichtig, gegenseitig Vertständnis und Interesse zu zeigen! Vielleicht kannst du ihr den Vorschlag machen, dass ihr einmal zusammen ein therapeutisches Gespräch führt. Dann ist ein optimaler Rahmen gegeben und das Gespräch läuft nicht ins Leere oder mündet nur in Vorwürfen.
Letztendlich musst du aber auch erkennen, dass DU allein ihr nicht helfen kannst. Das kann im Grunde nur sie selbst. Therapeuten und Partner können einen nur auf den richtigem Weg stupsen. Setz dich also damit nicht selbst unter Druck. Wenn du googlest, kommst du auf manche Seiten, die Ratschläge für Angehörige bereit halten (z.B. Bündnis gegen Depression).
Und vielleicht wird sie dann auch irgendwann erkennen, dass nur SIE selbst sich glücklich machen kann und die Suche nach einem Partner, der diese Rolle übernimmt, immer wieder auf das Gleiche hinausläuft. Ich habe in der Klinik einige mit Persönlichkeitsstörungen getroffen, die plötzlich meinten, sie hätten ihre große Liebe gefunden und hattem sich ganz dem Gefühl hingegeben. Am Ende war es dann doch wieder eine Flucht, die nirgendswohin führte...
Ich hoffe, ihr könnt euch aussprechen und findet wieder zueinander. Ich wünsche dir viel Kraft dafür!