Psychisch kranke Angehörige
die psychisch kranke Mutter bin in dem Falle ich.
Ich hoffe doch sehr, dass mein Junior mal nicht solche Texte schreiben muß. Und einige der Antworten / Ratschläge hier im Thread lassen mir auch die Galle hochkommen.
Wie auch immer: Wenn es so schlimm ist, wie hier von einigen beschrieben wurde:
Seid ihr jünger als 20 - geht!
Ihr könnt nichts tun, Ihr könnt Euren Angehörigen *nicht* helfen. Ist völlig ausgeschlossen. Ihr "laß sie auch nicht im Stich" damit - eben weil Ihr nichts, gar nichts tun könntet, es frißt nur Euch auf und auch dem Angehörigen bringt es Leid.
GEHT - IHR KÖNNT NICHTS TUN.
Seit Ihr mindestens 20 - denkt nach. Genau nach. Sehr genau nach. Wir Westeuropäer sind kulturell darauf dressiert, dass es ja schon fast undenkbar ist, die Frage "Würdest Du jemanden verlassen, weil er krank ist?" mit "Ja" zu beantworten. Man würde sich quasi selbst als moralisch inkontinent entlarven.
Leute, das ist gefährlicher Unfug. Mit einem chronisch kranken Menschen zusammenzuleben hat seinen Preis. Immer. Egal welche Krankheit es ist, es kann niemals alles so sein wie bei "den anderen".
Es wird immer Momente geben, wo Ihr Euch verletzt fühlt. (natürlich meist unbeabsichtigt - aber letztlich ist verletzt verletzt, egal in welcher Verpackung)
Es ist immer anstrengender als "normal".
Es wird immer etwas geben, was Ihr gern machen würdet, aber für Euren Angehörigen eben einfach nicht drin ist.
Ihr müsst ständig darauf achten, dass Ihr Unterstützung und Grenzen in Balance haltet. Das ist nicht trivial. Ein kranker Mensch wird Eure Unterstützung brauchen bzw. sie wird ihm deutlich helfen. Aber zu viel davon schadet allen Beteiligten. Man tut niemandem einen Gefallen, wenn man ihn in Watte packt, das fühlt sich nur so an.
Informiert Euch genau über die Krankheit und dann über die Person.
Und dann denkt nach, bevor Ihr entscheidet, ob Ihr das tun könnt und wollt. Natürlich kann niemand von vorn herein sicher beurteilen, wie es laufen wird, völlig klar. Natürlich wird es nie perfekt laufen und immer alles "flutschen" - Macht beides nichts, Da ist immer Spielraum für kleine Ausflüge in den Straßengraben.
ABER: bitte versucht die Konditionierung auf "natürlich helfe ich demjenigen und lasse ihn nicht im Stich" ganz kräftig in Frage zu stellen. Auch, ganz besonders und gerade, wenn Ihr Euch als "guten und hilfsbereiten" Menschen seht! Bei der Gruppe wird es schwieriger.
Es gibt Menschen, die können das und es gibt Menschen, die können das nicht. Das hat mit "im Stich lassen" nichts zu tun. Bei dem Typen, der es kann gibt es, wie in jeder zwischenmenschlichen Beziehung, keine Garantie, dass es im konrekten Fall funktioniert. That's life.
Aber bei Menschen, die sich dabei hoffnungslos überschätzen, ist Leid für beide Seiten garantiert. Besser ein Ende mit Schmerzen als Jahre Schmerzen ohne Ende - für beide.