Hoffentlich hilfreich
Das ist mir wichtig genug, dass ich mich schnel mal angemeldet habe. Ich habe noch niemandem vor einer Sekte bewahrt und mir ist auch die Mun-Bewegung nicht sonderlich bekannt, doch ich möchte dir folgende Vorgehensweise empfehlen, die zumindest verhindert hat, dass meine Freundin einem Chi Gong Meister anfällig wird.
Spiritualität ist was emotionales, dem beikommen kannst du nur mit Vernunft. Aber, und das macht es so schwierig, nicht mit deiner Vernunft, sondern nur mit der Vernunft des Bedrohten. Deswegen musst du sehr zurückhaltend agieren.
Sekten arbeiten nach meinem Verständnis nach folgendem Schema: 1. Bestätigung/Annahme der Persöhnlichkeit. 2. Emotionale Bindung festigen. 3. Zweifel gegenüber äußeren Einflüssen säen. 4. Emotionale Bindung zu Abhängigkeit ausbauen. 5. Isolation.
Stufe 5 ist erreicht, wenn die Gläubige davon überzeugt ist, selbst ihm nahe stehende Personen wollen ihr böses. (Sie unrein machen, das Paradies gefährden, whatever)
Um dem beizukommen machst du es genauso, nur dass du statt emotionaler Bindung die emotionale Unabhängigkeit und Selbstbestimmung hochhältst. Nur ist es dabei irrsinnig wichtig, dass du niemals Stufe 1 vergisst, denn nur das geringste Anzeichen einer Kritik an der Emotionalität/Persönlichkeit/Vernunft/Charakter der Gläubigen wird dazu führen, dass sie sich von dir entfernt und der Sekte zuwendet. Man sagt so häufig, dass Stolz verletzlich sei. Spiritualität ist sehr viel verletzlicher und zickig und leicht eingeschnappt.
Konkrete Dinge:
Gehe niemals mit zu einem Treffen. Sage, dass das nichts für dich ist. Begründe es nicht weiter. Nicht lügen, von wegen keine Zeit oder so. Einfach hängen lassen. Das könnte Streit verursachen, aber es ist wichtig. Lass dir auf der anderen Seite viel erzählen, sehr viel, stelle nur gelegentlich Rückfragen. Wenn du Fragen stellst, dann nur über deine Freundin, nicht über den Meister oder andere. Frage wie sie sich dabei fühlt, was es ihr bedeutet. Lass es immer positv klingen. Erwecke den Anschein, dass du es für ungefährlich hältst und wenn sie davon profitiert, in welcher Form auch immer, ist es doch super. Effekt: Du interessierst dich für deine Freundin und ihre Spiritualität, aber die Person ist dir wichtiger als die Sache. Genau das wird in einer Sekte stets verkehrt werden. Genau das ist es, was letztendlich die Isolation ermöglicht.
Wenn dir deine Freundin anbietet, dir mal was zu zeigen, außerhalb der Gruppe, dann mach mit. Das ging bei mir bei Chi Gong super, bei der Mun-Bewegung vermutlich eher schlecht. Dadurch konnte meine Freundin ihre angestammte Rolle mal ablegen und in die Rolle des Lehrenden schlüpfen. Dadurch hat in Ansätzen gemerkt was eigentlich mit ihr gemacht wird. Wie viel Manipulation dabei ist.
Wenn sie sich wohl fühlt dabei sich dir gegenüber über ihre Spiritualität zu öffnen (weil du dich interessierst, sie ernst nimmst und bestärkst), ist es an der Zeit Zweifel zu säen. Vorsichtig. Frage nicht nach der Sinnhaftigkeit ihres Glaubens, oder der Rechtfertigung ihrer Führer, das ist nur kontraproduktiv. Frage sie nach anderen in der Gruppe und ob sie sich gut verstehen. Ob die anderen glücklich, natürlich und offen sind. Frage sie, ob sie interessante Gesprächspartner sind. Frage, ob sie glaubt, dass die anderen mit der Kirche glücklicher (besser dran) sind. An dieser stelle sollte sich herausstellen, dass sie sich in einer Gruppe von nun ja Gläubigen befindet und die sind in der Regel nicht die Art von Menschen, mit denen man sich umgeben möchte.
Wenn der Zweifel gesäht ist und sie dir nach wie vor vertraut, dann kannst du anfangen sie auf die Negativen Effekte ihrer Glaubensgemeinschaft aufmerksam zu machen. Erst an diesem Punkt, wenn sich herausgestellt hat, dass ein Zweifel, den du ihr eingegeben hast als korrekt herausgestellt hat, ist sie in der Lage die tiefgreifenderen Zweifel anzunehmen und nicht als Angriff auf ihre Spiritualität zu verstehen. Sähe Zweifel daran, ob sie mit dieser Kirche so gut bedient ist. Sage ihr nicht, dass sie anders ist, das wäre verletzend, weil sie nach wie vor der Meinung ist, sie würde ihre Spiritualität leben. Frage sie z.B. ob sie in der Glaubensgemeinschaft sie selbst sein kann oder das Gefühl hat eine Rolle zu spielen. Oder z.B. ob sie sich so auslebt, wie sie sich selbst sieht. Das zusammen mit dem aktuellen Zeitgeist der Selbstverwirklichung als höchstes Gut sollte genügen, dass sie sämtliche Manipulatoren und Profiteure von sich abschütteln will. Also fahr deine Waffen zurück und sei ihr die gute Freundin, die sie brauchen wird um das durchzuziehen.
Bei meiner Freundin hat es lange gedauert, die Zweifel zu säen. Aber das Ende kam krachend von einem Tag auf den anderen. Sie steckte auch noch nicht so tief drin, weil sie vor finanziellen Verflechtungen stets zurückgeschreckt ist.
Ich wünsch dir alles Gute dabei!