:-/ angst...
Ich war von meinem 6. Bis 17. Lebensjahr bei den ZJ und alles was mir davon geblieben ist, sind Angstzustände. Wie viele Religionen arbeiten auch die ZJ mit Angst. Halte dich an die Gesetze von Jehova oder er lässt dich am Tag des jüngsten Gerichts den ewigen Tod sterben.
Sie waren supernett und freundlich und haben mich wie eine Familie aufgenommen. Aber in mir war immer auch dieses Gefühl, dass ich nicht leben kann wie ich will. Auch das Selbstbewusstsein ging irgendwie runter, denn du hast Gott zu gehorchen, sollst ihn lieben aber fürchten. Es wurde der Eindruck vermittelt, dass die Liebe Gottes an Bedingungen geknüpft ist. Die Ältesten in der Versammlung sind eine Art Führungsperson, die helfen soll, auf dem Weg zu bleiben. Ich habe mich immer mies gefühlt, wenn ich von ihnen "liebevoll" bevormundet wurde weil mein Rock mal zu kurz war. Einmal hatte ich eine Beziehung mit einem Sohn eines Ältesten. Der Älteste mochte mich eigentlich gern aber die Beziehung wurde nicht akzeptiert und es wurde extra eine Versammlung einberufen um eine "Lösung" zu finden...Da kriegt man echt nen Knacks weg. Das mit der Beziehung ging wohl nicht, weil wir Teenager waren und Sex vor der Ehe sowas wie eine Todsünde ist. Wenn du das gemacht hast, kannst du dich gleich einbuddeln.
Einige Zeit später hatte ich nen "weltlichen" Freund (also jemand, der kein ZJ ist) mit dem ich ES auch getan habe und da hab ich entschieden zu gehen. Meine beste Freundin bei den ZJ war am Boden zerstört und hat mir einen gepfefferten Abschiedbrief geschrieben. Klar, aus ihrer Sicht ist ihre Freundin nun so gut wie tot und vom rechten Weg abgekommen.
Ich hatte jahrelang mit Ängsten zu kämpfen. Bei jedem Gewitter dachte ich das nun Harmagedon (Tag des jüngsten Gerichts) kommt und es die falsche Entscheidung war zu gehen. Mit der Zeit ging es dann besser, aber es ist schwer den Glauben abzulegen, den man seit der Kindheit eingetrichtert bekam. Das Gefühl ein Abtrünniger zu sein begleitet einen noch lang und das hat psychische Folgen. Mal ganz abgesehen davon, dass deine Brüder und Schwestern versuchen dich zu "retten".
Mit Meditation und dem Versuch eher an bedingungslose Liebe von Gott oder Engeln zu glauben, geht es heute recht gut. Man kann sich aber nicht einfach einen neuen Glauben aufkleben, es ist ein jahrelanger Prozess wenn man erstmal so down ist.
Bitte überlegt euch genau, was ihr an euer wertvolles Herz ran lasst. Wenn Gott uns liebt, dann wird er es immer tun, gerade weil wir unser Leben als Aufgabe sehen, in der Fehler dazu gehören. Glaube soll Kraft geben in schweren Zeiten und eine gute Basis bilden. Die ZJ sind was für Leute, die sich ein eigenverantwortliches Leben nicht zutrauen. Sie arbeiten wie viele Religionen mit Schuldgefühlen (wegen unserer Sündhaftigkeit ist Jesus für uns gestorben, weil uns nur dadurch vergeben werden kann etc.). Für mich jetzt einfach nur unlogisch. Jehova wird immer als unendlich gnädig und liebevoll aber gleichzeit als zorniger Gott dargestellt, der seinen Grimm ausschüttet. Hä? Lieben und fürchten geht für mich nicht. Wenn ich schon im alten Testament lese, dass z. B. Hiob getestet wurde, indem ihm Vieh genommen wurde, seine Familie ausgelöscht wurde und er dann am Ende krank da saß...und das Ende vom Lied ist, dass er alles "neu" bekommen hat, ist das kaum tröstlich. Alte Familie tot, hier hast ne Neue, weil ich dich so lieb hab und du den Test bestanden hast...
Oder Abraham, der den Befehl von Gott bekam, seinen Sohn Isaak zu opfern...nur um zu gucken, ob er echt treu ist...und kurz bevor er ihm die Kehle durchschneidet kommt ein Engel und sagt: April April...lass mal stecken, war nur ein Test vom lieben Gott....aha....
Jeder muss es selbst wissen, aber man sollte sich nie einengen lassen. Die Welt ist schon verrückt genug und wir sollten lieber selbst alle Gott sein indem wir in uns hinein fühlen. Wir alle wissen genau, was für uns und unsere Lieben gut ist und wenn es Gott gibt, dann will er, dass wir unsere Möglichkeiten nutzen und uns nicht in von Menschen gebaute Käfige stecken um vermeintliche Sicherheit und Stabilität zu schaffen.
Die Probleme, die wir haben, sind Aufgaben denen wir uns stellen müssen und die wir mit unserer eigenen inneren Stärke lösen können. Und sollten wir doch daran zerbrechen, glaube ich, dass auch das seinen Grund hat, da wir daraus lernen. Selbst wenn wir sterben denke ich, dass da noch etwas kommt nach dem Tode. Ich seh das Leben als Schule, die wir wenn möglich mit Auszeichnung verlassen. Und wenn nicht, vergeben wir uns das und versuchen es vielleicht nochmal.
LG
:-D