liva_11977900Mal etwas mehr Text :-D
Das ist eine sehr interessante Frage, die ich mir auch schon gestellt habe.
Da ich als Zeuge Jehovas aufgewachsen bin, war es in meiner Jugend immer selbstverständlich, dass die Bibel von Gott stammt und teilweise wörtlich, teilweise metaphorisch zu betrachten ist. Aber als ZJ lernt man nicht selbstständig zu denken und nachzuforschen. Man lernt einfach auswendig was die obere Heeresführung einem vorgibt. Bewusst einfach gehaltene Schriften, die sehr viel mit Beispielen und Veranschaulichungen arbeiten, und nur sehr wenig auf wirkliche Beweise eingehen. Man liest diese Bücher eher wie Romane, als dass man sie als Lehrbuch bezeichnen könnte. Und da man als ZJ davon ausgeht, dass die leitende Körperschaft (die in NewYork hockt) von Gott geleitet wird, geht man automatisch davon aus, dass alles was sie schreiben von Gott kommt. Doch dieses Denken habe ich recht früh aufgebeben, aber mir dennoch nicht die Mühe gemacht mich richtig zu informieren. Bis ich endlich aus diesem Trott heraus kam und einfach keine Lust mehr auf diese oberflächlichen Texte und Vorträge hatte und nicht mehr dort erscheinen bin. Dann habe ich angefangen selbst zu denken und nachzuforschen. Ich habe mich geschichtlich, Kirchen-Historisch, Wissenschaftlich und Philosophisch mit diesem Thema auseinander gesetzt. Mir quasi eine Auszeit genommen. Wenn die Bibel nicht göttlich ist, dann ist Religion Unsinn, dachte ich mir. Also habe ich angefangen die Bibel zu hinterfragen.
Nachdem ich wissenschaftliche und historische Beweise dafür hatte, dass die Bibel ein einfaches Menschenwerk ist, stellte sich die nächste Frage:
Warum wurden diese Bücher geschrieben?
Als Lehrbuch für unser Leben?
Als geschichtliches Dokument, dass bestimmte Personen ehren sollte?
Als Lebensversicherung (wenn dieser Jesus tatsächlich ein Erlöser von Sünden wäre)?
Als Sammlung von Geschichten, um daraus moralische Antworten zu erhalten?
Als politisches Instrument?
Aus geschichtlicher Sicht heraus, bin ich zu der Antwort gelangt, dass die Bibel, ebenso wie eigentlich alle Religionen, nur politischen Zwecken diente. Warum sonst hätte Kaiser Konstantin die Konzile einberufen? Er wollte religiöse Gleichheit im Land schaffen, so wie es im frühen Rom war. Jedes Volk des Altertums hatte immer eine eigene Religion, die sehr stark mit dem Staat verknüpft war, oder sogar den Staat bildete (z.B. Babylon, Ägypten). Der römische Kaiser wurde als Gott verherrlicht. Aber die Situation änderte sich durch das Christentum. Die vielen eroberten Völker wollten nicht an die Götter Roms glauben und schleppten ihre eigenen Götter mit sich herum. Durch das Zusammenleben entwickelten sich völlig neue Glaubensansichten und die Verwirrung im Volk war sehr groß. Die Juden erwarteten die Erfüllung ihrer Prophezeiungen und wollten diese so schnell wie möglich erleben. Deswegen traten auch so viele Propheten auf, u.a. dieser Jesus. Er brachte den Stein ins Rollen. Wie genau, kann man heute nicht mehr genau sagen, da es ja keine Augenzeugenberichte gab. Seine Anhänger verehrten diesen Mann anscheinend und so entwickelte sich eine völlig neue Religion, eine einfache Religion, ohne viele Mythen, Regeln und Bräuche. Sie war für jedermann zugänglich und einfach zu handhaben. Keine Opferungen, keine Statuen von Gottesbildern, keine Tempel, keine Speisevorschriften etc. etc.
Doch durch die Einfachheit dieser neuen Religion, konnten immer neue Dinge eingeflochten werden. So entwickelten sich in den Regionen Roms viele einzelne Lehren und Bräuche. Das Volk war immer noch uneins. So ein Volk zu kontrollieren ist sehr schwer. Es gab keine allgemein anerkannten Götter mehr, vor denen das Volk Angst hatte. Der neue Gott war der Gott der Liebe und der Güte. Damit konnte Konstantin nichts anfangen. Also lies er alle Bischöfe der einzelnen Regionen zu sich rufen. Sämtliche Schriften und damit verbundene Lehren wurden untersucht und auf Tauglichkeit für eine geeinte Christenheit getestet. Welche Bräuche und Lehren dem Volk am besten gefielen. Dadurch entstand die heutige Bibel und viele der Grundlehren der Christen. Da es aber zu viele Ansichten gab, splitterte die Kirche sich schnell wieder in verschiedene Richtungen. Es kamen wieder viele heidnische Bräuche hinzu, die sich nicht mit der Bibel in Einklang bringen ließen (Trinität, unsterbliche Seele, Hölle, Weihnachten, Ostern). Deswegen wurde die Bibel auch dem Volk vorenthalten.
Die Schreiber der Bibelbücher, sind nur schwer zu ermitteln. Zwar geben viele vor zu wissen wer die Autoren waren (wie z.B. die ZJ behaupten), aber tatsächlich weiß man es nicht. Vor allem die Evangelien sind nicht mehr ermittelbar, da die genannten Autoren zum Zeitpunkt der Niederschrift bereits über 100 Jahre tot waren. Die Autoren haben lediglich die Namen prominenter Personen genommen und aus mündlicher Überlieferung diese Geschichten aufgeschrieben. Dadurch ist es sehr schwer herauszufinden, was der eigentliche Grund für die Verfassung dieser Texte war.
Ich schließe mich da der Meinung vieler anderer Bibelforscher an, dass aufgrund des vorherrschenden Aberglaubens und der schwierigen Zeiten damals, die Menschen nach Hoffnung gesucht haben. Deswegen wurden viele Schriften angefertigt, die über Personen wie Jesus Christus handeln, um den Menschen eine Hoffnung und Trost zu geben. Mit Absicht wurden sie wahrscheinlich so Metaphorisch gehalten, dass jeder einzelne sich eine eigene Hoffnung bauen konnte. Es erleichterte den Menschen das Leben, wenn sie etwas hatten was ihnen einen Sinn und Zweck im Leben geben konnte und ihnen ein Ziel zeigte. Heute ist es nicht anders. Wer religiös ist, der ist es entweder weil er so erzogen wurde und es nicht anders kennt und meist dann zu faul ist etwas zu verändern, selbst wenn man weiß das nicht alles richtig ist oder man ist in einer Situation, aus der man sich befreien möchte und deswegen Hoffnung benötigt. Um religiös zu sein und wirklich an einen Retter zu glauben, muss man sich auch in einer Situation befinden, aus der man errettet werden kann (oder glaubt das es nötig wäre). Für mich persönlich sind religiöse Menschen daher einfach nur zu faul oder zu feige um ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. Und sie sind zu Naiv, da die glauben dass alles einen Sinn haben muss im Leben. Der Verlauf der Natur zeigt aber ganz deutlich, dass der Tod dazu gehört. Ohne den Tod wäre der Kreislauf der Natur gestört, denn ein Tod bedeutet auch gleichsam immer wieder neues Leben. Die meisten wollen sich damit aber nicht mit abfinden, weil sie denken das der Mensch zu etwas höherem bestimmt sein muss. Nur weil wir so ein Bewusstsein haben, heisst es noch lange nicht, dass es auch einen Gott, eine Bestimmung, einen Sinn für das Leben etc. geben muss.
Die Bibel ist für mich nichts weiter als ein Geschichtenbuch, dass sich nicht an historische Fakten hält, dafür aber einige Grundregeln für das Zusammenleben der Menschen nennt, die durchaus praktischen Nutzen für uns heute haben. Allerdings muss man dies sehr stark differenzieren, da einiges nicht mehr in unsere Zeit passt. Die wichtigste Aussage der Bibel, nach der ich mich selbst auch richte (auch wenn ich nicht mehr religiös bin) ist die Grundaussage von Jesus, die dort zu finden ist:
Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!
und
Behandle deine Mitmenschen und die Umwelt so, wie du selbst auch behandelt werden willst!
Genau diese beiden Gebote werden aber leider von den Religionen vergessen. Toleranz wird nur gepredigt, aber nicht gelebt. Würde man sich an diese kleinen Grundsätze halten, so hätte