Liebe keks110
Nachdem ich hier die blühendsten Schoten, so mancher unserer Mitbürger in diesem Land gelesen habe, möchte ich mich auch mal zu Wort melden.
Den rassisch denkenden sei gesagt, dass meine Familie sogar nach den Prinzipien der rechtspopulistischen Spinner wohl sehr gut als Deutsch durchgeht, was mir selbst aber mal 10 Meter hinten rum vorbei geht, denn was heißt schon Nation und national als Begriff. Ist nichts anderes als eine Abgrenzung eines "Wir" gegen "die Anderen". Besonders böse Menschen missbrauchen dann diesen Begriff, um das Wir gegen die Anderen zu bewerten. Da kommen dann solche Äußerungen raus, wie von Herrn Koch im günstigen Falle und im schlimmsten Fall der Holocaust oder die Vorfälle in Bosnien und Ruanda oder Genozid an Armeniern vor 90 Jahren. Die deutschen hatten das nur mal wieder besonders gründlich gemacht, gründlich wie sie sind.
Dass der Begriff der Kulturnation (wichtigste Grundlage für so manche rassistische Äußerung hier) gerade in Deutschland gar nicht so einfach ist, soll mal ein kleines Beispiel zeigen. Die Baden und die Elsässer sind direkte Nachbarn, sprechen beide deutsch und haben auch sonst viele Gemeinsamkeiten. Die Sache hat nur einen Haken. Die Elsässer bekennen sich trotz ihres vermeintlichen Deutschtums bewusst zu Frankreich, mit dem sie wesentlich weniger gemeinsam haben als mit dem Badischen. Die Baden bekennen sich als Deutsche, genauso wie die Ostfriesen. Die Ostfriesen sind aber in Kultur den Baden wesentlich verschiedener als die Elsässer. Das sind mal kulturgeographische Tatsachen. Und schon bekommt dieser sch
öne Kulturbegriff, dessen sich Ausländerhasser hierzulande bedienen deutliche Risse. Zumal Du musst wissen, bis 1934 gab es zumindest im Pass gar keine deutsche Nation, da warst Du Bayer, Preuße, Württemberger, Sachse...
Und auch heute wird auf die regionalen Verschiedenheiten zwischen etwa Bayern und Preußen großer Wert gelegt. Aus lauter Bayernverbundenheit gibt es dort sogar nicht die CDU, sondern die CSU.
Also Du siehst, der Nationalbegriff ist recht fragil.
Jetzt kamen aber in jeder Epoche Zuwanderer nach Deutschland. Zuerst um 1750 nach Preußen (Franzosen, Russen, Polen, usw.) und es war selbstverständlich, dass jeder dort seiner Manier nach im Rahmen der Gesetze leben konnte. Um 1900 kamen Millionen von Polen und Ukrainern ins Ruhrgebiet. Die -ewskis zeugen davon. Sie wurden in der Kohlindustrie gebraucht. Damals lag die Ausländerquote bei etwa 10% also höher als heute.
Perfektioniert hatten das "unsere" guten national denkenden Mitbürger in der Hitler-Zeit. Da gab es die meisten ausländischen Arbeiter in Deutschland, die aber auch sagenhaft ausgebeutet wurden. Und heute schreien die selben, dass ihnen Ausländer die Arbeit weg nähmen. Was für eine Heuchelei!
Dann in Zeiten der Bundesrepublik wurden wieder Arbeiter gebraucht, undzwar solche, die möglichst billig möglichst einfache Arbeiten erledigen. Seltsamerweise hatten sich da die Deutschen nicht beschwert. Die "Fremdarbeiter" wurden zuerst auf Werksgeländen kaserniert und später war auch das Mieten von Wohnraum außerhalb möglich. 1975 mit wachsender Arbeitslosigkeit kam dann der Anwerbestopp. Bis dahin war Integration nicht vorgesehen und dann eigentlich auch nicht. Die niedrigen Löhne füre die einfachen Arbeiten führten dann dazu, dass viele Ausländer wieder unter sich blieben, in Stadtteilen wo es billig war und kein Deutscher mehr wohnen wollte. So fand Kontakt und Austausch nie statt. Mit der wachsender Rationalisierung und Arbeitsplatzabbau bei einfachen Tätigkeiten kam dann zunehmend Konkurrenz zu deutschen Arbeitern auf, die dann, ist ja auch am einfachsten, anfingen, den Verlust ihres Arbeitsplatzes nicht der Firmenverwaltung sondern "den Ausländern" anzuhängen. Und so kam dann die heutige Mischung. Ignoranz der Deutschen gegen Ausländer und auch umgekehrt, kein Aufeinanderzugehen, Ausgrenzung, Arroganz der Deutschen gegen Ausländer (Kümmeltürke, Ali, Spaghettifresser, usw.).
Erst vor wenigen Jahren hat dann die Politik bemerkt, dass das bornierte Leben in so genannten Parallelgesellschaften nicht funktioniert und Integration her muss. Nach 30 Jahren!!! Gebremst wurde das Ganze immer von konservativen und rechtspopulistischen Politikern, à la Strauß (damaliger Innenminister) und solchen Vögeln, wie Koch, Schäuble und wie sie alle heißen. Erst jetzt wird langsam angepackt!
Dann gibt es aber auch noch heute viele Menschen in Deutschland, die es schlichtweg nicht ertragen, dass sie mit einem Kümmeltürken gleichgestellt sein sollen, wie so manche Schreiber hier. Die berufen sich dann auf populistische Haltlosigkeiten à la Sarrazin und Leitkultur und ausländische Verbrecher und den ganzen Krusch. Recht gibt ihnen ihr Standard-BILDungsblatt, wobei der Axel Springer Verlag nicht gerade als politisch links gilt. Und fertig ist die perfekte Mischung für gesellschaftliche Schwachmaten und Brunnenvergifter, die ihren Selbsthass und ihre eigene Unfähigkeit immer auf die Schwächeren projizieren, um selbst wenigstens einmal der Stärkere zu sein. Solche Demagogen sollten sich was schämen, denn sie machen aus egoistischen Gründen den Prozess eines Miteinander der Kulturen kaputt.
Diesen möchte ich als Deutscher und Europäer sagen, dass sie es sind, die meiner Meinung nach aus Deutschland abgeschoben gehören, weil sie hier mit Stammtischhetze Stimmung gegen Minderheiten machen. Alle diese Schreiber - hier und in der Öffentlichkeit - sollten sich im Klaren darüber sein, dass sie mit ihren Parolen es sind, die Wegbereiter für solche Taten wie aktuell in Norwegen sind, weil sie genau die selbe Art und Weise des wertenden Denkens über Menschen benutzen, nur weil sie nicht schon seit den Dreißigjährigen Krieg hier wohnen!
Diesen "Deutschen" kann ich nur sagen, schämt Euch! Ihr habt es nicht verdient in einer Demokratie zu leben, die Euch Freiheiten gibt wie nie zuvor. Ihr wisst sie selbst gar nicht zu schätzen und wollt sie nicht mit "den Anderen" teilen! Pfui Teufel!
Deswegen liebe keks110, Du bist mir hier herzlich willkommen undzwar besonders wegen Deiner Mühe, Vorurteile zu berichtigen, Fakten zu belegen und sachlich zu diskutieren! Das kriegen Deine meisten Gegenredner nämlich im Leben nicht hin, die Versager! Mit Dir fühle ich mich wesentlich mehr verbunden, als mit solchen populistischen Dummschwätzern!