foster_12237918Was ich sagen würde...
Etwas zu sagen würde nicht ausreichen.
Eins vorweg:
Ich glaube nicht an das Böse.
Jetzt werden das vermutlich die meisten Menschen von sich behaupten - so weit ist die Gesellschaft ja durchaus. Aber ich glaube auch nicht an das Schuld-Prinzip.
Wir handeln, wie wir handeln, weil wir sind, wer wir sind.
Das trifft auch auf die Täter zu.
Anstatt also unsere drakonischen Rachefantasien zu befriedigen, sollten wir vielleicht lieber überlegen, wie wir verhindern können, dass Menschen zu Mördern und schlimmerem werden.
Täter, die schon Täter sind, müssen nicht einfach bestraft werden. Sie müssen umlernen! Sprich: Eigentlich kann jeder Täter einer menschenverachtenden Tat eine Therapie gebrauchen und nicht nur die, die nach gängigen Definitonen "geisteskrank" sind. Und wenn sie das nicht schaffen, gehören sie eben anschließend in Sicherheitsverwahrung.
Und jetzt kommt das, was ich direkten oder indirekten Opfern liebend gerne vermitteln würde:
Es ist für die eigene Psyche sehr viel entlastender, zu *verstehen* als sich zu rächen!
Zu verstehen, dass dem Täter die Einsicht in sein Handeln fehlte und warum dies der Fall war. Dass sich der Täter deswegen auch nicht anders verhalten *konnte*.
Menschen verkraften es besser, wenn ein Hurricane ihr Haus zerstört, als wenn ein Brandleger der Verursacher war. Wenn wir aber lernen, dass beides gleichermaßen unvermeidbar war, kommt man auch mit dem Brandleger besser zurecht.
Im Amerika gibt es Vergebungs-Kurse für Menschen, denen schreckliche Verbrechen widerfahren sind. Das Ziel ist vor allen Dingen, die eigene Psyche zu heilen.
Weißt du, wer diese Kurse ins Leben gerufen hat?
Ein Mann, dessen Mutter von ein paar Jugendlichen zu Sylvester brutal vergewaltigt und ermordet wurde.
Er fand nur dadurch "Seelenfrieden", dass er seinen Hass durch Vergebung bekämpfte.
Reinhard Tausch (Psychologe) beschreibt den Vorgang folgendermaßen:
"Beim Vergeben finden intensive innere Selbstgespräche in einem Menschen statt. Es ist eine mentale, gedankliche Bewältigung eines Ereignisses, das zunächst Enttäuschung, Wut, Ärger, Verletzung und seelische Schmerzen auslöste. Es ist nicht notwendig, einem anderen mitzuteilen, daß wir ihm vergeben oder verzeihen. [...] Entscheidend ist, daß wir dem anderen innerlich vergeben."
Der Begriff ist zwar christlich geprägt, funktioniert aber auch blendend rational begründet.
Rache hingegen... Es gibt kaum eine Rache, die zu einer echten Erleichterung führt.
Allein der Opfer wegen würde ich lieber dabei helfen zu vergeben, als Rachegelüste zu bestätigen.
Wenn ich das den Angehörigen so einfach "sagen" könnte, wäre das bestens! Aber diese Erkenntnis zu erlangen ist schwierig, wenn man blind vor Hass ist.