In der Nacht vom 30. September zum 1. Oktober mußte ich unseren Kater (ca. 12 Jahre alt) einschläfern lassen.
Die Entscheidung war nicht einfach. Ich zweifle nicht, dass der Zeitpunkt richtig war. Er war schon seit Jahren krank, bekam Medikamente, hatte Herzprobleme, Wasser in der Lunge, wurde immer dünner und schwächer, hustete schlimm, übergab sich immer wieder, obwohl er kaum noch fressen konnte. (Um Rückfragen vorzubeugen: ja, wir waren regelmäßig in tierärzlicher Behandlung.)
Ich frag mich halt einerseits, ob es ok ist, sowas zu "verfügen" und durchzuziehen - und andererseits ist es vielleicht auch gut, dass es für Tiere diese Möglichkeit gibt und sie sich nicht bis zum Allerletzten durchquälen müssen.
Die Mutter der Freundin meines Sohnes ist Tierärztin und ich dachte, es wäre eine gute Idee, ihn nicht zu unserem Tierarzt zu transportieren und in der Praxis töten zu lassen. Er hatte lebenslang solche Angst im Auto. Es kam anders.
Sie kam also zusammen mit meinem Sohn hier her. Abends um 22:30, nach ihrer Sprechstunde und noch Hausbesuchen.
Moritz hat mir immer blind vertraut, war ganz arglos und ich fühle mich, als hätte ich ihn verraten.
Sie hat ihn hier im Wohnzimmer auf dem Teppich erstmal in Narkose legen wollen aber kurze Zeit nach der Spritze (intermuskulär) - fuhr er plötzlich panisch wieder hoch, obwohl er vorher schon ganz dämmerig war, schoß - gegen das Sofa, ein Regal, Stühle, schwankend, fiel um, kam wieder hoch und brach schließlich 3 Meter von mir entfernt zusammen, noch im Liegen versuchend, mit den Krallen Halt zu finden. Es war entsetzlich. Er übergab sich nochmal, obwohl der Magen schon leer gewesen ist und fiel dann in Narkose.
Anschließend bekam er eine 2. Spritze, eine Überdosis in den Bauchraum.
Nach einer Zeit hörte er auf zu atmen und das Herz blieb stehen.
Ich wollte ihm die Angst ersparen, transportiert zu werden, in eine Praxis zu müssen.
Ich wollte, dass er ruhig hier in seinem vertrauten Zuhause müde wird und einschläft. Mit meinem Geruch, meiner Stimme, meiner Hand auf seinem Fell und allem, was er sein Leben lang gekannt hat.
Stattdessen hat er Panik gehabt, sich an den Möbeln geschlagen, mich verzweifelt entfernt schreien und weinen hören. Meine Angst und das Entsetzen sind ihm sicher nicht verborgen geblieben.
Wieso habe ich ihm das angetan?
Dazu kommt: Er war eine reine Wohnungskatze, also immer hier und bei allem dabei. Er fehlt so sehr, am 22. Novenber wäre er 10 Jahre bei uns gewesen.
Meine Sinne spielen mir Streiche. Ich sehe und höre ihn immer noch in der Wohnung...
Bin reichlich neben der Spur. Kaum Schlaf, viele Tränen, viele Fragen. Was ist da passiert? Wie kam es, dass er nochmal so in Panik geraten mußte? Die Tierärztin meinte, das passiert manchmal, aber ich verstehe nicht, warum.
HAT VON EUCH JEMAND ETWAS VERGLEICHBARES ERLEBT, ODER KENNT EINE ERKLÄRUNG?
Ich dachte, er bekam vielleicht durch das Wasser in der Lunge beim Wegdösen keine Luft mehr und dadurch Angst und einen Adrenalinstoß. Die Ärztin glaubt das nicht.
ICH WERDE DIESE BILDER IN MEINEM KOPF NICHT LOS.
Ich hatte viel Zeit, mich in Ruhe von ihm zu verabschieden. Die ganze Nacht. Ich habe mich immerwieder überzeugt, dass er wirklich tot ist. Erst am nächsten Nachmittag haben wir ihn im Garten begraben. Bis dahin lag er in seinem Körbchen hier bei uns zuhause. Es hat mir gut getan, insofern wenigstens das schrecklich Unfassbar begreifen zu können.
In meinen "Jahreszeiten"- Alben sind Fotos von unserem Möhrchen, falls Ihr mal schauen mögt...
Sehr bewölkte Grüße von der
Schnurgelschnecke