Heute vor 1 Woche ist meine Katze Ronja gestorben.
Sie und ihre Schwester Hermine sind am 13.11.2005 zu uns gekommen, an einem kalten Sonntag sind sie von Freunden meines Mannes und mir unter deren Pavillion gefunden worden. Sie waren damals wohl beide von ihrer Mutter dort hingeschleppt worden, unser Freund hat sie mit zu sich ins Haus genommen und war ziemlich ratlos, was er mit ihnen machen sollte - seine Frau hat eine starke Tierhaarallergie. Wir sind damals eigentlich nur hingegangen ( unsere Freunde wohnen in der Parallelstrasse ), um uns die beiden Stubentiger mal anzusehen. Und dann haben sie sich einfach in unser Herz gestohlen und sind schlussendlich in einem Pappkarton mitgekommen. Sie waren beide noch ganz klein, die Tierärztin ging davon aus, dass sie keine 5 Wochen alt waren. Wir haben sie mit Spezialmilch ernährt, beide waren sehr krank ( Fieber, Duchfall, verklebte Augen, Schnupfen ), es war auch sehr schwierig, sie einzufangen, wenn wir alle zwei Tage zum Tierarzt mussten. Beide Damen waren sehr scheu, liessen sich lange Zeit nicht anfassen und wir hatten alle in der Familie den einen oder anderen Kratzer oder Biss abbekommen.
Aber mit der Zeit fassten die beiden Süssen endlich Vertrauen zu uns. Hermine ist die Zartere, Elegantere, hellgrau mit einem weissen Brustlatz und die rechte Hinterpfote sieht aus, als wäre sie in weisse Farbe getapst. Ronja hatte richtig grüne Augen, sie war dunkelgraugetigert, mit einem sandfarbenen Fleck auf der Stirn und einem weissen Strich wie eine Strumpfnaht auf dem rechten Hinterlauf. Sie war die stämmigere von beiden, der kleine Kobold, der immer zu Streichen aufgelegt war, gutmütig mit dem Spielzeug unseres Sohnes spielte und am liebsten auf dem Ehebett lag, wenn ich bügelte oder sich zu uns kuschelte, wenn wir schliefen. Nachts sprang sie laut schnurrend auf das Bett, trampelte sich eine Kuschelkuhle zurecht und begann zu schnarchen.
Ronja ging sogar mit uns spazieren. Besuchte ich unsere Freunde, wo sie damals gestrandet sind, kam sie mit und spielte dort im Garten mit den Vögeln fangen oder rollte sich auf einem Liegestuhl zusammen, bis ich wieder nach Hause ging. Sie lief wie ein Hund neben uns her, guckte immer zu uns hoch und miezte. Sie klang immer wie eine verrostete Türangel, wenn sie " kommunizierte ".
Hatte sie in der Nacht Hunger, so kratzte sie am Kleiderschrank, leckte mir das Gesicht oder stupste mir die Pfote über das Gesicht. Sie fuhr dabei nie die Krallen aus, nie. Sie schnurrte immer so behaglich, wenn wir beide schmusten, sie brummte ganz tief und es war, als betastete sie mein Gesicht. Bei manchen Gelegenheiten hatte ich das Gefühl, als wenn Ronja direkt in meine Seele schauen konnte. Wenn es mir richtig schlechtging, ich Sorgen hatte, war sie immer da - und brummte mich an..
Letzte Woche Freitag hatte unser Nachbar Besuch von seinem Schwager. Dieser besitzt einen Hund, lammfromm. Ronja hatte im Haus geschlafen, kam raus und wollte wohl mal gucken, was auf der Strasse los ist. Der Hund hat sie angebellt, sie hat sich erschrocken und ist wie von der Tarantel gestochen über den Gartenweg zurück auf unsere Terrasse. Plötzlich hat sie im vollen Lauf gestoppt, sich überschlagen und ist gegen unseren Sichtschutzzaun geprallt. Dort blieb sie einfach liegen, die Augen weit aufgerissen. Ich bin zu ihr hin, hab versucht, ihr Herz zu massieren, ihr Luft ins Mäulchen zu pusten, während mein Mann den Autoschlüssel holte. Ich habe sie in den Armen gehalten, als wir zu Tierarzt rasten, bin mit ihr einfach ins Sprechzimmer geplatzt, hoffend, dass man ihr noch helfen könnte.
Doch da war nichts mehr. Die Tierärztin konnte nur noch den Tod unserer, meiner kleinen Ronja feststellen. Es war wohl ein Herzinfarkt. Zu Tode erschrocken, als der Hund sie anbellte.
Ich konnte es nicht fassen, als ich sie in meine Jacke wickeln musste und wir wieder nach Hause fuhren. Sie war so leicht in meinen Armen, sie war bei mir und doch nicht. Sie konnte mich nicht mehr hören.
Wir haben Ronja in unserem Garten in ihrer hellblauen Decke beerdigt . Es ist sehr schwer für uns alle, für unseren Sohn, für meinen Mann und für mich. Auch ihre Schwester ist ziemlich verstört, frisst kaum, ist noch kratzbürstiger als sonst schon. Auf sie ist jetzt unser Hauptaugenmerk gerichtet, sie auch noch zu verlieren, wäre mehr als hart.
Ich vermisse meine kleine Ronja sehr.
Ich habe sie doch so sehr geliebt.
Ich gebe niemandem die Schuld an ihrem Tod.
Aber sie war eine ganz besondere kleine Katzendame.
Und dass sie nicht mehr hier ist, tut soo weh.
Ich kann nur hoffen, dass es ihr da oben im Katzenhimmel gutgeht und dass sie manchmal ein Zwinkern zu uns runterwirft.
:TRISTE: