HI!
Mein erstes Pflegepferd war ein Beißer und "Ausschläger" *g*, mein drittes Pflegepferd ein Durchgänger, also kann ich dir vielleicht helfen, denn bei beiden habe ich es in den Griff bekommen.
Also bei dem ersten Pferd dachte ich mir am Anfang auch, ich kann machen was ich will, er vertraut mir einfach nicht. Und ich hätte sein Vertrauen auch nicht mit Putzen und Knuddeln gewinnen können, denn Streicheln ließ er sich zwar, aber ich hatte kaum das Gefühl, dass er dies genoss. Beim Putzen ging er hin und her und versuchte dabei nach einem zu schnappen. Ganz schlimm wars beim Satteln, da hob er die Hufe, drehte sich schnell um und versuche zu beißen und auszuschlagen. Manchmal war ich wirklich dem Verzweifeln nahe, denn ich fand ihn so wunderschön (war übrigens auch ein Traber ;o)) und ich wollte mich unbedingt mit ihm anfreunden.
Ich kümmerte mich vielleicht 4-5 Monaten um ihn, ohne dass ich viel erreichen konnte. Aber dann kamen meine Sommerferien (ich war damals erst 12) und das war dann seine Zeit, denn ich hatte jeden Tag Zeit, zu ihm zu fahren. Und siehe da - nach 2-3 Wochen war er das brävste Pferd der Welt: ich musste ihn zum Putzen nicht mehr anbinden, er hörte auf zu drohen, geschweige denn zu schnappen und das nicht nur bei mir, sondern auch bei Allen anderen. Er war absolut ausgeglichen! Und das "nur" weil er jeden Tag geritten und "betüttelt" wurde.
Nach den Sommerferien ging es auch noch ganz gut, aber leider wurde er kurz danach verkauft.
Also kann ich dir dazu nur eines raten: lasst euch beiden zeit! um Vertrauen aufzubauen, reichen 3 Monaten bei manchen Pferden eben nicht. Versuche, so viel Zeit wie möglich mit ihm zu verbringen. Und was meiner Meinung nach auch sehr gut hilft, Vertrauen aufzubauen, ist viel spazieren gehen. Am besten mit einer Pause, in der du ihn grasen lässt. Wenn er auf der Weide ist, dann stell dich ab und zu einfach mal an den Zaun und schau ihm zu, ohne irgend etwas von ihm zu verlangen, nur damit er weiß, dass du da bist und du dich für ihn interessierst.
Dass du ihn viel putzt und "bestichst" ist auch auf jeden Fall der richtige Weg, aber pass auf, dass du ihm nicht immer nur in bestimmten Situationen Leckerli zu geben, denn solltest du in einer dieser Situationen mal keines dabei haben, kann es auch sein, dass er aus lauter Frust und Enttäuschung zuschnappt.
So, nun zum Durchgehen. Mein 3. Pflegepferd war ein Araber, der zwar schon 18 Jahre alt war, aber trotzdem auf seinen Galoppstrecken noch abgehen konnte wie Schmitt's Katze...
Und ich habe damals genau das gleich versucht wie du, durchparieren, Kopf rumdrehen, aber das hat ihn null interessiert.
Und irgendwann hab ichs aufgegeben und ihn einfach laufen lassen. Klingt vielleicht so, als hätte er sich damit durchsetzen können -ok hat er ja auch, aber trotzdem gab er es dann irgendwann auf, durchzugehen. Und auch dabei war alles eine Sache des Vertrauens. Am Anfang konnten wir uns beide net so arg leiden, aber er hat mir nach einigen Monaten nicht nur durch freudiges Begrüßungswiehern, sondern auch durch sehr braves Benehmen unterm Sattel zu verstehen geben, dass er mir vertraut. Feuerprobe für ihn war an einem regnerischen Tag(er haste Regen, wackelte dann immer mit dem Kopf), als er mal wieder meinte, "rumspinnen" zu müssen und die Haif-Stute vor ihm (die ihn nicht mochte), dann auch noch meinte, plötzlich stehen bleiben zu müssen, so dass er voll auf sie zulief und sie natürlich prompt die Hufe hob...er erschrak sich, machte zwei Galoppsprünge und das wars...ein Kindermädchen *g*
Hm lange Rede, kurzer Sinn...Zeit ist auf jeden Fall das Wichtigste, enttäusche ihn nicht und du wirst sehen, er wird bald alles dafür geben, um dich nie zu enttäuschen ;o)
Ich wünsche dir viel Erfolg und Geduld, kannst ja mal wieder posten, wie es läuft, lg ;o)