Antwort
Hi Heather!
"Antwort: Ist doch klar: Was dem Staat an Einnahmen durch Lohnnebenkosten wegfällt, holt er sich über Steuern (beim Arbeitnehmer) wieder zurück."
Ja, stimmt. Wahrscheinlich ja über die MwSt-Erhöhung. Ich glaube aber ehrlich gesagt, dass die schwache Binnenmarktnachfrage nicht hauptsächlich darauf zurückzuführen ist, dass die Leute zu wenig Geld haben. Klar, es gibt natürlich auch welche, die echt wenig Geld haben. Aber bei den meisten liegt es meiner Meinung nach hauptsächlich daran, dass sie eben Angst vor der Zukunft haben. Angst vor Arbeitsplatzverlust. Wenn man aber davon ausgehen könnte, im Zweifelsfall rasch wieder einen neuen bekommen zu können, würde das ja die Angst mildern. Und vermutlich den Konsum ankurbeln. Wirtschaft hat ja viel mit Psychologie zu tun.
"Die Sache mit dem Mangager und deine Argumentation verstehe ich nicht. Meinst du also, dass ein paar Millarden nicht genug Gewinn sind, er also durchaus ein paar Tausend Stellen in D-Land streichen kann, um billigere Produktionsstätten im (Ex-)Ostblock zu eröffnen?"
Na ich hab ja nicht geschrieben, dass ich das gut finde. Aber ich denke, es ist realistisch, anzunehmen, dass sich die Unternehmenseigner lediglich an der Rendite orientieren. Viele dieser Konzerne sind ja AGs, und es ist doch realistisch anzunehmen, dass jemand Aktien kauft, um damit Gewinn zu machen, und nicht, um irgendwelche soziale Ziele damit zu verfolgen.
Warum wird das Osteuropa-Lohnniveau immer unter unserem sein? Ich denke, die Lohnniveaus werden sich mit der Zeit angleichen. Die Leute dort sind ja auch nicht doof und bleiben freiwillig auf ihrem niedrigen Lohnniveau. Ausser wir werden qualitativ besser. Aber das geht nicht von heute auf morgen. Und soweit wir nicht qualitativ höheres Humankapital zu bieten haben, müssen wir wohl oder übel zumindest für eine gewisse Zeit unser Lohnniveau senken, um noch mehr Abwanderung zu vermeiden. Oder was schlägst Du vor?
"Die Superbeschäftigungswelle hat's nicht gebracht"
Aber es wurden doch wieder neue Arbeitsplätze geschaffen. Es könnten natürlich noch mehr sein :-) aber zumindest wurde ein Anfang gemacht. Ich sag ja nicht, dass ich die SPD-Politik grundsätzlich schlecht finde. Aber für meinen Geschmack ein wenig zu zaghaft und die Kapitalismus-Debattte war für mich persönlich echt zuviel.
"Wie weit wollen wir denn noch auf Kosten des Arbeitnehmers runter mit der Kohle?"
Sagen wir mal so, momentan ist man als Arbeitnehmer in einer schlechten Situation, vor allem wenn man nicht so gut qualifiziert ist. Aber wenn man dem Unternehmen wirklich was bieten kann, also wenn man über Humankapital verfügt, was man nicht mal so leicht outsourcen kann und was auf dem Markt gefragt ist, was der Unternehmer sich auf Dauer halten möchte, ist man als Arbeitnehmer in einer anderen Situation und kann sein Gehalt quasi selbst festlegen. Irgendwo dazwischen sollte man sich am besten befinden, vermute ich.
"und trotzdem seine Leistung zu bringen."
Ja, irgendwie geht es schon. Aber doch nicht auf Dauer, zumindest bei den meisten Menschen, oder? Man kann doch nicht wirklich jahrelang soviel arbeiten, ohne dass die Qualität nachlässt.
"Praktikanten, die kosten nichts oder fast nichts"
Ist ziemlich übel. Aber das wird nicht ewig so weitergehen, es gibt ja auch schon Aktionen dagegen, z.B. "Fair Company" von der Jungen Karriere. Die Absolventen machen das ja hauptsächlich, um keine Arbeitslosigkeitslücke im Lebenslauf zu haben. Aber da sowas ja heutzutage nichts aussergewöhnliches mehr ist, werden sich die Absolventen zukünftig hoffentlich nicht mehr so zu diesen Praktika gedrängt fühlen.
"Kann es sein, dass bei dir ein bisschen Idealismus mitschwingt?"
*g* keine Ahnung, das hat mir noch nie jemand gesagt. Sagen wir mal so, ich finde mich ungern mit unangenehmen Situationen ab und suche stattdessen nach Lösungen. Ich liege sicher hin und wieder auch mal daneben (bin ja auch nicht allwissend), aber auch wenn Du es mir nicht glaubst, ich mache mir wirklich Gedanken, bevor ich meine Theorien in die Welt hinausposaune.