Vertrauen
Da hast du natürlich vollkommen recht, aber wie würdest du dir eine solche Verhandlungsbasis vorstellen? Okay Schatz, wenn es dich verletzt, dann gehe ich nur ein bisschen fremd oder wie? In dieser Sache sind die meisten (ob nur pro oder contra Treue) nun mal leider kompromisslos. Friss oder stirb, wie du schon sagst - "ich gehe fremd, komm klar damit" oder "bleib treu, sonst ist es aus".
Beziehungen sind Verhandlungssache: auch da muss ich dir recht geben, im Optimalfall. Aber wie sieht die Realität aus? Man verliebt sich, hat eine schöne Zeit, geht in eine Beziehung und stellt dann fest, dass vielleicht nicht alles so rosig sein kann. Da prallen zwei Weltanschauungen aufeinander, da gibt es nervige Gewohnheiten und Dinge, über die man keine Einigung findet.
Denn du setzt dich wohl kaum bei einem Date mit einer Liste von Kriterien hin, die der Partner zu erfüllen hat, Notwendigkeiten und k.o.-Kriterien und Dinge, die schön, aber nicht notwendig sind. Auf einmal stellst du fest, dass dein Partner ständig Pornos schaut und keinen Grund sieht, damit aufzuhören, weil du etwas dagegenhast. Vielleicht riskierst du ab und zu mal einen kleinen Flirt, ein paar verstohlene Blicke, die dein Freund dir verbieten will. Vielleicht will einer der beiden auch mal alleine auf Partys gehen, und der andere hat ein Problem damit.
Bei den von mir genannten Beispielen wären Kompromisse eher denkbar. Aber es gibt auch Themen, da ist eine Einigung schwieriger, wenn sie denn möglich ist. Dazu muss sie vor allem von beiden erwünscht sein. Ist sie das seitens der TE nicht - da hat sich die Diskussion eigentlich erledigt.
Und an welcher Stelle glaubst du, gelesen zu haben, ich hätte gesagt, sie soll dies oder das machen, wenn sie es nicht will? Lies dir nochmal meinen Thread durch, da ist nicht eine einzige derartige Formulierung drin. Alles was ich gesagt habe ist, dass es sich meiner Meinung nach lohnt, mal auf die andere Denkweise einzusteigen.
Was den Safer Sex angeht, gebe ich dir absolut recht. Ich werde gewiss keinen Menschen mehr verurteilen, weil er fremdgeht, aber sich selbst und den nichtsahnenden Partner vor Krankheiten zu schützen ist das Allermindeste. Alles andere ist absolut verachtenswert.
Ich sage nicht, dass das mit dem Vertrauen unerheblich ist, aber es ist nunmal so: die meisten Menschen lügen nicht, weil sie böse und hinterhältig sind, sondern weil sie Angst haben, die Wahrheit zu sagen. Und das nunmal zurecht, weil Untreue für die meisten einen Trennungsgrund darstellt. Wenn es gelingen würde, eine Basis zu schaffen, in der Ehrlichkeit tatsächlich positiv aufgenommen wird, dann würden oft auch die Lügen verschwinden. (Wenn eine Frau einen Mann fragen würde, ob die zu dick ist, um zu erfahren, ob eine Diät oder Fitnessstudio nötig wären, könnte sie nur dann auch auf eine ehrliche Antwort hoffen.)