Hallo an alle.
Ich muss endlich mal um Rat fragen, und bitte nicht mit erhobenem Zeigefinger auf häusliche Pflichten hinweisen.
Ich habe in meiner Firma 10 Jahre lang gearbeitet, erst als Sekreträrin, dann im Einkauf, dann im Verkauf.
Die Firma ist spanisch, wir haben alle ein sehr lockeres Umgehen miteinander, alle sind per Du, flache Hierarchien etc. Die letzten Jahre haben mein Chef und ich ein besonderes Vertrauen entwickelt, bei mir zu Hause ging es drunter und drüber, wir haben Kinder im selben Alter, er wusste über meine Probleme bescheid (sowohl manchmal seelisch als auch finanziell), ihm musste ich alles immer aus der Nase ziehen.
Dabei habe ich viele Geschäfte ans Land gezogen, und als ich mich dann entschieden habe, wieder in die Heimat zu ziehen, hat er mir angeboten, eine Home Office zu gründen und weiter für die Firma zu arbeiten.
Ich dachte ehrlich gesagt, dass es ist, weil er den anderen Mitarbeiterinnnen nicht vertraut, und so meine Kenntnisse und mein Wissen auch auf long distance weiternutzen kann. War sicherlich auch ein Grund.
Aber ehrlich gesagt mögen wir uns, und ich glaube auch, es existiert eine gegenseitige Attraktivität. Allerdings dachte ich: aus den Augen, aus dem Sinn, und als er mir dann in der schwersten Wirtschaftskrise eine Lohnerhöhung geben wollte, sagte ich ihm, dass ich umziehen würde.
Als dann ein wichtiger Kunde ein halbes Jahr vorher kam, habe ich mich bei dem Kunden verabschiedet und gesagt, dass wir uns nicht mehr sehen würden etc.. Da hat mich mein Chef mit ganz rotem Gesicht und Tränen in den Augen angeschaut und ist ganz rot und Luft schappend gegangen. Das kann natürlich auch sein, weil wir immerhin 10 Jahre lang zusammengearbeitet haben, sein Vater zum Beispiel, der Präsident der Firma, hat auch geweint am letzten Tag
Naja, dann kamen die Pläne mit der Home Office, und dann kam noch eine Geschäftsreise, die wir gemeinsam gemacht haben, und das war so doof... wir haben da abends gemeinsam gegessen, mit Kunden, Spass gehabt, gelacht, uns ab und zu mal berührt, und dann sind wir jeder auf unser Zimmer geganen und haben uns nicht mal mehr angeschaut!!!
Es ist jetzt 10 Monate her und wir haben uns seitdem nicht mehr gesehen, ich habe Reisen gemacht, das Geschäft kommt nicht richtig in die Gänge, aber immerhin versuche ich es. Im Juni reise ich wieder in die Firma, er freut sich total, aber das tut auch sein Vater.
Jetzt hatte ich auf einer Geschäftsreise vor 2 Wochen einen Totalschaden am Auto, und nach langem hin und her mit der Versicherung habe ich mich ihm anvertraut und gebeten, dass die Firma mir einen Kredit für ein neues Auto gibt, da ich echt null Geld habe.
Was kommt als Antwort? Ich habe mit meinem Vater besprochen, dass die Firma ein Auto kauft, und du es privat nutzt. Ich wusste wirklich nicht, was ich sagen sollte. Firmenwagen hat es in der Firma noch nie gegeben, ausser die Chefs natürlich. Ich hätte ihn am liebsten abgeknutscht.
Ich weiss, meine Kollegen werden schlecht reden, wenn sie den Wagen sehen (aus Neid), aber wie seht ihr das?
Und vor allem: wie soll ich den ersten Schritt wagen? Mir ist es egal, ob wir uns nicht sehen, nur ab und zu sehen, ich will mich "liebevoll" für den Wagen bedanken (ich kann damit leben, jemanden ab und zu mal zu lieben, und dann ein halbes Jahr nicht zu sehen) - wie mache ich den ersten Schritt? Um den Hals fallen? Küssen? Wie kann ich seine Reaktion interpretieren? Wir sind beide normalerweise total reserviert!