Kopf hoch!
Was genau ist bei dir eigentlich das "irgendwie" an der "irgendwie angst, dass ich der einzige bin der noch jungfrau(mann) ist"?
Wenn es dir nur konkret darum geht, dich im Bekanntenkreis profilieren zu müssen, um bei irgendwelchen Standards mithalten zu können, vergiss es! - Völlig falsche Einstellung, und damit in deinem schon nicht mehr ganz unreifen Alter vielleicht wirklich etwas, das zu ändern dir eine professionelle Therapie helfen könnte.
Wenn es eher eine diffuse Angst ist, etwas verpasst zu haben, dass du glaubst, später kaum noch aufholen zu können, so kann ich dich allerdings (hoffentlich) beruhigen.
Du bist längst nicht der Einzige, dem es so geht, mit 19 Jungmann zu sein. Das weiß ich aus meinem Freundeskreis (die Kollegen sind inzwischen alle mit tollen Frauen "versorgt") und auch aus eigener Erfahrung. Man macht sich in jungen Jahren so einen Riesenkopf um den "Erstes Mal"-Scheiß, bzw. kriegt irgendwann Torschlusspanik, weil das Thema überall so übelst aufgeputscht wird, dass es einfach nicht mehr feierlich ist.
Und warum? Bloß, weil man es nicht besser weiß, bevor man es selbst erlebt hat, und weil es - aller vermeintlichen sexuellen Aufgeklärtheit zum Trotz - immer noch ein Tabu ist, damit offen umzugehen, wenn es sich nicht gerade um in jeder Hinsicht erfolgreiche Normkörper im besten Modelalter handelt. Blame it on the Jugendwahn!
Dabei ist da gar nicht soviel dabei, das wichtigste ist einfach, dass man jemanden findet, bei dem man sich öffnen kann und der sich auch öffnet, dass man sich wirklich aufeinander einlässt. Wenn sich die Richtigen finden, wird Sex zum Selbstläufer, egal wie früh oder spät man damit anfängt. Das Problem ist viel mehr das "früh", jedenfalls ist das mein Eindruck nach inzwischen doch schon zahlreichen Unterhaltungen im Freundeskreis mit den Erfahreneren dort über "früher". Bei denen lief nämlich längst nicht alles so perfekt, nur weil sie früher angefangen haben. Im Gegenteil war da einfach noch viel Unsicherheit mit im Spiel, und manches, was im Nachhinein als schlecht gelaufen gesehen wurde, und als Trainingsphase, über die man im Abstand lacht, die aber damals nicht unbedingt immer lustig war...
Außerdem bringt es einem nur bedingt was, sich eine zeitlang quer durch alle Betten gevögelt zu haben, wenn es nachher darum geht, eine stabile Beziehung aufzubauen. Manch einer braucht das phasenweise, oder meint zumindest, das zu brauchen, und im Nachhinein wird es dann als vertane - wenn auch rückblickend ganz amüsante - Zeit bewertet.
Über eines herrscht in meinem näheren Bekanntenkreis bei allen Einigkeit, egal wie lange sie vorher ungeküsst waren: Dass Sex mit zunehmender emotionaler Reife und daher mit genereller Lebenserfahrung einfach immer besser wird, und dass dabei die Quantität der Erfahrungen weniger zählt, als die Qualität der zugrundeliegenden Beziehungen, der gegenseitigen Vertrauenstiefe und dem (selbst)bewussten Umgang miteinander.
Was ich damit sagen will:
Verschwende nicht zu viel Zeit darin, dir einen Kopf darum zu machen, wann deine Zeit kommt :NON: , sondern male dir lieber aus, was du dir davon im besten Falle erwartest. Denn wenn du die eigenen Ansprüche kennst, steigen deine Chancen, die Richtige zu finden, enorm. Selbstbewusstsein macht sexy! Man muss dafür kein Draufgänger sein, man muss nur wissen was man (nicht) will. Außerdem verschwendet man dann automatisch weniger Zeit mit Blendern, Idioten und Schnepfen. Den Rest besorgt die ohnehin wachsende Menschenkenntnis.
Tja, dieses "ich selber halte mich für unattraktiv" hatte ich phasenweise auch, jedenfalls hielt ich mich bis zu meinem ersten Kuss nicht für besonders attraktiv - und da war ich schon deutlich älter als du. Aber am Selbstbewusstsein kann man arbeiten, und dafür ist es auch nie zu spät: Such dir Leute, die zu dir passen, öffne dich ihnen, soweit wie du es eben kannst, wenn du das Gefühl hast, ihnen vertrauen zu können, sprich in ruhiger Minute deine Unsicherheiten an, und du wirst feststellen, dass auch sie ihre Päckchen mit sich herumschleppen, und einige von ihnen froh sind, jemanden zu finden, mit dem sie drüber reden können.
Falls dir das schwer fällt, sprich es in deiner Therapie an. Damit hast du doch schon einen ersten Schritt gemacht, und irgendwann kannst du den nächsten auch im Privaten machen.
Zum Thema "schlimm für mich ist der ständige vergleich mit anderen jungs, die in meinen augen "besser" aussehen und daher auch die mädels ankriegen" kann ich nur sagen, dass es - zumindest ab einem gewissen Alter - nicht darauf ankommt, wie man aussieht, sondern darauf, was man charakterlich zu bieten hat. Und natürlich, wie offen man auftritt. Komm davon weg, dich hinter den Komplexen zu verstecken, überwinde nach und nach die Angst, deine Schwächen zu zeigen und dir eine Blöße zu geben. Das musst du nicht von heute auf morgen schaffen, aber bleib da dran.
Damit sind wir beim Thema "zurückgezogen und beinahe isoliert, was sich ja demnächst aufgrund des studiums ändert". Das Studium ist eine prima Chance, neue junge Leute kennenzulernen, denen es zum Teil ganz genauso geht! Nutze die ersten ein, zwei Semester dafür, gerade die ersten Wochen und Monate im Studium sind eine prima Gelegenheit, weil da alle neu sind und entsprechend auf der Suche.
Mit Freunden, die wissen wie du tickst, kannst du ganz anders auftreten, dich mitziehen lassen, am Anfang glaubst du noch, "dass ich niemals mal auf die tanzfläche gehen könnte", vielleicht macht ihr dann auch eher privat was los, wg-parties oder so, vielleicht zieht ihr irgendwann zusammen los, dancet like a motherfucker, oder auch nicht, ganz egal.
Wichtig ist vor allem, sich eins abzugewöhnen: "der ständige vergleich" mit Fremden ist der größte Abfuck überhaupt, und sowas von sinnlos.
Vergleichen kann man sich mit dem, wie man früher drauf war, sehen, was man - im eigenen Tempo - schon erreicht hat, die eigenen kleinen Triumphe feiern. Dazu natürlich auch sich "vergleichen" im Austausch mit anderen, die ähnlich ticken wie man selbst, um so in Gesprächen sich und die anderen besser zu verstehen - nicht unter Konkurrenzdruck, sondern in freundschaftlichem Austausch. Daran wächst man, zwischendurch verliebt man sich, verzweifelt, heult sich aus, baut sich gegenseitig wieder auf, wird nach und nach und fast unmerklich immer etwas lockerer, und irgendwann dann erwischt man die eine, die verblüffenderweise auf einen steht, obwohl man meint, sie könnte jeden haben, und die einen dann nach etwas harmlosem Flirten und ein paar guten Gesprächen einfach so flachlegt. ;-) ...oder von der man zumindest noch einiges lernen kann im Umgang mit Frauen, weil man sich gut versteht - wenigstens eine Zeit lang. Und das bringt einen ja auch wieder ein Schritt weiter.
Man darf sich nur nicht völlig einmauern mit seinen Problemen und ständig im eigenen Saft kochen.
Zwanzig ist doch echt kein Alter. Die ganze Welt steht dir offen!