Ganz ehrlich...
... Die Erfahrung, die eine 35-jährige Frau hat, hast Du wirklich nicht. Sonst wüsstest Du, dass man unmöglich jemanden heiraten kann, den man gerade mal kurz kennt. Und das nur, weil man es vermeintlich der Familie/Tradition/Religion/Kultur schuldet und um einen Eklat in der Familie zu verhindern.
Was Du in Erwägung ziehst - den Mann zu heiraten, ohne ihn vorher in einer Beziehung kennengelernt zu haben - ist Glücksspiel. Kann sein, dass es passt, kann aber auch sein, dass Du heiratest und feststellst, dass es absolut nicht passt. Deswegen ist es in Deutschland zumindest üblich, das Risiko, dass es nicht passen könnte, etwas zu minimieren, indem man erstmal "so" zusammen ist und die Möglichkeit hat, zu sehen, wer die andere Person ist.
Wenn Du die Möglichkeit hättest, diesen Mann richtig kennenzulernen, bevor irgendeine Ehe beschlossen wird, dann würde ich Dir sagen, ja, probiere es aus und schau, wie Du mit seiner Vergangenheit klarkommst bzw. wie er mit Dir umgeht und sich Dir gegenüber in einer Beziehung verhält und wie es ist, plötzlich Stiefmama von zwei Kindern zu sein.
Musst Du, um mit ihm zusammenzusein, heiraten, dann würde ich Dir ganz eindeutig davon abraten. Denn Du hast jetzt schon zu viele Bedenken und zudem wohnt der Mann in Istanbul und würde wollen, dass Du ihm folgst. Ich gehe mal davon aus, dass Du hier geboren oder zumindest aufgewachsen bist, dass Du zwar weißt, wie es ist, in der Türkei zu Besuch zu sein, aber keine Ahnung hast, wie es ist, dort auf unabsehbare Zeit zu leben. Deutschland ist was anderes als die Türkei, das ist nicht abwertend gemeint, um das zu betonen (habe ein paar Freunde, die hier geboren sind und das immer wieder bestätigen).
Davon ab liegt es natürlich ganz in Deiner eigenen Hand, ob Du glücklich wirst oder nicht. Versuchst Du aber, es allen möglichen anderen Menschen - Familie, Freunde etc. - rechtzumachen, so verringern sich die Chancen, dass Du wirklich glücklich wirst. Im Endeffekt lebt man dann sein Leben nur für die anderen Menschen um einen herum und verzichtet auf so vieles, weil man Angst hat, dass die Familie mit den eigenen Vorstellungen von Glück, Beziehung, Liebe usw. nicht klarkommt. Am Ende blickt man dann zurück und fragt sich, wo das eigene Glück geblieben ist...
LG