stan_11917090Ich bin neugierig.. ja auf das Leben, auf die Zukunft
Vor 2 1/2 Wochen ist er bei mir eingezogen, er wird im Dezember 22, ich bin im Juli 50 geworden.
Kennen tun wir uns schon lange, direkt neben mir wohnt ein guter Freund, er hat seine Schwester geheiratet. Angefangen hat es vor einem halben Jahr, wir waren beide ein wenig angetüdelt und landeten bei mir im Bett.
Natürlich war dies für mich ein OneNightStand, es geht doch nicht, der Altersunterschied, er steht am Anfang seines Lebens, will heiraten, Kinder haben usw, usw.
Ein halbes Jahr hat er um mich geworben, nicht liebestoll, sondern so einfühlsam, so ruhig, so gelassen und ich habe gemerkt, daß er mich so haben will, wie ich bin, vor allem nach dem Brustkrebs habe ich eine Brust verloren und die andere verkleinern lassen müssen, weil ich keinen Aufbau mehr machen kann. Also fühlt man sich als "Frau" natürlich nicht mehr so sexy und toll.
Auch "das mich ändern wollen" läßt er sein, aber auch ich versuche, nicht an ihm rumzuändern, denn ich liebe ihn so, wie er ist, wenn ich ihn ändere, dann ist er ja ein anderer und ob ich den "Geänderten" dann noch liebe?????
Ich liebe ihn, ich brauche ihn. Bei ihm kann ich mich endlich mal fallen lassen, anlehnen, Ruhe finden, Spaß haben, lustig sein, verrückt sein, wie sagte er gestern, wie ein kleines Kind freuen, ja auch das, und der Sex, naja, ist überwältigend, hervorragend, so guten Sex hatte ich noch nie.
Auch die Gesellschaft führte ich an, die etwas gegen uns haben könnte. Obwohl er letzte Woche krank war, hat sich seine neben uns wohnende Schwester nicht einmal nach ihm erkundigt. Sie grüßt, ist freundlich. Er hat sich eine Arbeit hier in der Nähe gesucht, seine Eltern dachten, er wohnt bei seiner Schwester, sie auch. Aber nein, er hat entschieden, daß er zu mir zieht, natürlich hatte ich ihm die Wahl gelassen.
Seine Eltern wissen es, seine Mutter ist ein Jahr jünger als ich, aber tun so, als wenn es ein "uns" gar nicht gibt, es wird totgeschwiegen. Wenn sie ihn sprechen wollen, rufen sie auf sein Handy an und nicht auf mein Festnetz. Ob er damit Probleme hat, er sagt nein, er will bei mir sein, so wie es ist, ist es richtig, alle anderen sind egal. Auch wenn ich ihm da widerspreche, denn die Familie ist schon wichtig. Aber er hält telefonisch Kontakt, vielleicht gewöhnen sie sich ja an mich.
Die Zukunft, für mich stellt sich diese Frage nicht. Es gibt das Lied "So soll es bleiben ..." dem kann ich nur zustimmen. Ich habe meine 100 % gefunden und werde sie so lange genießen, wie es geht. Es ist einfach wunderbar.
Streit gibt es nicht, weil wir uns nicht gegenseitig versuchen zu ändern, wir akzeptieren uns so, wie wir sind. Natürlich hat jeder seine Eigenheiten, die mußten wir kennenlernen, und dann einfach akzeptieren.
Meinen Freunden habe ich es mitlerweile gesagt, die Reaktion, so jung, na dann viel Spaß und wenn es für Dich o.k. ist, dann ist es auch für mich o.k. Wäre die Reaktion anders gekommen, hätte ich überlegen müssen, ob es sich hierbei um eine Freundschaft handelt.
Ich frage mich nicht nach dem Morgen, was ist in einem Jahr, was in fünf Jahren, dies habe ich gelernt, durch meine Krankheit, ich genieße den heutigen Tag, auch meine Arbeit, die Sonne, den Regen, weiß ich was morgen ist, morgen könnte der letzte Tag sein, für jeden von uns, also, warum Gedanken um Sachen machen, die ich nicht beeinflussen kann. Gestern bei dem Sturm hätte ein Baum auf mich, auf ihn, auf jemand anderen fallen können, und ich wäre dann nicht glücklich gewesen.
Er hat mir gesagt, er will immer bei mir bleiben, Kinder sind egal, er will mich, sogar heiraten.
Die einzige Bedingung die ich gestellt habe ist, daß ich von ihm direkt als erstes erfahren möchte, wenn da eine andere Frau ist, zu der er will. Dies will ich von ihm und nicht von seiner Schwester oder irgend jemand anderem erfahren.
Er weiß, daß ich denke, irgendwann wird er gehen, aber auch damit lebe ich, und auch glücklich. Warum soll ich mir heute den Kopf machen, wenn er in einem halben Jahr, in einem oder fünf Jahren geht. Weiß ich, ob ich nicht vorher gehe?
Es hört sich jetzt an, als wenn ich in den Tag hineinlebe, nein, ich bin ein ernsthaft arbeitender Mensch und ich möchte auch, daß ich meine Miete und meine Lebensmittel bezahlen kann.
Aber als der Sensemann bereits hinter mir Stand, und er Stand wirklich hinter mir, habe ich gelernt, egal was kommt, egal was ich mir für Sorgen mache, egal was ich mir für Gedanken mache, was ist wenn das und das eintritt, ich kann absolut mit meinen sorgengeplagten Gedanken nichts, absolut nichts ändern, nur meinen Tag vermiesen.
Ich genieße, ich freue mich, ich weine, ich lache und all dies mit einem Mann, den ich immer gesucht habe. Ich bin angekommen, habe meine 100 %. Den Altersunterschied haben wir während seiner Werbung ausdiskutiert, er ist egal.
Der einzige Gedanken, der mich ein wenig irritiert ist der, wie sage ich es meiner Mutter, sie ist 76. Aber auch da wird es einen Weg geben, einen Moment, den ich erkennen werde, wenn er da ist. Sie kennt ihn, mag ihn, aber nur als Bruder meiner Nachbarin, nicht so, wie es jetzt ist. Mein jüngerer Bruder meinte nur, ich finde es toll, daß Du endlich einen Mann gefunden hast, der dir so gut tut.
Ja, er tut mir gut, ich lebe und genieße.
Alles andere kommt sowieso, ob ich mir nun den Tag mit sorgenvollen Gedanken voll packe oder den Tag voller Freude erlebe.
Übrigens, eifersüchtig bin ich auch, aber nur auf meine Katze, die geht fremd, und zwar mit ihm. Wenn er da ist, bin ich total abgeschrieben. Und auch das Liebe ich an ihm, er liebt auch meine Katze.
Seine Werbung habe ich erst angenommen, als ich mir selber sicher war, daß ich mit den auftretenden Schwierigkeiten leben kann und mir diese eigentlich egal sind.
Natürlich zerreißen sich die Leute hier das Maul über mich, aber das haben sie schon getan, als ich mit Glatze rumlief und sie dachten, ich hätte Aids. Als sie dann mitbekamen, daß ich Chemo gegen meinen Krebs bekomme, waren sie auf einmal super nett zu mir.
Kurz drauf kam das Lied "Laß sie reden .... ", da hatte ich schon den Verdacht, daß man meine Gedanken gelesen hat und daraus dann das Lied gemacht hat. ;-)
Meine Meinung ist einfach, daß man zu sich und zu seinen "Taten" stehen soll, egal was geschieht. Dann können einem die anderen nichts mehr anhaben. Aber dazu gehört wohl schon eine gehörige Portion Selbstbewußtsein, und das haben sowohl mein Freund, als auch ich. Wir lachen einfach über die Anderen, miesepetrigen, mit sich selbst nicht zufriedenen Menschen.
Übrigens, ein ganz toller Spruch von Tucholsky: "Alles ist die Wahrheit, auch das Gegenteil" könnte hier vielleicht ein wenig umgeändert werden in "Alles ist Richtig, auch das Gegenteil" es kommt nur darauf an, wie man selber dazu steht. Nur wenn man selber zu sich steht, werden die anderen das vermeintlich "Un-Richtige" zumindest tolerieren.
Heute ist ein sonniger Tag, den werde ich jetzt in unserem Garten genießen, es gibt noch genug zu tun, bevor der Winter endlich kommt.
Vielleicht höre ich ja mal etwas von Dir.