Hallo zusammen!
Ich warne euch jetzt schonmal, das es genug zu lesen gibt ;)
Ich muss es aber jetzt einfach mal runterschreiben, was mich momentan ziemlich fertig macht.
Ich bin Mutter von einer 15 Monaten alten Tochter. Sie ist ein absolutes Wunschkind und wir haben lange auf sie gewartet. Umso glücklicher waren wir, als sie da war.
Angefangen hat alles damit, das meine Cousins sich an mir vergriffen haben. Ich war 4 Jahre alt. Das ging, bis ich 16 war. Ich habe immer mein Mund gehalten und habe niemanden was davon erzählt. Ich wurde so erzogen, alles hinzunehmen und immer zu allem "Ja" und "Amen" zu sagen. Bloß nicht auffallen und nein sagen! Als ich damals mein Realschulabschluss gemacht habe, hatte meine Nachhilfelehrerein so eine gute Antenne, dass sie merke, das ich viel "Show" mache und es mir tief im inneren ziemlich mieß geht. An dem Tag kam alles raus. Da ich schon seit der 2 Klasse gemobbt worden bin, war das natürlich ganz toller Gesprächsstoff und alles wurde nur noch schlimmer. "Du bist doch selber Schuld!" war das beste was ich bis dahin gehört habe. Als auch rausgekommen war, das ich gemobbt werde, wollte meine Klassenlehrerin mit den Leuten reden. War eigentlich eine gute Idee, jedoch irgendwie falsch geplant. Nun saßen sie da, zu 5 und wussten genau was ablief. Ich saß auch da, alleine, weinend.. Jetzt traut euch mal da zu sagen "Ja! Ihr seit diejenigen..!". Ich war für den Rest der Schulzeit der Trottel und wurde in der gesamten Schule, im Bus und im Dorf fertig gemacht. Gott sei Dank kamen die Prüfungen und war von all den Leuten weg.
Danach arbeitete ich im Kindergarten. Ich war Azubi und meine Mentorin war wie eine Mama für mich. Sie war meine erste richtige Bezugsperson. Sie lobte mich und zeigte mir, das ich ein toller Mensch bin. Meine Eltern halten nicht viel von loben. Sie sind streng konservativ und lassen keinerlei Gefühle an sich ran. Sie Leben in einer "Seifenblase" und wehe es kommt etwas zu nahe, was die Blase zum platzen bringen würde! Da verstehen sie kein Spaß. Ihr müsst wissen, das ich in einem kleinen Dorf aufgewachsen bin wo alles von außen schön sein muss. Egal wie die Familienverhältnisse sind, außen muss alles stimmen.
Jedenfalls arbeitete ich dort 1 Jahr. Ich lernen mein Mann kennen und wurde schwanger. Ich war so glücklich, das ich zu meiner Mentorin ging und ihr alles erzählt hatte. Glücklich schien sie nicht ;(
Als ich dann im 9 Monat schwanger war, kam die Nachricht: Deine Mentorin ist letzten Montag in ihrer Wohnung tot aufgefunden worden.
Ein Schlag ins Gesicht. Sie hatte sich mit Tabletten das Leben genommen. Auf einmal. Alles weg. Ich konnte mich damals nicht verabschieden, weil ich eine Schwangerschaftsvergiftung hatte und ich nicht hin fahren durfte. Der FA hatte mir gesagt, das es für mich zu gefährlich sei und ich es mir gut überlegen sollte, fürs Kind. Jetzt hatte ich Schuldgefühle ohne Ende. Ich wusste das sie auch Kinder und eine Familie haben wollte. Ihr Freund hatte sie aber verlassen und ich blöde Kuh erzähl ich dass mit mir und meinem Mann. Ich verzeihe mir das nie! Ich wusste aber nicht, dass sie wieder alleine ist ;( sonst hätte ich das nie erzähl! Sie sagte auch nichts dazu. Ich fühle mich so schuldig ;( Ich habe das Gefühl, das ich "Teilschuld" habe ;(
Es ist nun mehr als 1 Jahr her und ich verkrafte es einfach immernoch nicht. Ich war bis jetzt einmal an ihrem Grab und bin zusammengebrochen. Mein Mann musste mich halten und wir mussten wieder gehen. Ich kann das irgendwie nicht akzeptieren, dass sie jetzt einfach nicht mehr da ist. Sie ist so ein toller Mensch gewesen!
Ich habe nun meine Tochter und sie ist nicht gerade einfach. Ich weiß das es kein "Bilderbuchbaby" gibt, aber meine schreit bei jeden piep, sie isst nicht (ich muss alles pürieren und wehe es ist ein Stückchen drin, dann brichts sie alles aus), trinkt nur aus dem Fläschchen und sie ist von den Fortschritten so weit, wie ein halbjähriges Baby. Ich versuche sie zu fordern aber sie will einfach nicht. Egal wie ich es mache. Sie schläft ständig ein, obwohl sie sehr viel schlaf bekommt. Ich spiele viel mit ihr und versuche auch, sie zu motivieren wo es nur geht. Aber sie will einfach nicht.
Zu guter letzt habe ich da meine Eltern. Wie schon oben beschrieben sind sie wirklich nicht einfach. Wenn ich mit ihnen versuche drüber zu reden kommt immer ein und der selbe Satz "Tja,.. das Leben ist hart!".
Sie haben mir schon in der ersten Woche, als unsere Tochter auf der Welt war gesagt "Du Rabenmutter!". Sie sagen mir: "Oh sie kann noch nicht laufen! Ohje.. das ist aber nicht gut! Der Tee da, ist der gut für sie? Was sie trinkt schon aus dem Trinklernbecher mit 14 Monaten? Das ist aber nicht gut!" Sie stellen mich so hin, als würde ich meine Tochter schlagen, weil sie damals von meinen Eltern deren Hund an den Schwanz gezogen hat und ich gesagt habe "Hey! Das darfst du aber nicht! Das tut weh!" und meine Kleine mich einfach nur mit großen Augen angeschaut hat. Es ist ABSOLUT TABU für uns! Wir haben sie noch nie geschlagen und werden das auch niemals machen!
Ich mache eh alles immer falsch und kann meine Eltern einfach nicht zufrieden stellen. Egal wie ich es anstelle.
Heute ist der Stand so, das ich ausgepowert, müde, erschöpft und kraftlos bin. Ich bin nur noch gestresst und weine sehr sehr viel. Ich ziehe mich immer mehr und mehr von allem zurück. Ich habe keine Lebensfreude mehr. Ich bin 22 Jahre und einfach nur erschöpft. Sobald ich versuche den Haushalt zu erledigen, habe ich das Gefühl, das ich das ganze eh nicht packe. Ich breche dann in Tränen aus und will von niemanden mehr was wissen. Mein Mann arbeitet weiter weg. Er muss jeden Tag 3 Stunden fahren (hin und zurück). Er hatte schon ein Unfall. Er ist eingeschlafen und gegen die Leitplanke gefahren. Jeden Tag habe ich nun Angst, das ihm was passiert. Wir suchen schon in der Nähe eine Stelle, aber bis jetzt hat sich noch nichts als Absagen ergeben. Solange sich nichts findet, telefoniere ich jeden Tag mit ihm, bis er vor der Haustüre steht um sicher zu gehen, das er nicht einschläft. Morgens meint er, es gehen noch ohne telefonieren, weil er wach ist. In der Zeit muss ich kochen und schauen, das mein Kind nicht wieder mir das Bad unter Wasser stellt.
Ich weiß momentan einfach nicht weiter. Vielleicht kann mir einer von euch einen Rat geben. Vielleicht fühlt ihr euch auch so und wisst, welcher Weg nach draußen führt.
Schonmal für das ganze lesen, bedanke ich mich!