hallo liebe user,
schon die alten römer wussten diesen heimeligen ort der entspannung zu schätzen, an dem der mensch einfach nur mensch sein darf und kann und an dem der kaiser dem bauern gleichkam: das klo. es war ein ort der kommunikation und der angeregten diskussion, das politische tagesgeschäft - hehe - wurde morgens in trauter runde besprochen, ebenso wie die nächtlichen abenteuer, sowas wie trennwände gab es nicht.
dank einer bekannten fernsehserie ist zumindest das unisex-klo ins bewusstsein der zuschauer gedrungen, ein lobenswerter gedanke, werden doch dort regelmäßig juristische finessen entwickelt.
sollten wir in unserer schamhaften, von unnützen peinlichkeits-dogmen verseuchten kultur nicht wieder den weg zurückgehen, zurück zum gemeinschaftsklo? wann ist der mensch so sehr er selbst, wann lässt er sonst so völlig alle konventionen fallen und zeigt sich so entspannt und ehrlich, befreit von der maske der ewigen gesichtszugkontrolle?
mir träumte von einem klo, einem guten klo, einem schönem klo, einem klo, dass nicht nur der notdurftverrichting dient, sondern uns alle wieder näher zusammenbringt. einer tafelrunde gleich, die gesichter einander zugewandt, statt zeitung das gespräch, statt peinlicher geräuschunterdrückung mut zum laut.
praktisch stellt sich jedoch die nicht unerhebliche frage der geruchsbelastung, denn natürlich ist der heutige mensch diesbezüglich sensibel. sollte jeder sein eigenes duftbäumchen mit seinem lieblingsduft mitführen oder lieber ein elektro-duftspender aufgestellt werden, vielleicht auch ein duftender zimmerbrunnen, der den schüchternen anfangs auch das urinieren erleichtern würde? und welche duftstoffe sollten grundsätzlich als zu aufdringlich und nicht allgemeinverträglich ausgeschlossen werden?
musik wäre sicherlich gewünscht, entspannend und anregend zugleich, doch welche musik wird dem anlass gerecht, fördert stoffwechsel und redegewandtheit gleichermaßen?
und welches papier wird jeder sitzung gerecht, ist im zweifelsfall vielleicht sogar als notizzettel geeignet?
das kommunikationsklo der heutigen zeit ist ja - entschuldigung, scharfer bruch - der chat. nun ist mir durch langjährige erfahrung in diversen chats aufgefallen, dass es dort zunehmend zu einem sittenverfall zu kommen scheint. die respektlosigkeit gegenüber den anderen usern erreicht ihren höhepunkt durch vollqualmen des rooms, schlimmer noch, verlassen doch regelmäßig eigentlich gerade in einen tiefenpsychologischen diskurs involvierte user mit dem in höchstem maße unhöflich hingeworfenen kürzel "afk" den ort des geschehens, um ihrer tödlichen sucht zu frönen. rauchverbote im chat stoßen auf taube ohren. betrunkene user, bekiffte user, die litanei ließe sich beliebig weit fortführen, ja sogar ständig schokolade holende user stellen in meinen augen eine dem ernst der sache nicht gerecht werdende respektlosigkeit gegenüber ihren mitchattern da.
und erst das chat-outfit! da wird berichtet von ausgebeulten jogginghosen, unterhemden, ja sogar behandtuchte chatter bekannten sich schon zu ihrer offensichtlichen faulheit, sich auch nur die unerheblichste mühe zu geben, sich einem ernsthaften gespräch entsprechend zu kleiden. der gipfel der unverschämtheit sind jedoch die nacktchatter, keinerlei schamhaftigkeit belastet ihren unterentwickelten geist, doch, liebe nackedeis: man spürt den mangel an tiefgang, den ihr durch euer nicht vorhandenes outfit zeigt, auch in eurem geschriebenen, es kommt so nackt und ungeschminkt daher, wie ihr auch.
mein plädoyer gilt dem respekt, dem anstand und der akzeptanz des virtuellen menschen als absolut vollwertig. kampf den nacktchattern! man geht auch nicht vollkommmen nackt aufs kommunikationsklo, soviel würde kann man wohl von jedem erwarten.
in der hoffnung, einige denkanstöße geliefert zu haben
kuki.dent