Ich hab seit knapp einem Jahr Diagnose Angststörung aufgestempelt bekommen. Seither hat sich einfach alles verändert. Ich bin gerade mal 18, mache in zwei Jahren mein Abitur, habe eigentlich noch alles vor mir aber hab das Gefühl, mein Leben ist schon vorbei.
Die ständige Angst, die Panikattacken, die ständige Sorge um die Gesundheit, die Übelkeit- all das, ist das eine. Das ist die eine Sache, die mir die Kraft raubt, alles so unendlich schwer macht, mich verzweifeln lässt. Das ist die eine Sache, die mir das Leben oftmals zur Hölle macht, mich zum heulen bringt, mich Tag für Tag aufs Neue herausfordert. Aber die Einsamkeit, das ist die andere Sache. Mein Therapeut sagt, ich verschließe mich anderen gegenüber. Er meint, ich kapsle mich ab, ziehe mich zurück, isoliere mich, deswegen bin ich allein und fühle mich so einsam. Aber was soll ich denn tun, ich bin und war noch nie jemand, der anderen hinterherrennt, klammert, Stolz verliert. Freundschaft ist mir wichtig, richtige Freundschaft. Tiefe Freundschaft. Ich war immer bereit meinen "Freunden" zuzuhören, hatte immer das Gefühl gemocht und akzeptiert zu werden. Hab immer gedacht- einsam? Nein, ich habe Freunde, ich hab Leute die für mich da sind, mich stützen und auffangen. Und jetzt, jetzt wo alles in Scherben liegt, merke ich, dass ich gar niemanden habe, der mir zur Seite steht, der mich auffängt. Keiner von diesen ganzen "Freunden" ist noch da. Sogar die, die wussten, dass ich eine Angststörung habe und deswegen Probleme habe, regelmäßig den Unterricht zu besuchen, sogar die haben mich letztendlich als Schulschwänzer beschimpft. Sogar sie sind mir in den Rücken gefallen. Ich weiß einfach nicht mehr weiter, ich hab irgendwie keine Kraft mehr, weiterzukämpfen, mich Tag für Tag der Angst zu stellen, mein Leben zurückzuerobern. Ich fühl mich so verdammt alleine. Ich bin mir darüber im Klaren, dass ich die Schule beenden muss. Nicht für meine Eltern, für meine Lehrer oder sonst wen. Nur für mich. Ich bin mir drüber im Klaren, dass ich es wichtig ist, jetzt nicht aufzugeben und die Flinte ins Korn zu werfen aber ich hab einfach keine Kraft mehr. Wenn ich über das vergangene Jahr nachdenke, kommen mir die Tränen, wenn ich an all die Menschen denke, die mir immer versprochen haben für mich da zu sein, kommt die Wut und der Hass. Und dann die Tränen. Wenn ich anfange zu heulen, bekomme ich immer mehr Angst davor, wieder in dieses tiefe Loch zu fallen, ganz unten zu sein. Da unten, wo ich schon einmal war. Da unten, wo ich schon einmal war, als keiner wusste, was mich plagt. Ich habe Angst, depressiv zu werden, habe Angst völlig den Halt zu verlieren. Ich will nicht abrutschen, ich will nicht verlieren, ich will nicht aufgeben aber ich hab einfach keine Kraft.
Kennt ihr das, dieses Gefühl der Einsamkeit und Schwäche, wo man einfach resignieren möchte...