Angst!
Hallöchen,
also es ist zwar verständlich, dass du die Ursache deiner Ängste erforschen und wissen möchtest, aber seien wir mal ehrlich, deine Ängste bestehen bereits seit deiner Kindheit und es ist wohl eher schwer den konkreten Auslöser zu finden. Meistens ist es auch so, dass Ängste die aus der Kindheit herrühren und NICHT durch eine konkrete Situation entstanden sind, wie durch ein Trauma bzw. Schockerlebnis z.B. Missbrauch, Unfälle etc., dann sind es häufig viele diffuse Erlebnisse und Erfahrungen die solche Ängste in einem auslösen. Das kann dadurch entstanden sein, dass man das Gefühl hatte nicht genug geliebt worden zu sein, das kann durch schlechte Eltern-Kind-Beziehungen entstanden sein, durch eine strenge, bevormundende Erziehung und was weiß ich alles.
Worauf ich eigentlich hinaus will ist, dass es auch im Grunde egal ist, wodurch deine Ängste irgendwann entstanden sind. Fakt ist, sie sind da und du musst jetzt daran arbeiten diese zu bewältigen. Die Zeit ist nicht zurück drehbar, also bleibe in der Gegenwart und tue dein möglichstes um dein Leben wieder Angstfrei zu führen.
Wichtig ist dennoch seine Ängste nicht als Feind zu betrachten und diese zu bekämpfen. Ängste sind ein Teil von einem, sie zeigen auf, das etwas im Leben nicht "richtig" läuft. Du musst quasi versuchen dich mit deinen Ängsten anzufreunden. Das heißt nicht, das du sie hinnehmen sollst, nein, aber wenn du sie bekämpfst, bekämpfst du quasi dich selbst! Es ist eigentlich die Sicht auf deine Ängste die du ändern musst. Das ist der erste Schritt!
Du scheinst ja auch unter der Angst vor dem Tod zu leiden oder vor der Vorstellung was danach ist. Das haben viele Menschen, du bist nicht allein. Aber diese Angst ist bei genauerer Betrachtung unbegründet. Denn jeder Mensch der geboren wird, muss auch sterben. Das ist ein Naturgesetz! Was danach ist, ist Spekulation, das weiß niemand. Und gerade die Vorstellung was alles sein kann, macht vielen Menschen Angst. Die Vorstellung ist meist aber schlimmer, als das was wirklich passiert. Du solltest dich nicht zu sehr damit beschäftigen, was sein könnte, es gibt ja keine Antwort!
Es ist so wie mit der Erforschung der Ursache deiner Ängste, es ist nicht wichtig wieso, wie, warum! Das Hier und Jetzt ist von Bedeutung! Schau nicht ständig zurück oder zu weit nach vorn. Bleib mal im Leben so wie es gerade ist! Die Angst kommt, weil du nicht lebst, also hast du Angst-"ich habe noch nicht gelebt, und wenn der Tod kommt, was dann?" Die Angst vor dem Tod kommt nur zu denen, die nicht wirklich lebendig sind.
Ich kenne auch Momente wo ich mich frage, wie ist es wenn ich Tod bin oder was kommt dann. Natürlich darf man sich so etwas fragen und sich damit auseinander zu setzen ist sogar wichtig. Wenn aber eine größere Angst hinzukommt, dann ist das nicht mehr natürlich.
Ich möchte dir daher raten, such dir mal einen Psychotherapeuten der eine Verhaltenstherapie oder Gesprächstherapie macht. Du musst lernen deine Gedanken zu verändern. Das ist bei tiefsitzenden Ängsten nicht mal einfach so möglich, dazu benötigt man professionelle Hilfe. Geh einfach mal die gelben Seiten durch und telefoniere mehrer Therapeuten durch. Lass dich auf die Warteliste setzen und mache einen Probetermin bei mehren Therapeuten aus. Dann entscheide welcher Therapeut dir am besten für dich geeignet scheint.
Auch leidest du unter Agoraphobie (Angst zu Fliegen, im Zug zu fahren usw.). Menschen, die unter Agoraphobie leiden, unterschätzen ihre Fähigkeiten und überschätzen die Gefahr von bestimmten Situationen. Sie sind ständig auf der Suche nach Sicherheit.
Betroffene machen meist die Erfahrung, dass die Meidung und Flucht aus der in ihren Augen angstauslösenden Situation die Angst erst gar nicht entstehen lässt oder reduziert, und so setzen sie Meidung und Flucht als Angstbewältigungsstrategien ein.
Aber genau das ist der falsche Weg. Genau das was Angst auslöst, musst durch lebt werden! Das bedeutet du musst dich gezielt den Situationen aussetzen, vor denen du Angst hast. Das ist zwar erstmal unangenehm, aber wirkungsvoll! Du lernst und erfährst, das dir gar nichts schlimmes passiert und so baut sich nach und nach die Angst ab. Wichtig ist so lange in dieser Situation zu bleiben, bis die Angst deutlich nachlässt.
In der Zwischenzeit bis du einen Termin beim Therapeuten hast, kannst du schon mal beginnen an dir zu Arbeiten. Nimm dir Zeit und beantworte dir ehrlich folgende Fragen:
Mit welchen negativen Gedanken und Phantasien erzeugst du deine Angst. Wie reagiert dein Körper? Wie verhälst du dich?
Haben alle Menschen vor dieser Situation Angst? Was machen diese anders? Wie musst du denken, um in die Situation zu gehen? Welche Möglichkeiten hast du zu handeln?
Stell dir vor wie du dich in Situationen begibst, die du sonst gemieden hast. Stell dir vor wie du diese Erfolgreich bewältigst und spür mal wie du dich dann fühlst.
Dann setz dir kleine Ziele: Zum Beispiel morgen fahre ich mit einer Freundin 1 Stunde Zug! Oder so was in der Richtung, ich weiß ja nicht, was jetzt zu dir passt! Und ergreife nicht die Flucht. Realisiere dann auch dein Vorhaben und bleib trotz Angst in der Situation. Sag dir, die Angst ist zwar unangenehm, aber es kann mir nichts passieren. Ich habe schon so viel geschafft, das schaffe ich jetzt auch!
Aber ganz klar: Geh zum Psychotherapeuten!
Alles Gute für dich!