eigentlich ist mein Problem weniger rechtlicher, sondern vielmehr psychologischer Natur.
Ich studiere im zweiten Semester in einer anderen Stadt, die von meiner Heimat 500km entfernt ist.
Um mir das Zimmer in einer WG, allgemeine Verpflegung etc. leisten zu können und um darüber hinaus regelmäßig die Studiengebühren in Höhe von 783 aufbringen zu können, zehre ich u.a. von jahrelang Angespartem, werde aber auch von meiner Mutter (geschieden) und den Großeltern (mütterlicherseits) unterstützt.
Für den Verzicht ihrerseits bin ich unglaublich dankbar und ich weiß das zu schätzen!! (und ein schlechtes Gewissen verfolgt mich Tag für Tag, schließlich bin ich erwachsen und sollte für mich selbst sorgen, nicht wahr?).
Das Verhältnis zum meinem Vater (und seiner Freundin) ist grundsätzlich nicht schlecht.
Allerdings werde ich aufgrund meiner "Arbeitslosigkeit" während des Abis und seit dem Studium als schwarzes Schaf betitelt (was ich einerseits verstehe und mir ziemlich zu schaffen macht). Er sieht nicht ein, für mich Unterhalt zu zahlen, wenn ich inzwischen alt genug bin, um arbeiten zu gehen.
Und da stimme ich ihm völlig zu!!
Nach dem Abi habe ich 8 Monate Praktika in der Medienbranche gemacht, unentgeltlich (lediglich Fahrtkosten wurden erstattet), wobei ich häufig einen Arbeitstag von 10.00Uhr morgens bis 02:00 Uhr morgens am nächsten Tag hatte, 7 Tage(!) die Woche.
Hauptsächlich, weil ich dadurch hoffte, bessere Chancen sowohl hinsichtlich der Bewerbung auf einen Studienplatz, als auch in der "Berufswelt" zu haben. Dass ich die Praktika überhaupt gemacht habe, anstatt Geld zu verdienen, wird mir von seitens meines Vaters und seiner Freundin als pure Faulheit vorgeworfen (Definition Arbeit=Geld verdienen).
Neben der Uni zu arbeiten ist das nächste Ziel, jedoch sehe ich schon im 2. Semester wieder, dass sich das so einfach für mich nicht unter einen Hut bringen lässt. Arbeiten kann ich wirklich nur während der Vorlesungszeit, jetzt, in den Semesterferien schreibe ich von Juli bis September 2 Klausuren, 4 Hausarbeiten und einen wissenschaftlichen Essay: organisatorisch muss ich teilweise aber parallel für die Klausuren lernen und zwei Hausarbeiten gleichzeitig schreiben - den Zeitaufwand hab ich bisher immer unterschätzt und deshalb ist für eine verpflichtende Arbeitsstelle momentan ganz einfach keine Zeit. Das wiederum wird als egoistische Ausrede bezeichnet und inzwischen fühle ich mich miserabel. Rabentochter. Faules Stück und Schmarotzer.
Zwischenzeitlich habe ich überlegt, das Studium zu schmeißen, weil ich Lern- und Arbeitszeit in Zusammenhang mit der weit entfernten Familie, die ich ja nun auch mal gern länger als nur ein Wochenende lang pro Monat sehen können möchte, wenn mir danach ist, nicht vereinen kann.
Meinen Vater um Unterhalt zu bitten war sooo schwierig für mich und mit Tränen verbunden, weil ich das Gefühl habe, ich nehme ihm das "letzte Hemd". Er sagt, er habe kein Geld und könne mir nichts geben, jedenfalls nichts über 50 oder 100Euro. Er verdient weit mehr als meine Mutter, lebt mit seiner berufstätigen Freundin im eigenen Haus, was stetig renoviert wird und "persönliche Freiheit in Form von regelmäßigen Urlauben möchte man sich auch gönnen"(Zitat).
Und ich verstehe das alles wirklich vollkommen! Das ist sein Recht!
Wenn es ginge und es meiner Mutter gegenüber nicht unfair wäre, würde ich meinen Vater auch nicht um Geld "bitten".
Neben der Uni zu arbeiten würde auch nicht bedeuten, mir ein "zusätzliches" Taschengeld zu verdienen, sondern um meine Eltern zu entlasten. Das möchte ich auch in Angriff nehmen, aber es schnürt mir jedes Mal die Kehle zu, wenn ich bei den seltenen Besuchen auf die Frage nach Arbeit mit "Noch nicht" antworten muss. Und dann die abwertenden Blicke seiner Freundin.
Seit diesem Monat nun kriege ich einen gewissen Betrag Unterhalt von meinem Vater, nachdem meine Mutter ihn schriftlich kontaktierte und drohte, mir ebenfalls das Geld zu streichen, sodass ich beide auf Unterhalt verklagen müsse. Sie ist sauer. Was ich genauso verstehe.
Er hat seitdem den Kontakt zu mir reduziert, spricht wenn sarkastisch mit mir und ist abweisend.
Und das ist so schlimm für mich! Weil ich das Gefühl habe, ich nehme ihn aus und bin Grund dafür, dass er kein Geld mehr hat. Und dass ich ja wirklich alt genug bin, arbeiten zu gehen, ich mich aber selbst mit Hilfe eines Minijobs niemals selbst finanzieren könnte! Auf Hilfe bin ich so oder so angewiesen.
Bafög bekomme ich nicht, weil beide Elternteile "zu viel" verdienen und Schulden (die mein Vater wohl hat) da nicht zählen.
Irgendwie macht mich das wirklich fertig und ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll. Ich will nicht faul sein und vor allem will ich nicht, dass mein Vater das von mir denkt.
Momentan kann ich mich selbst nicht leiden und habe das Gefühl, meine Familie wegen des Studiums sämtlicher Freiheiten zu berauben, wenn sie nebenbei noch für mich aufkommen müssen (auch wenn das zumindest für Mutter und Großeltern eine selbstverständliche Großzügigkeit ist).
Wie kann ich Studium, Arbeit und die Freiheit, über ein längeres Wochenende hinweg die Familie zu besuchen, besser unter einen Hut bringen!?