Du bestimmst, was mit Deinem Leben passieren soll
Hallo Maja,
meine Erfahrung ist, dass man Phasen, in denen man nicht weiß, wie es weitergehen soll, aushalten muss. Klingt bescheuert und ist auch wirklich schwierig, gerade, weil man seine Entscheidung oft vor anderen rechtfertigen muss. Das ist unangenehm, wenn man keinen Alternativplan vorzuweisen hat. Aber das Leben besteht nunmal nicht aus einer Abfolge völlig rationaler Entscheidungen oder einem nahtlosen Weg zu einem bestimmten Ziel. Manchmal muss man durch so eine Zeit durch, da hilft nichts.
Jura ist wirklich kein Studium, das man einfach so, ohne Interesse und Motivation, durchziehen kann. Die Klausuren sind sauschwer, und selbst wenn Du die schaffst, stehen am Schluss die zwei Staatsexamen, an denen auch schon extrem motivierte Student/innen gescheitert sind, die im Studium sehr gut waren. Wenn Du schon jetzt, im ersten Semester, merkst, dass Du Dich langweilst, gibt es nur eins: Notbremse ziehen und raus aus dem Studium! Es ist Dein Leben, das darfst Du nicht mit Unsinn verschwenden, der Dir nichts bringt und Dich sogar unglücklich macht.
In Deinem Fall scheinen mir, wie vorher schon gesagt, Praktika eine gute Lösung zu sein. Du willst herausfinden, was Dir liegt und was Dich zufrieden macht - das kannst Du nur, indem Du aktiv wirst und verschiedene Sachen ausprobierst. Du bist noch so jung, Du hast jedes Recht auf eine Phase des wilden, ziellosen Herumsuchens!
Das Wichtigste ist, dass Du Dir nicht so einen Stress machst. Es ist ganz normal, dass man nicht immer weiß, was man will. Viele brechen ihr Erststudium ab, weil sie es aus Gründen gewählt haben, die sich im Nachhinein als falsch erwiesen haben - sei es, weil man sich falsche Vorstellungen vom Studium gemacht hat, es den Eltern zuliebe angefangen hat usw. Wichtig ist, dass Du entscheidest: So will ich nicht leben! Ich will das machen, was mir liegt! So eine Entscheidung getroffen zu haben, hebt auch das Selbstbewusstsein ungemein, denn selbstbestimmt zu entscheiden ist ja - wie Du gerade merkst - gar nicht so einfach.
Ich selbst habe zweimal das Studienfach gewechselt und bin heute extrem froh über meine Entscheidung, weil ich mich jetzt nicht mehr mit Sachen beschäftigen muss, die mich null interessieren und die ich auch nicht gut kann. Außerdem weiß ich jetzt, dass ich imstande bin, zu erkennen, wenn etwas nicht gut für mich ist. Das kannst Du auch!
Ich wünsche Dir alles Gute für die Zukunft.
Liebe Grüße Jule