eva_12670352Gefährlich
Hallo,
auch ich habe das Buch mehrmals gelesen. Ich muß sagen, daß ich mich in Christiane sehr gut einfühlen konnte und ich kann von Glück sagen, daß ich nicht in ihren Verhältnissen aufgewachsen bin. Es wäre mir mit Sicherheit ganz genauso gegangen und ich bin mir sicher, daß das meistsen von uns so ergangen wäre.
Mich hat das Buch es auch sehr zum Nachdenken gebracht. Allerdings muß ich sagen, daß es bei mir die zweischneidige Wirkung entfachte, die damals als das Buch oder der Film rauskam, stark kritisiert wurde. Damals war ich zwar noch sehr jung (8?), aber ich erinnere mich noch gut daran, weil meine Mutter mich mit aller Gewalt davon fernhielt.
Dennoch, als ich das Buch schließlich las mit ca. 20 Jahren, hat es mich auf eine Art betroffen gemacht und auch sehr fasziniert. Ich denke es ist die allgemeine Faszination, die von Drogen ausgeht, wenn man sich diesen einmal neutral gegenüber stellt und nicht vorurteilsbehaftet ungeprüft ablehnt.
Denn Drogen können durchaus den Genius wecken, so haben vor allem viele Künstler Drogen genommen, die ihnen letztlich die Kreationen gaben, die dann hernach von allen bewundert wurden und auch heute noch werden.
Jedoch sind die Drogen bei Kindern und Verzweifelten genauso destruktiv, wie sie für andere konstruktiv sein können.
So hat mich glaube ich am meisten berührt, das Bedürfnis danach, das Leben etwas mehr im Griff haben zu wollen, nicht nur "gelebt" zu werden, sondern "selbst zu leben". Ich denke, das macht einen Teil der Faszination aus. Auch sind es sicherlich die überschwänglichen Glücksgefühle, die man mit vielen Drogen erreicht, die Visionen, Bilder, Farben, Klänge, Gefühle, etc. was eben sicherlich auch ein spannendes Erlebnis sein kann.
Auch ist es ja nicht so, daß jeder, der Drogen nimmt, zwingend auf dem Babystrich landet und völlig verwahrlost.
Aber bevor ich jetzt weiter vom Thema abschweife: Wenn ich auch die späteren Dinge wie die Prostitution sehr abstoßend fand, so hat bei mir das Buch insgesamt sehr gemischte Gefühle hinterlassen. Ganz hervorstechend war für mich der Wunsch, Christiane kennen zu lernen und sie davon zu überzeugen, daß das Leben so nicht sein muß. Und soooo sehr hätte ich es ihr gewünscht, sie hätte ihr Leben lang auf diesem Bauernhof nahe Hamburg zugebracht, wo es ihr so gut ging und die Szene weit weit weg war.
Vor einigen Jahren habe ich mal irgendwo gelesen, daß sie sich ihr Leben mit der Droge nun eingerichtet habe und es dank dem Buch und der Verfilmung sich nun auch leisten kann und nicht mehr anschaffen gehen muß.
Ich finde es soooo schade, daß ein so aufgewecktes und intelligentes Mädchen, die ja nur stellvertretend für viele steht, so am Leben vorbeilebt in dem Glauben, in den Drogen tatsächlich zu leben, nur weil sie einem das verhältnismäßig kurze Gefühl von unrealistischer Glückseligkeit vermitteln, um einen in ein unlebenswertes Tal von Depression zu stoßen, so daß man eigentlich jeglichen Glauben verlieren muß und durch die Gefühlsüberreizung an einem normalen Leben keinen Gefallen mehr finden kann.
LG
MissEd