Schicksal Krebs?
Jeder fürchtet sich vor so einer Diagnose: Krebs! Allein das Wort lässt uns erschaudern und uns sofort an den Tod denken. Aber Krebs ist heute kein Todesurteil mehr. Die Medizin ist weit fortgeschritten. Man kann die Schulmedizin mit alternativen Behandlungen stärken, sofern man Kraft dazu hat. Aber das wichtigste bei dieser Krankheit ist das Wort: HOFFNUNG! Man muss auf Besserung und Heilung hoffen können.
Man kann viel dahersagen, wenn es einem nicht selbst betrifft. Vielleicht ist die Chemotherapie keine Hilfe in manchen Fällen, aber sie ist eine Form der Hoffnung. Man hat es versucht. Für viele Menschen ist es wichtig, überhaupt eine Chance zu haben. Der Mensch klammert sich in seiner Angst vor dem Tod an alles. Von daher denke ich, dass fasst jeder die Therapie macht, wenn es ihn erwischt hat, nur um noch etwas leben zu dürfen.
Deine Cousine will leben, deshalb unterzieht sie sich diesem harten Weg. Ich weiß, was auf sie zukommt. Hilf ihr, wenn sie Dich nicht sehen will, z.B. mit kleinen Aufmerksamkeiten (Bücher, Säfte, was gesundes zum essen), schreib ihr Karten, die sie stärken. So weiß sie, dass Du an sie denkst.
Meine Mutter hatte Leukämie (AML). Als ich nach dem ersten Schock den Arzt nach einer Knochenmarktransplantation fragte (wir sind 4 Kinder, da wird schon einer passen, hoffte ich) meinte er, dass meine Mutter (63 Jahre) zu alt wäre. Das war für mich wie ein Todesurteil. Sie hing aber so am Leben. Sie bekam Hochdosischemo, hatte alle erdenklichen Nebenwirkungen aber sie kämpfte. Ohne Therapie wäre sie nach ein paar Tagen oder Wochen gestorben. Nach 4 Monaten eine überraschende Nachricht: krebsfrei! Selbst die Ärzte waren von den Socken. Die Sektkorken knallten. Die Freude hielt nicht lange. Nach 2,5 Monaten ein Rezidiv. Bei der Punktion wurden erneut Leukämiezellen festgestellt.
Der Kampf ging von vorne los, nur noch härter.
Ich habe die Zeit über gelitten wie ein Hund. Ich hatte manchmal das Gefühl, mir ging es als Angehöriger schlechter als ihr. Jeden Tag bin ich ins KH gefahren, haben sie zwischenzeitlich zu Hause gepflegt und jeder Tag war anders. Sie wollte meistens niemanden sehen, nur mich. Nicht mal mein Vater oder meine Brüder sollte kommen. Ich fragte mich oft: Warum?
Sie weinten, sie waren schwach. Das konnte sie nicht gebrauchen. Sie wollte Kraft. Ich habe alles gegeben, was ich konnte. Bei ihr war ich stark, geweint wurde im stillen Kämmerlein.
Was habe ich ihr alles erzählt, nur damit sie aufgebaut wird. Sie sagte mal, an einem gutem Tag, zu mir: Ich versuche die Therapie durchzustehen, schaffe ich es nicht, ist es mein Schicksal. Es sterben Kinder daran, ich habe aber lange leben dürfen. Ich akzeptiere auch ein Ende.
Diese Worte werde ich wohl nie vergessen.
Es war die härteste Zeit meines Lebens. Als meine Mutter krank wurde, war meine Tochter gerade 6 Monate alt. Ich musste erleben, wie dicht Geburt und Tod beieinander liegen. Ich konnte mich nicht meinem Kind und meinem Mann wiedmen, dafür war kaum Zeit. Der Krebs bestimmte unser Leben.
Meine herzensgute Mutter starb an einem trüben Maitag. Als der Arzt meinte, sie können icht mehr für sie tun, brach alles in mir zusammen. Aus der Lebenserwartung von 4 Monaten wurden dann nur
2 Wochen.
Sie ging ihren letzten Weg: Vollgepumpt mit Morphium, dass nicht mehr wirkte, alleingelassen in einem kalten Raum im Krankenhaus. Ich durfte sie nicht mit nach Hause nehmen und meine Bitte, mich anzurufen wenn es ihr schlechter ginge, wurde nicht erfüllt. Ich wollte sie nicht allein lassen.
Das letzte was ich von ihr hörte war der Satz: Ich kann nicht mehr, es tut so weh. Ihre Schmerzensschreie begleiten mich wohl mein
ganzes Leben.
Human war das Ende nicht, aber ich hatte nach einem Jahr keine Kraft mehr, mich gegen Professoren oder Oberärzte durchzusetzen.
Dann die Frage: Wozu diese Quälerein, wenn es doch nur den Tod brachte?
Die Antwort: Es brachte uns eine Verlängerung. Wir hatten Zeit! Zeit, Dinge zu sagen, die uns bewegten. Manchmal sterben Menschen plötzlich und man kann ihnen nichts mehr sagen. Wir hatten noch diese Möglichkeit.
Eins noch: Du musst Deine Traurigkeit vor ihr verbergen. Zu weinen ist normal, aber der Betroffene profitiert nicht davon, das erinnert ihn an das Wort: Angst!
Wenn sie das Schicksal und die Therapie ertragen kann, dann kannst Du es auch!!!!
Akzeptiert ihre Wünsche und seien sie noch so unverständlich für Euch. Sie ist die Betroffene, nicht ihr. Die Angehörigen brauchen auch Trost, den sollten sie sich aber nicht bei den Kranken suchen.
Ich habe oft erleben müssen, wie die Kinder bei den Eltern am Bett gesessen haben und bitterlich weinten. Die Eltern streichelten ihnen unter Anstrengung den Kopf. So sollte es nicht sein, trotz aller Hilflosigkeit.
Wir können nur hoffen, dass es eines Tages ein Mittel gegen die Seuche Krebs gibt. Ich würde alles dafür geben.
In dem Sinnen verbleiben wir in Hoffnung und dem Glauben, dass alles gut wird.
LG und Optimismus Kati