Ein Beispiel
Du bittest deinen Partner irgendwo anzurufen und etwas zu erfragen/klären, Versicherung, Stromanbieter etc. Er hat es bereits ein paar Mal vergessen und nun fragst du wieder danach: statt zu gestehen, es wiedereinmal vergessen zu haben, sagt er dir, er hätte es getan und wartet auf Rückruf.
Wäre das denn so schlimm?
Sicher, jetzt magst du sagen, es sei keineswegs schlimm, da dies nun wirklich eine Banalität sei und einer Lüge nicht wert.
Aber dem Anderen ist sie es wert, denn damit umgeht er in dem Moment vielleicht einer Grundsatzdiskussion oder Vorwürfen, die dann zwar berechtigt sind, jedoch in keinem Verhältnis zu der Sache stehen.
Ich denke durchaus, dass dies kleine Lügen sind, derer sich jeder bedient, ob nun privat oder im Job.
Wie oft vergisst man mal XY anzurufen und auf Nachfragen des Chefs sagt man schon mal: sorry, konnte ich bisher nicht erreichen!
Wir sind auf die kleinen Lügen des Alltags angewiesen, sie sind der soziale Kitt, der Beziehungen - ob private, berufliche oder freundschaftliche - zusammenhält.
Vor einiger Zeit bat ich meinen Freund, das Altpapier zu entsorgen und es nicht wieder wochenlang im Auto herumzufahren. Er sagte, er hätte es getan, doch als ich vor ein paar Tagen zufällig aus dem Fenster schaute und er gerade den Kofferraum öffnete, konnte ich sehen, dass es immer noch darin lag.
Ich kann jetzt ein Fass aufmachen und ihm einen Vortrag darüber halten, wie unzuverlässig er sei und auch darüber, dass er mich angelogen hat. Aber wozu?
Vielleicht waren die Container voll, vielleicht hatte er keine Lust, hinzufahren - egal. Der Punkt ist, er wird es irgendwann machen.
Knallhart genommen, sind das Lügen, aber sie spielen keine Rolle.
Viele Grüße, Rullgardina