Hallo,
Achtung - Roman folgt! :mrgreen:
Ich bin Deutsche, aber meine beiden besten Freundinnen stammen aus dem Libanon und ich habe auch viele türkische und kurdische Freunde.
Mit dem Islam bin ich also durchaus vertraut und es ist eine Religion die mir (eigentlich) sehr gefällt.
Seit November bin ich mit meinem Freund zusammen, als wir uns kennenlernten, erzählte er, dass er Kurde sei und daraus schloss ich für mich: Moslem.
Da war ich wohl etwas voreilig und fehlinformiert. Natürlich war mir klar, dass es auch unter Moslems nochmal wieder verschiedene Ansichten und Gruppierungen gibt, der Begriff "Yeziden" war mir allerdings nicht geläufig.
Dass er Jeside ist, erfuhr ich erst Ende Januar, als ich ihm erzählte, dass ich schwanger bin. Obwohl wir beide a.) sehr junge Eltern sein werden (beide 2O) und b.) erst sehr kurz zusammen waren/ sind, fasste er es sehr positiv auf. Natürlich war es eine Überraschung für ihn, aber seine Worte waren "Wir schaffen das schon." und dann streichelte er meinen Bauch.
Aber als ich es in derselben Woche einem Freund von mir erzählte (Kurde), war der geschockt. Er fragte mich, ob ich eigentlich wüsste, dass mein Freund Yezide sei und was das bedeutet. Ich verneinte. Schnell wurde klar, dass seine Einstellung Yeziden gegenüber absolut feindselig ist. Er behauptete, Jesiden seien keine "richtigen" Moslems, sie würden nicht mal an den Koran glauben (Stimmt das? Wenn ja, woran genau glauben Jesiden? Haben sie eine eigene Bibel/Koran?) und wären alle "fanatisch". ( Auf dieser Website: http://www.yeziden.de las ich eher das Gegenteil?!) auf jeden Fall solle ich das Kind abtreiben, denn ansonsten würden entweder er (also der Kindsvater) oder seine Familie dafür sorgen, dass ich es täte.
Hab ich nicht weiter ernst genommen, ich weiß nicht, ob es vielleicht daran liegt, dass ich bis dato einfach nur gute Erfahrungen mit Moslems gemacht habe (und natürlich immer noch nicht verstand/ verstehe, worin genau der Unterschied zwischen Moslems und Yeziden liegt); hatte sie immer als absolute Familienmenschen erlebt..
Zwei oder drei Wochen später, ich hatte meiner Mama mittlerweile erzählt, dass sie Oma werden würde (sie freut sich total) und mich vollkommen auf die Ss eingelassen, fragte ich meinen Freund, warum er seinen Eltern eigentich noch nichts erzählt hatte. Er sagte, sie würden sicher sauer sein. Ich dachte, er meinte damit wegen des Alters. Klar, wir sind jung, wir sind noch nicht lange zusammen und nicht alle Eltern sind so locker wie meine Mama...^^ Ich gebe zu, ich drängte ihn ein bischen dazu, es zumindest seiner Mutter zu erzählen. Ich dachte, dass sie sich nach dem ersten Schock schon freuen würde...
Stattdessen erzählte sie seinem Vater von der "frohen Botschaft" , der rastete wohl vollkommen aus. Sowohl der ältere Bruder meines Freundes, als auch die jüngere Schwester riefen mich an und sagten, ich solle sofort abtreiben, sonst würde ihr Bruder noch in der nächsten Woche in die Türkei geschickt und verheiratet werden. Meinen Freund erreichte ich erst abends. Er bestätigte dies, weinte. Bat mich dann sogar ebenfalls abzutreiben..sein Leben habe doch sonst ein Ende. Er könnte doch nicht sein ganzes Leben mit einer Frau verbringen, für die er keine Gefühle habe... Für mich bestand überhaupt kein Zweifel, dass die Geschichte wahr ist. Trotzdem konnte und wollte ich nicht abtreiben. Meine Mutter unterstützte mich Gott sei dank voll und ganz. Wir hatten natürlich Mitleid...aber das Leben der Kleinen war uns in der Situation trotzdem wichtiger.
Nun las ich vor kurzem einen ähnlichen Thread hier im Forum, in dem eine Muslima beteuerte, dass sowohl Abtreibung, als auch Zwangsheirat bei wirklich gläubigen Moslems überhaupt nicht in Frage käme, da dies im Koran untersagt ist?! Womit ich wieder bei meiner Frage wäre: An was glauben Jesiden denn un genau? Dass man nur als Jeside geboren werden und nicht zu ihnen konvertieren kann, ist mir klar, aber das beatwortet meine Frage nicht..
Dem Vater bzw. der Familie meines Freundes konnten wir unter Tränen weißmachen, ich hätte abgetrieben, dies stand für mich jedoch niemals zur Debatte! Sie wissen nach wie vor nichts von ihrem ungeborenen Enkel (ich bin mittlerweile in der 15. Ssw) und tief in meinem Inneren bin ich auch so enttäuscht und verletzt von ihnen, dass ich die Auffassung vertrete, sie hätten die Kleine überhaupt nicht verdient und sollten sie niemals zu Gesicht bekommen. Ich kann ihren Standpunkt einfach nicht verstehen, dabei würde ich gerne... mein Freund kann oder will mir meine Frage(n) nicht so wirklich beantworten. Vielleicht gibt es ja hier jemanden...
Liebe Grüße :-)