Das Trauerspiel von Afghanistan
(Nach Theodor Fontane)
Der Sand leis stäubend vom Himmel fällt,
Ein Fahrer vor Dschellalabad hält,
Wer da! - Ein amerikanischer Traum,
Bringe Botschaft aus Washington.
Washington. Er sprach es so matt;
Es umdrängt den Fahrer die halbe Stadt,
Sir Robert Sale, der Kommandant,
Hebt ihn vom Lenkrade mit eigener Hand.
Sie führen ins steinerne Wachthaus ihn,
Sie setzen ihn nieder an den grauen Kamin,
Wie wärmt ihn das Feuer, wie labt ihn das Licht,
Er atmet hoch auf und dankt und spricht:
Wir waren dreizehntausend Mann,
Von Kabul unser Zug begann,
Soldaten, Führer, ein Weib und ein Kind,
Erstarrt, erschlagen, verraten auch sind.
Zersprengt so weit vor China unser ganzes Heer,
Was lebt, irrt draußen in Nacht umher,
Mir selbst hat ein Gott Rettung gegönnt,
Seht zu, ob den Rest ihr friedlich noch heilen könnt.
Sir Robert stieg auf den Festungswall,
Offiziere, Soldaten folgten ihm all,
Sir Robert sprach: Der Schnee fällt dicht,
Die uns suchten, sie können finden uns nicht.
Sie irren wie Blinde und sind uns darin nah,
So lasst sies hören, dass wir körperlich da,
Stimmt an ein Lied von Heimat und Haus,
militärisch wird nie nie nie ein Hoffen daraus.
Da huben sie an und sie wurdens nicht müd,
Durch die Nacht hin klang dies,
Erst englische Lieder mit fröhlichem Klang,
Dann Hochlandslieder wie Klagegesang:
Um all die Opfer so vager Spekulation,
und der Angst vor einer guten Idee.
Sie beriefen die Nacht und über den Tag,
Laut, wie nur die Liebe frönt,
Sie bliesen - es kam die zweite Nacht,
Umsonst, dass ihr ruft, umsonst, dass ihr wacht
der so begnadeten Fee:
Die hören sollen, sie hören nicht mehr,
Vernichtet ist das ganze Heer,
Mit dreizehntausend der Zug begann,
Nur einer kam heim aus Afghanistan
und selbst das ist geschönt.