Danke für euer feedback!
meine jungs sind 17 und 11. der große ist es an einer FH und möchte nächstes jahr ans studienkolleg in münchen und dann dort weiterstudieren. architektur. typisch ägypter halt... morgen könnt ihr seine pyramiden bewundern ;-)
der kleine kommt jetzt in die 5.klasse und will später im zweifelsfall dasselbe wie sein großer bruder machen.
ihr wollt wissen, wie es in kairo weiterging?
wegen akuter schweinegrippegefahr mussten wir einreisenden ein kärtchen ausfüllen, auf dem man außer nach den personalien auch nach dem wohlbefinden befragt wurde. husten ja-nein, schnupfen, fieber, speien - das alles wurde gemeinhin mit nein beantwortet und man übergab das formular an einen der herren in weißem kittel, der noch nicht mal einen blick drauf warf, sondern uns nur weiterwinkte. leicht enttäuscht ob des mangelnden interesses (welcome, you are back to egypt now) passierten wir den ärztestand, entdeckten um die ecke dann aber doch noch ein weiteres medizinisches hindernis. einer wärmekamera war augestellt und eine frau in weiß blickte aufmerksam auf einen bildschirm.
es war 3 uhr nachts, als wir ankamen, aber es hätte genausogut 8 oder 9 uhr abneds sein können. die strassen waren so voll und belebt wie immer, denn wir hatten ja ramadan und jeder wollte vor zapfenstreich (morgenröte = fastenbeginn war um 4) noch schnell irgendwohin.
in kairo ertrugen wir nahezu rund um die uhr musik, die NICHT MEINE LIEBLINGSMUSIK war, aber unter den unzähligen, verschiedensten geräuschen hörten wir auch liebgewonnene, vertraute klänge und laute.
da war z.b. der "msaharati", der ab 1uhr nachts durch das viertel schlendert und die leute zum letzten essen aufweckt. und den, der ihm trinkgeld gegeben hat, ruft er sogar bei namen: "ibrahim ahmed, steh auf und iss und verrichte das gebet! leute, dient dem Gütigen und esst! nadine mustafa, erhebe dich!" usw. dazu klopft er auf einer kleinen trommel denselben rhythmus, mit dem schon die urväter geweckt wurden.
der laktrizsaft und tamerhindi, welche beliebt zum fastenbrechen sind, kündigen sich mit schellen an, die straßauf straßab aneinanderklappern.
und dann endlich der gebetsaufruf! mit klarer stimme und harmonisierenden tönen vorgetragen ist er balsam für ohren und seele. aber nicht jeder ist mit guter stimme und treffsicherheit gesegnet - und traut sich trotzdem ins mikrophon zu rufen :roll:
es wurde viel gekocht und viel geschwatzt, aber hauptbeschäftigung im ramadan ist nicht etwa fasten und beten, sich versammeln und essen - wichtiger als all das sind für die ägypter die serien. von etwa 25, eigens für den ramadan produzierten, beschränkten sich unsere leute auf 3 bis 4, die denn auch zum tagesthema und, dem himmel sei dank, pro tag 3x wiederholt wurden.
ich bin auch selber durch kairo mit dem auto gefahren! for the first time in my life! hab kein auto verkratzt und auch keine seele angefahren. ..nur einmal habe ich den hohen bordstein mitgenommen, aber das war notwehr! er ist mir eh zu nahe gekommen... um zu verstehen, was das für eine leistung war, muss man wohl den verkehr in kairo erlebt haben, denn ich habe keinen vergleichbaren gefunden. am besten vergisst man komplett, was man über verkehrsregeln weiß und rechnet die ganze zeit über mit allem. regeln wie distanz halten bringen keinen schritt weiter, denn schon nutzt ein anderes gefährt die lücke; blinker sind nur zur verwirrung da; spuren nur, um sie zu ignorieren; ampeln sind zierrat und verkehrspolizisten dienen nur den taschentuchverkäufern an den kreuzungen... ich habe einmal versucht, mich dicht an meinen vordermann zu halten, um einigermaßen sicher und zügig durchs nadelör zu gelangen, aber plötzlich fand ich mich auf der brücke wieder, die in einem weiten bogen um kairos kern herumführt. derweil war ich schon so nah am ziel... :FOU:
zum fest waren die strassen wie leer gefegt, die läden geschlossen und die hausmeister in ihre dörfer verreist. jetzt kamen die kinder auf ihre kosten! in ihren neuen hübschen gewändern heuerten sie esel und pferde, bunte fahrräder und auch motorräder an oder bestiegen mit 20 anderen einen pferdekarren. von da oben ging der spaß los, einer plärrte es vor und alle taten es ihm nach:
"guckt mal den da und sagts ihm:
da geht der hanswurst!"
oder
"wer den propheten liebt, rufe HEEEEEEE!"
"HEEEEEEEEEEEEEEEEEE!" aus allen mündern.
die u-bahn in kairo ist eine begehrte und erstaunlich intakte errungenschaft und seit einigen jahren um eine strecke erweitert worden. somit gibt es jetzt 2 linien, die täglich zig-millionen fahrgäste a 1,-LE (ca -,12) transportieren. die tickets werden von schalterbeamten im akkord ausgehändigt. 2 waggons sind nur für frauen reserviert, aber es "verirrt" sich immer wieder der eine oder andere junge mann im auftrag einer mutprobe und versucht, unbemerkt beweisfotos mit seinem handy zu schiessen. abgesehen von den menschenmassen, die sich durch die gänge schieben, sind die u-bahnhöfe recht leer. es gibt keine läden, keine musikanten und keine penner - sie sind nicht für den aufenthalt gedacht, denn sonst wären sie sicherlich nicht mehr intakt. und damit das alles auch so funktioniert, sind überall polizisten plaziert, paarweise und schwer bewaffnet. ein anblick, der so vertraut geworden ist, dass die bürger längst allen respekt vor der uniform verloren haben und sich gerne in heftigem geplänkel mit der obrigkeit austauschen.
in den gesegneten tagen um den ramadan wird bevorzugt geheiratet. allein die vorbereitungen sind ein fest, aber vor allem sind sie laut. in der nachbarschaft sollte eine wohnung für die brautleute eingerichtet werden. höhepunkt ist traditionell das "tangiid", das nähen der matrazen und kissen, die mit watte (also ägypt. baumwolle) gefüllt werden. alle frauen der familie und nachbarschaft kommen zusammen und singen frauenlieder und schauen dem "mnagid" beim arbeiten zu, auf dass er auch ja kein gramm klaue! außerdem wird sehr genau beäugt, mit was für stoffen genäht wird. zweifelsohne eine prestigefrage. die fertigen kissen und matrazen werden auf einem roten teppich und von mannshohen, dröhnenden boxen umringt mitten auf der strasse aufgetürmt, damit sie ein jeder bewundern möge - man sage dabei aber tunlichst die formeln gegen den bösen blick und allerlei segenswünsche auf!
dass strassen bei persönlichem bedarf gesperrt sind, ist nichts ungewöhnliches in ägypten. aber schlau finde ich immer noch die parkplatzlösung. problemlos werden die autos in 2 reihen am fahrbahnrand abgestellt. schande nur über den, der die handbremse anzieht! denn der parkplatzmensch schiebt geschickt und erfahren die autos so lange hin und her, bis entweder eine parklücke entsteht oder man mit seinem auto auch aus der inneren reihe wieder bequem ausparken kann.
ach ja, es hat schon seinen reiz... aber meine reisen nach deutschland möchte ich auch nicht missen.
am schönsten jedoch ist es daheim!