Hallo, liebes Forum,
ich hatte einen Thread weiter schon einmal geschrieben und dort hat man mir sehr liebe Worte und Geschichten entgegengebracht.
Ich mag mich auf diesem Wege nochmal an Euch wenden, diesmal mit etwas anderem, denn ich fühle mich zunehmend überfordert.
Mein Freund leidet seit einigen Monaten (erstmals) an Depressionen und es fällt mir im Moment sehr schwer einzuschätzen, was ich im Umgang mit ihm tun oder lassen sollte.
Er war immer ein sehr aufgeschlossener und selbstbewusster Mensch, der alle Leute mit seinem umglaublichen Charme und einer sehr freundlich-natürlichen Art mitreißen konnte. Gleichzeitig ist er sehr sensibel im Umgang mit anderen Menschen, war immer für einen da und brachte es fertig einen zum Lachen zu bringen, obwohl man meinte total am Boden zu sein. Wir waren lange Zeit sehr glücklich!
Doch von seinem früheren Wesen ist fast nichts mehr übrig geblieben. Durch schwere Schuldzuweisungen seiner Ex-Frau, viel Streit und emotionale Erpressung ging es nach und nach abwärts, er rutschte erst in eine Essstörung, dann in eine Depression. Er ist in psychologischer Behandlung, allerdings taugt dieser Arzt meiner Meinung nach nicht sehr viel.
Die Passivitität meines Freundes aber belastet mich sehr. Er lässt alles mit sich geschehen und machen, gleichzeitig aber wird er laut und verbal aggressiv, wenn etwas nicht so läuft, wie er es dachte.
Einerseits ist er hysterisch eifersüchtig geworden (was er früher nie war!), versucht dauernd mich mit anderen Männern zu verkuppeln (ich habe einige gute, männliche Freunde - aber wer hat die nicht?) und sagt, ich habe etwas besseres verdient als ihn.
Andererseits, in guten Augenblicken, sagt er mir, wie sehr ich und unsere wunderschöne gemeinsame Zeit ihm fehlt (wir wohnen derzeit 100km voneinander entfernt), er schreibt mir seitenlange Liebesbekundungen und plant, was er demnächst alles mit mir unternehmen wollen würde, er entschuldigt sich dafür, was er mir antut, aber er könne im Moment seine Liebe nicht zeigen.
Ich fühle mich so hilflos, so sehr seinen Launen ausgeliefert. Außer Frage steht, dass ich ihn verlassen werde, denn ich liebe ihn nach wie vor und möchte für ihn da sein.
Ich habe viel über Depressive gelesen, über den Umgang mit ihnen, dort wird immer gesagt, dass man dem Partner zeigen soll, dass man da ist, also Sätze wie "Ich bin für Dich da!" ... wie aber soll ich darauf reagieren, wenn ich ein "Schön für Dich!" zu hören bekomme?
Das tut mir jedes Mal schrecklich weh und ab und an habe ich auch schon versucht den Kontakt abzubrechen und ihn "machen zu lassen", was ich aber auch nicht für den richtigen Weg halte, aber ich konnte nicht mehr.
Dann aber wieder kommen diese Momente, in denen er mir sagt, es tue ihm alles so leid, er wolle das gar nicht, er liebt mich, aber er hat im Moment keine Kraft zu kämpfen.
Hinzu kommt auch noch, dass er seinen Körper ohne Ende beutelt, indem er abführt, obwohl er durch die Magersucht sowieso schon sehr, sehr abgemagert ist.
Eine Akutklinik hat er schon aufgesucht, aber die wollen ihn erst im Februar aufnehmen (und ich glaube darüber war mein Freund auch sehr froh). :roll:
Freunde sagen mir, er spiele nur mit mir, aber dazu ist er nicht der Typ, ich kenne ihn ja nun sehr gut und ich versuche dieses Verhalten immer durch die Depression zu entschuldigen.
Schwer ist es auch, da wir uns nicht (mehr) so oft sehen können, früher war er immer bei mir, jetzt meidet er meine Nähe (da wir auch wegen seines Verhaltens in letzter Zeit öfters Streit hatten, er mir vorwarf ich würde ihn wie ein rohes Ei behandeln), sagt, er würde mir nur weh tun.
Was also soll ich mit einem Depressiven tun, der meine Hilfe nicht (mehr) annehmen möchte und gleichzeitig seinen ganzen Körper zerstört, mir DAS aber auch brühwarm erzählt (hat immer sowas von dem Wunsch nach Aufmerksamkeit und Beachtung).
Es tut so weh mit ansehen zu müssen, wie er sich "öffentlich" zu grunde richtet, aber keine Hilfe annehmen möchte (denn die vom Psychologen ist ja unter aller Kanone).
Was würdet Ihr mir raten? :(