Psychische Probleme haben nicht zwingend etwas mit dem Job zu tun
Wurde auf diesen Thread zufällig hingewiesen.
Da ich als Sexdienstleisterin arbeite erlaube ich mir hier zu antworten....
Hm, ich hab mir das jetzt auch durchgelesen, aber irgendwie kann ich nicht erkennen, was das mit Prostituion ansich zu tun hat....
Lina hat eine belastende Kindheit hinter sich, in der bei ihr Schuldgefühle geweckt wurden, die sie eigentlich gar nicht haben müsste, denn es ist nicht ihre Schuld, dass ihre Eltern nicht nur emotional versagt haben.
Ob fast alle Huren einen Knacks haben, kann ich so auch nicht sehen...
sicher ist unser Leben und der Lebensrythmus anders, als der von jemandem, der morgens beginnt und nach 8 Stunden nach hause kommt...
Ja, es kommt sicherlich vor, dass die ein oder andere einen "Puffkoller" bekommt, wenn sie nicht auf sich achtet, und sich 24 Stunden im "Puff" aufhält, ohne weiteren sozialen Kontakte und Auszeiten außerhalb dieses Umfeldes.
Das der Job einfach ist... das meinen nur Menschen, die keine Ahnung haben...
Nicht jede ist dafür geeignet. Dazu bedarf es vielerlei Fähigkeiten, Kraft und innere Stärke. Nur hübsch sein genügt leider nicht....
Man muss einiges verarbeiten, dass mal leichter und mal schwerer fällt.
Aber das ist wohl in jedem Job so.
Ich denke mal jeder, der sich gegenüber seinem Job nicht mehr abgrenzen kann und ein Leben außerhalb der Arbeit zum Ausgleich hat, begibt sich in die Gefahr einen "Knacks" zu bekommen.
Wenn sich alles nur noch um schlafen und arbeiten dreht, bzw wenn man auch am Arbeitsplatz schläft und sich so selten aufrafft, sich außerhalb dieses Umfeldes zu bewegen, verliert man leicht die Bodenhaftung.
Sexdienstleisterinnen, die selbstbestimmt arbeiten, Prostituion als selbständigen Job sehen, und sich dementsprechend organisieren bekommen genauso wenig einen "Knacks" wie andere Selbständige, die sich Ziele gesteckt haben und darauf hinarbeiten diese zu erreichen.
Wer planlos in den Tag lebt und sich undifferenziert vom Job auffressen lässt, vergeudet zuviel Kraft, weil er zeitlich zulange zuviele Dinge gleichzeitig versucht, und daran zwangsläufig scheitert...
Bei Lina sehe ich das so in dieser Weise nicht.
Sie arbeitet bewusst als SDL, da sie den Verdienst schätzt.
Sie sollte sich eventuell mal mit einer erfahrenen Kollegin unterhalten und über verschiedenste Basics beim Escort informieren.
Auf Grund ihrer Unerfahrenheit lässt sie sich von der Agentur und Kunden ganz schön über den Tisch ziehen, arbeitet zudem gegen ihre eigenen Vorstellungen.
Da sehe ich schon die Gefahr, dass dies auf Dauer nicht gut geht.
Leider werden meiner Meinung nach hier wieder mal verschiedene Themen mit einander vermischt, die ursächlich nichts miteinander zu tun haben.
Einen Psychologen würde ich auch empfehlen um ihre Vergangenheit aufzuarbeiten...
Denn es ist nicht gut, dass sie die Gewalttätigkeit ihres Exfreundes entschuldigt, nur weil sie es von ihrem Vater nicht anders erlebt hat.
Diese Prägung muss sie aufbrechen, weil ihre Beziehungen sonst immer nach diesem Muster laufen werden...sie sucht unbewusst danach....
zum Thema Sexarbeit würde es ihr helfen sich gründlichst zu informieren... sei es in Foren wie sexworker.at oder bei Beratungsstellen wie madonna oder hydra.
Als Studentin sollte es ihr möglich sein, die Infos dann zu analysieren und für sich den Weg zu finden, der sie auf einem machbaren Weg an ihre Ziele bringt.
Sexdienstleisterinnen verkaufen nicht ihren Körper, sie bieten eine Dienstleistung an, die nicht immer einfach zu erbringen ist, aber auch der Job einer Altenpflegerin oder eines Hochofenarbeiters ist ganz sicher nicht leicht.
Der einzige Unterschied, Sexarbeit ist zu Unrecht stigmatisiert und nicht anerkannt.
Meist aus Unkenntnis und Fehlinformationen durch die Medien.
Jeder Mensch, der arbeitet "prostituiert" sich auf seine eigene Weise, da er sein Wissen, bzw seine Arbeitskraft auf dem Arbeitsmarkt anbietet und sich dafür bezahlen lässt.
Verliert der einzelne dadurch seine Würde,bzw seinen Wert?....
Nein!
Es gibt viele Jobs, die ich nicht machen möchte und doch bin ich froh, dass es Menschen gibt die es einfach tun.
LG Tanja