Man, so langsam weiß ich nicht mehr weiter - weiß nicht mehr, was der Fische- Mann will, aber erkenne mich auch selbst nicht mehr. Ich bin eine Waage.
Ich muss ein bisschen ausholen, aber vielleicht hat ja jemand Lust das alles zu lesen.
Wie gesagt, ich bin eine Waage -Frau und 34 Jahre alt. Der Fische-Mann ist 20 Jahr älter als ich, jedoch kein typischer 54-jähriger. Ích weiß nicht, wie sehr das Alter eine Rolle spielt, für mich spielt es auf jeden Fall "in unserer Sache" keine größere Rolle. Er selbst fühlt sich (und ist auch so) 10 Jahre jünger. Obwohl ich durchaus sportlich bin, übertrumpft er mich locker. Wir hören dieselbe Musik, wir lieben das gleiche Ambiente, haben ähnlich Vorlieben.
Wir sind Arbeitskollegen und kennen uns etwa seit sieben Jahren. Durch Projekte haben wir uns immer näher kennengelernt und gemerkt, dass wir wahnsinnig gut zusammen arbeiten können, alles geht ohne große Worte Hand in Hand - total entspannt. Natürlich haben wir auch viel über Privates gesprochen. Viel, aber meist auch sehr oberflächlich. Vor etwa drei Jahren habe ich gemerkt, dass etwas mit mir "nicht stimmt". Er ging mir nicht mehr aus dem Kopf, mir wurde nach und nach klar, dass ich mich verliebt hatte. Und jetzt kommt der nächste kasus knaxus: Wir sind beide glücklich verheiratet. Er versteht sich gut mit meinem Mann, ich mich mit seiner Frau. Ich hab mich so dermaßen daran gestoßen, dass ich immer dachte, ich sei glücklich, hab mich gefragt, ob vielleicht alles schon zu perfekt sei, überlegt, ob mir ein Abenteuer fehlt. Nach allem hin und her bin für mich selbst einfach zu dem Entschluss gekommen, dass man wohl mehrere Menschen gleichzietig lieben kann, aber jeden auf eine andere Art und Weise. Wäre mein Mann nicht mehr da, ich würde leiden wie ein Hund. Dass diese Gedanken nicht fair sind, weiß ich sehr genau. Ich hab mich einfach leise vor mich hingequält und diesen FischeMann vermisst. Was ich rausgefunden habe: dieser Mann hat Dinge, die mein Mann nicht hat, aber es sind nicht unbedingt elementare Dinge. Ich kann meinem Mann vertrauen, ich kann mit ihm reden, ich kann mit ihm Spaß habe, wir haben Sex usw.. Aber es gibt auch Kleinigkeiten, wirklich Kleinigkeiten, die mich stören (die ich aber schon vor der Ehe kannte, und sie würden mich auch heute nicht daran hindern, ihn noch mal zu heiraten). Diese "Kleinigkeiten" gibt mir dieser andere Mann...dabei geht es um Träume, berufliches Interesse und damit verbundenes soziales Denken. An diesem Punkt war ich mir aber noch längst nicht bewusst über diese ganzen Dinge, ich war verzweifelt verliebt.
Ich hab mich lange weitergequält. In dieser Zeit haben wir wie Weltmeister in unserem geschütztem Raum (wir sind eben Arbeitskollegen, haben einen großen Altersunterschied und sind beide verheiratet - also, "alles klar") geflirtet. Nach etwa 1,5 Jahren habe ich alle meinen Mut zusammen genommen und ihm geschrieben, dass ich mehr für ihn empfinde. Es war ein schreckliche Zeit. Wir wussten beide nicht recht damit umzugehen. Und an dieser Stelle fing unser internes Doppelleben an. Schriftlich hat er ganz lieb geantwortet, eigentlich all meine Zweifel widergegeben. Bis wir aber darüber reden konnten, sind wir mehr oder weniger umeinander rumgeschlichen: beruflich haben wir wie vorher zusammengearbeitet, aber die andere Sache schwebte dabei im Raum. Wir waren uns einig, der Kopf hat gesiegt, es ist nie etwas passiert. Ich war nach diesem Gespräch nicht wirklich befriedigt, weil ich ihm eigentlich immer zustimmen musste, seine Gedanken waren ja auch tatsächlich meine Gedanken. Trotzdem gab es für mich zwei Ebenen - Kopf und Herz. Meine ehrlichen Herzgedanken trage ich noch heute mit mir rum. Sie liegen bei uns beiden in der Luft, aber sie werden nicht ausgesprochen. Das einzige Mal, wo ich mich "geoutet" habe, war als ich ihm gesagt habe, dass da mehr ist. Mehr bringe ich nicht aus mir heraus.
Mittlerweile ist noch viel enger geworden. Ich bin neben seiner Frau seine "beste Freundin". ABER wir wissen beide, dass das irgendwie der falsche Begriff dafür ist. Wären wir beide Single, wäre zwischen uns alles anders. Ich fühl mich so körperlich von ihm angezogen. In meinem stillen Kämmerlein kreisen alle Gedanken um ihn. Und jetzt kommt, ich denke etwas waagetypisches: ich kann aber auch eiskalt sein, ich möchte nicht, dass er merkt, was in mir vorgeht. Ich merke, dass da bei ihm auch mehr ist, aber wenn von ihm mal mehr kommt, dann schalte ich meistens auf Rückzug. Wir leben auf zwei Ebenen: Sobald wir "geschützt" sind und gar nicht mehr passieren kann, können wir blödeln, flirten usw., sind wir alleine, sprechen wir über berufliches oder über private Sachen, aber auf keinen Fall über uns. Das ist kein Vorwurf an ihn, ich kann auch nicht. Uns fällt es so wahnsinnig schwer über Gefühle zu sprechen. Ich glaube, dass er genauso auf etwas von mir wartet, wie ich es tue. In dieser Hinsicht sind wir beide absolut passiv. Ich würd ihn gerne einfach mal in den Arm nehmen und ihn küssen, die Verbundenheit auch körperlich spüren. Ich kann mir das alles vorstellen, hatte da auch noch nie Probleme mit Männern. Ich weiß nicht, ob es dann schwierig zwischen uns würde (das weiß man ja nie). Aber andereseits sind wir beide sehr vernünftig denkende Menschen, die schon einen Weg finden würden, damit umzugehen. Ich kann mir das alles vorstellen, könnte mir selber 1000 Ratschläge geben...aber ich KANN nicht.
Ich bin im Moment in keiner Notsituation, mir ging es schon viel schlechter. Es hat sich viel geändert: es war ein langer Weg bis es normal war, sich ständig anzurufen, sich einfach so zu besuchen, füreinander dazusein. Ich genieße diese Freundschaft zu diesem tollen Mann. Meine Kolleginnen beneiden mich um mein Verhältnis zu ihm, sie stehen ständig in der Schlange, ich reih mich NIEMALS dort ein, ignoriere das Ganze und trotzdem kommt er zu mir. Und vielleicht ist es umgekehrt auch ein kleinwenig so. Wir wissen, spüren einfach füreinander...aber eben wortlos. In den letzten Wochen kam für mich eine Verwirrung dazu. Es war vor unseren Partnern nie ein Geheimnis, dass wir uns gut verstehen und viel Kontakt zueinander haben. Sie kennen ja diese gefühlte Ebene nicht (ich fühle mich ganz klar so, als würde ich meinen Mann emotional betrügen). Merkwürdigerweise versteckt mich der Fischemann in letzter Zeit vor seiner Frau. Er sagt zum Beispiel: "Ich rufe dich in fünf Minuten zurück, dann ist Marga aus dem Haus, dann kann ich freier sprechen". Nach dem Gespräch frage ich mich, WORÜBER konnte er jetzt freier sprechen, es war ein ganz normales Gespräche, das sie hätte mithören können? Oder ich schreibe eine sms und er ruft mich später von irgendwoanders als zu Hause aus an: "Hab deine sms erst gerade gelesen, bin gerade da und da....". Das macht mich wieder stutzig...er tut so, als wenn das alles normal sei und dann muss er verbergen, wie oft er mit mir Kontakt hat. Häufig ist es auch so: Wenn ich anrufe, ist er sehr sachlich, ich merke allein den Unterschied in seiner Stimmlage - dann ist seine Frau im Raum. Ist sie nicht da, merke ich es in wenigen Sekunden. Ruft er an, dann ist es immer sehr innig, dann hat er sich Raum geschaffen, auf unserer Ebene zu telefonieren, er ist alleine.
Jetzt hab ich schon tierisch viel geschrieben, ich hoffe, hier ist überhaupt noch irgendwer am Ball? Ich weiß auch nicht, was ich hier hören will. Hat jemand schon mal Ähnliches erlebt? Tick ich nicht ganz richtig? Sollte ich meine Gefühle aus Respekt vor meinem Mann einfach "ertragen"? Ist das Leben zu kurz, um seine Gefühle weiterhin so zu missachten? Erlebe ich gerade eigentlich etwas Schönes und erkenne es einfach nicht? Ich fühl mich einfach leer und weiß nicht mehr, was richtig und was falsch ist.
Ich würde mich sehr über eure Ansichten freuen!
Alles Liebe von der Ziege