an0N_1194108699z@666Eva1 zu: Woher kommt der Islam eigentlich?
Wo es den einzig wahren Islam gibt, kann dir niemand sagen - die Crux ist ja gerade, dass die Lehre völlig unterschiedlich ausgelegt wird.
Die Gruppe der Salafisten gehört z.B. zu den Ultrakonservativen, die eine islamische Gesellschaft wiederherstellen wollen, wie sie zu Mohammeds Zeiten gewesen ist. Gleichzeitig bilden die Salafisten eine der großen Gruppen innerhalb der Al-Quida, trotzdem unterstützen bei weitem nicht alle Anhänger den angeblich heiligen Krieg gegen die "Ungläubigen".
Eine andere große Gruppe innerhalb der Al-Quaida lebt mit der Forderung, dass jede Regierung der Welt gestürzt wird, weil alle existierenden Regierungen unislamisch sind.
Es gibt auch Gruppen, z.B. die Sufisten, die davon überzeugt sind, dass der Koran zur absoluten Gewaltlosigkeit gegen jeden Menschen auffordert.
Eine andere, radikale Splittergruppe entstand um einen Ägypter, der ursprünglich keinerlei Bezug zum Islam hatte. Er kritisierte das Verhalten der Briten in seinem Heimatland, lebte und arbeitet später in den USA und wandte sich mit der Ausrufung der israelischen Nation ganz vom Westen ab. Als er wieder in Ägypten war, schloss er sich dort den Muslimen an, er unterstützte die Revolution und war auch Verhandlungspartner von Nasser, der sich jedoch eher distanzierte und ihn nach einem Attentatsversuch (durch ein anderes Mitglied der Bruderschaft) verhaften und foltern ließ.
Während seiner Haft entwickelte er z.B. die These, dass sich in einer Gesellschaft Gut und Böse gegenüberstehen und das Gute nur dann siegen kann, wenn es mit aller Härte und allen Mitteln gegen das Böse vorgeht. Diesem Gedanken entspringt die Radikalität, der auch Bin Laden heute noch folgt.
Wie aber auch ganz deutlich zu erkennen ist, entstammen die radikalen Forderungen nicht dem Koran oder irgendeiner religiösen Forderung, sondern sind das Ergebnis politischen und sozialen Versagens: das Verhalten der Kolonialmacht England, die "freizügigen" 50er Jahre in den USA, die Unterstützung Israels durch den Westen, die Verweigerung des Selbstbestimmungsrechtes der Völker u.a.). Als Konsequenz auf dieses weltliche Versagen forderte er die Ausweitung der Scharia auf alle Bereiche des Lebens. Politiker wie Nasser zählten für ihn zu den Ungläubigen, der Westen natürlich ohnehin und so ließ sich die Gewaltforderung auch recht einfach rechtfertigen. Seine politischen Revolutionsgedanken musste er nur mit den religiösen Forderungen verbinden und von den Anhängern absoluten Gehorsam gegenüber der Religion fordern.
Die politischen Ursachen, die für den Unmut vieler Menschen in islamischen Ländern verantwortlich sind, liegen im Verhalten des Westens und lassen sich nicht leugnen - Israel setzte im Libanon z.B. Phosphorbomben ein, zerstörte gezielt die Trinkwasserversorgung der Zivilbevölkerung, ähnlich die USA im 1. Golfkrieg. Das sind eindeutige Verletzungen des Völkerrechts, was gegenüber den betroffenen Regionen nicht offen eingestanden wird/wurde und für sehr viel Hass auf den Westen sorgte. Zusammen mit den radikalisierten Strömungen im Islam kam es so zu einer Konfrontationsstellung des Islams gegenüber der westlichen Welt.
Mit Religion hat der ursprüngliche Konflikt nicht viel zu tun, da der Islam aber eine sehr restriktive Religion ist, die jeden Zweifel verbietet und mit dem Anspruch lebt, unfehlbar und vollkommen zu sein, lassen sich die Menschen leicht lenken. Und wenn heute vom Islam die Rede ist, dann ist fast immer diese radikale Strömung damit gemeint.
Trotzdem hat es in der Geschichte des Zusammenlebens von Muslimen und Deutschen hier keine nennenswerten Konflikte gegeben - das friedliche Zusammenleben von Muslimen und Andersgläubigen ist - in einem nicht-islamischen Land - durchaus möglich.
Aufgeheizt wird die Atmosphär hier viel eher von radikalisierenden Deutschen.