Das
> das ist unfair<
Ich meinte damit gar nicht dich, war 'ne reine, begründete Vorsichtsmaßnahme.
=> das war eher von mir aus aus spaß so gemeint ;-).
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>ich hätte mit so einer aussage schon ein problem . einfach, weil es zu große unterschiede gibt in manchen teilbereichen...<
In welchen? Du studierst Religionswissenschaft, du solltest es mir erklären können. Ich als Laie sehe in jeder mir bekannten Religion dieselbe Essenz: Mach die Welt zu einer besseren und fang bei deiner eigenen kleinen an (platter geht's nimmer ). Die Wege dorthin sind Resultate der sozio-kulturellen Emtwicklung.
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das ist mir nun doch etwas zu platt. bei religion geht es ja wohl nicht nur um nächstenliebe oder barmherzigkeit. sondern eben auch besonders um die fragen: wieso gibt es uns menschen? was passiert nach dem tod? wieso müssen wir überhaupt sterben? religionen versuchen einen sinn zu finden für unsere existenz. nächstenliebe ist ein teil davon.
außerdem geht es nicht nur darum, eine bessere welt im großen zu bewirken (völkerverständigung etc.), sondern auch im kleinen (in der familie; ein besseres leben für sich selbst).
natürlich sind religionen sozio-kulturell geprägt. schaue man nur auf eine weltkarte und überlegt man, in welchen ländern christen, muslime oder hindus wohnen (das ist natürlich sehr auffällig).
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gehen wir erst mal von diesen zielen aus (ich habe ja ebenso die erfahrung mit meiner muslimischen bekannten beschrieben...).
das klingt bisher alles sehr schön und natürlich stimme ich mit dir soweit überein.
aber sprechen wir zum beispiel mal über liebe. wie wird diese in religiösen schriften dargestellt? (ich meine zwischenmenschliche liebe) könntest du daran glauben?beispiel koran:
ich denke, dass, was du machst, ist, dass du natürlich an den kern der religionen gehst (was ich sehr gut finde, ich mache das auch) und dort findet man dann natürlich bestimmte gemeinsamkeiten. aber dann ist schon schluss damit. es gibt ansonsten teilweise so große unterschiede zwischen den religionen. diese widersprechen sich untereinander teilweise so stark. wenn es um sexualität geht, um geschlechterverhältnisse, liebe, frieden, krieg, gewalt - um so vieles... unsere welt besteht eben auch aus diesen feinheiten.
denkst du tatsächlich, dass es verschiedene wege gibt (die wahr sein könnten?), wie geschlechterverhältnisse geregelt sind? ich persönlich denke das nicht. in der bibel zum beispiel wird die frau dem mann untergeordnet. sexualität dient zur fortpflanzung. ich kann an so etwas nicht glauben.
ich habe den eindruck, dass du dir aus einer religion etwas nimmst, was du gut findest und den rest einfach streichst (das mache ich übrigens so ;-)). nur ich bezeichne mich auch deshalb nicht als anhänger einer religion.
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>mich würde eigentlich mal eher interessieren, was mohammed oder buddha empfunden haben usw. also das individuelle würde mich interessieren.<
Selbst wenn beide leibhaftig vor die säßen, brächte dich das nicht weiter. Eine innere Erfahrung kann niemals von jemand anderem vollständig erfasst werden, schon gar keine religiöse. Du bist du und daher wäre es dir vollkommen unmöglich, die Empfindungen des Propheten nachzuempfinden. Such lieber deine eigenen.
---- genau das mache ich ;-). bin ernsthaft dabei ;-). nur würde es sicherlich eher helfen, den eigenen weg zu finden, wenn menschen einfach ihren persönlichen weg zu gott (oder wie du es nennen willst) beschreiben, als daraus gleich etwas absolutes zu machen, woran es zu glauben gilt.
ich lese zum beispiel sehr gerne biografien. denn durch erfahrungen anderer kann man auch sehr viel über sich selbst lernen ;-).
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>das ist deine persönliche einstellung oder?<
Natürlich ist sie das. Aber ich weiß, dass ich sie mit verschiedenen ausgesprochen religiösen Menschen teile.
Zum Verständnis: Ich habe früher viel Kontakt zu Benediktinern gehabt, besagter Dozent ist Jesuit, der über den Hinduismus promoviert und Philosophie studiert hat, das sind also Leute, denen man durchaus zuschreiben kann, sich auf rationaler Ebene mit ihrem Glauben auseinandergesetzt zu haben, soweit man rationalisieren kann. *Keiner* dieser Menschen würde irgendeinem Angehörigen einer anderen Glaubensgemeinschaft unterstellen, er hänge einem Aberglauben an.
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schon wieder jemand, der sich mit dem Hinduismus beschäftigt hat ;-). Der Hinduismus hat es nämlich an sich, eine Religion zu sein, die selbst keinen Wahrheitsanspruch hat. Deshalb fällt es Hindus auch verhältnismäßig sehr leicht, solche Thesen aufzustellen, dass es vielleicht verschiedene Wahrheiten gibt, oder dass vielleicht jede Religion einen Teilaspekt der Wahrheit darstellt/bzw. die Wahrheit sich immer wieder auf neue Art und Weise zeigt, denn dies ist bereits Teil der indischen Philosophie. Die ganzen indischen Götter beruhen auf dieser Ansicht der Wahrheit.
Dies ist aber eben Teil der indischen Philosophie. Und dementsprechend sind diese Menschen ja eigentlich gar nicht von der Essenz ihrer Lehre abgerückt, sondern haben sie nur auf andere Religionen angewandt.
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Könnte dies ein Muslim machen? Könnte dies ein Jude machen? Alle drei monotheistischen Religionen haben nämlich im Unterschied zum Hinduismus einen Wahrheitsanspruch. Von diesem abzurücken, bedeutet letzten Endes sicherlich für die meisten die eigene Religion (sprechen wir auch hier von der Essenz) aufzugeben.
Ich denke, für Menschen (auch Muslime, Christen), die sich nicht scheuen, diesen Anspruch abzugeben, ist es dann tatsächlich möglich, diesen Gedanken über die Wahrheit, der ja aus Indien stammt, anzunehmen.
Aber alle Menschen, die nicht nur das tiefste ihrer Religion praktizieren wollen, sondern eine Religion ausüben wollen (auch, wenn sie diese hinterfragen, wofür ich ja deutlich plädiere), ist so eine Aufgabe unmöglich.
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Ich denke, wir sollten mal folgende Überlegungen aufstellen: Wann ist eine Religion noch eine Religion? Bzw. kreieren wir nicht eine neue Religion, wenn wir versuchen, die Essenz aller wichtigen Religionen zu finden?
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>wie kann man im buddhismus dazu eingeladen werden, seinen verstand zu verwenden und andererseits soll man bestimmten regeln folgen?<
Ich hab weder "Siddharta" gelesen, noch kenn ich mich im Buddhismus aus, aber wieso sollte das nicht so sein? Das Christentum im biblischen Sinn ist der Aufruf, dem eigenen Gewissen zu folgen, der freie Wille nimmt eine ganz zentrale Rolle ein (Jesus hätte ja nicht ans Kreuz und durch die Folter gemusst, er hätte ja jederzeit "nö" sagen können). Trotzdem gelten die 10 Gebote nach wie vor und hat man sich irgendwann "damals" beim Religion-Erfinden drauf geeinigt, dass z.B. Feindesliebe zentral sein soll. Sind das keine Regeln? Stehen die im Konflikt zum Gebrauch des eigenen Gehirns?
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Es stellt doch letzten Endes einen Widerspruch dar, wenn du deinen Verstand zwar benutzen sollst (d.h. kritisch zu denken), du dann aber irgendwann stoppen sollst, weil es ja Regeln gibt, an die du dich halten sollst. Denn wenn du anfängst, diese Regeln zu hinterfragen, löst du damit in Gedanken die Religion auf ;-). Also ist es nicht möglich, das zu vereinen. Natürlich kannst du Traditionen akzeptieren, aber du kannst es nicht vereinen. Das ist unmöglich. Dann sollte man vielleicht eher so ehrlich sein und sagen: Ich habe vieles in der und der Religion gefunden, aber einiges passt mir eben auch nicht. Sich dann aber Angehöriger der Religion zu nennen ist für mich persönlich sehr anzuzweifeln (persönliche Ansicht).
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Hast du mal die Bibel gelesen? Dann fange bitte damit an. Du wirst sicherlich vieles finden, womit du dich identifizieren kannst, und du wirst sicherlich auch einiges finden, womit du dich nicht identifizieren kannst und du wirst es anders machen, als es dort geschrieben steht. Ich frage mich dann nur noch, inwieweit du wirklich ein Christ bist.
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>aber einem muslim zu erklären, dass wir eine aura haben? hmm.... ich weiß nicht .<
Das könntest du mir auch nicht erklären, weil ich es nicht glaube und auch nicht einsehe, warum ich es glauben sollte, wenn das zum hinduistischen Konzept gehört und nicht zu meinem.
Siehst du, du machst genau den Fehler, den du wahrscheinlich nicht machen willst: Du gehst davon aus, dass etwas, was *für dich* eventuell wahr ist, Anderen erklärt werden muss oder kann, dass sie es *verstehen* müssten. Das müssen und können sie aber nicht, genausowenig, wie du wahrscheinlich in den Augen eines Inders, der schon vor seiner Geburt mit einer Kette von Ritualen konfrontiert war, dessen Religion immanent ist, jemals seine Religion wirklich verstehen wirst. Denn du bist nicht er, nicht mal going native bringt da was.
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Tja, genau so etwas wollte ich ja aufzeigen. Ich glaube eben nicht nur an bestimmte Werte etc, sondern auch noch an erheblich mehr. Ich glaube an die Wiedergeburt (wie willst du als Christ daran glauben?), ich glaube daran, dass wir eine Aura haben und noch vieles mehr. Ich habe aber übrigens nicht vor, dies irgend jemand zu erklären. Wieso auch? Wenn mich jemand danach fragt, natürlich. Aber jeder soll doch seinen eigenen Weg gehen.
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>ob die vollkommene wahrheit im menschen ist?<
Du weißt weder, was Vollkommenheit ist, noch was Wahrheit ist, wonach willst du also da und anderswo suchen? Das einzige, wonach man streben kann, ist Wahrhaftigkeit (das wundervollste deutsche Wort überhaupt, finde ich ) und die hast du für dich erreicht, wenn in dir - und jetzt gebrauche ich einen Ausdruck, den ich sonst gern vermeide - alles stimmig ist. Was spielt die Wahrheit für 'ne Rolle, wenn du wahrhaftig fühlst?
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was spielt die wahrheit für 'ne rolle, wenn du wahrhaftig bist? tja, das ist eine schöne frage. ich stimme mit dir übrigens überein: das einzige wonach wir streben können, ist wahrhaftigkeit. denn diese liegt meines erachtens wirklich tief in uns verborgen.
aber das mit der wahrheit ist so 'ne sache: auch wenn du dich wahrhaftig fühlst, willst du immer noch wissen, was nach dem tod passiert, wo wir herkommen, wohin wir gehen. wir menschen sind einfach zu neugierig ;-) wir suchen nach der wahrheit. ich denke auch: zuerst sollten wir die wahrheit in uns selbst suchen. aber reicht das? ich denke, es gibt vieles, was wir einfach nicht wissen und deshalb gibt es eben religionen, um diese fragen zu "beantworten". wir würden gerne verstehen, ob es raum und zeit gibt, ob es endlichkeit gibt/geben kann etc... letzten endes sind in religiösen bücher doch diese beiden dinge vermischt: die suche nach wahrhaftigkeit in uns selbst und die suche nach einer generellen wahrheit. vielleicht gibt es deshalb auch so große probleme... denn ich glaube, dass wir letzteres nicht beantworten können ;-).