Goethes Abschiedsstreich
Hallo Telynia!
Es gibt so viele verschiedene Interpretationsversuche zu Faust II, und alle klingen schlüssig. Faust II war Goethes letztes Werk und wenn du mich fragst: Er hat sich einen Spaß erlaubt. Es ist so vollgepackt mit miteinander verquirlten Anspielungen auf die Bibel, di egriechische Mythologie, Shakespeare und Platon, dass man wohl sagen kann, dass es kaum möglich ist, das Feld der Interpretationen einzuengen.
Dass Mephisto Faust zu den Müttern schickt, könnte bedeuten, er schickt ihn zu den Moiren, den griechischen Schicksalsgöttinnen, die auch Mütter genant werden und -natürlich- alles wissen. Andere denken, dass schlichtweg der Archetyp Mutter als Symbol für den Ursprung des Lebens und damit Ort der Geheimnisse des Lebens gilt.
Das wäre dann die tiefenpsychologische Deutung.
In Rainer Maria Rilkes Duineser Elegien wird die Mutter als Lösung wider Erwarten für die großen Fragen, also was die Welt im Innersten zusammenhält quasi, dargestellt. Sie repräsentiert hier das Tal der tiefsten Klage, in dem die Quelle der Freude entspringt.
Ja. Ich denke jedenfalls, dass Goethe tatsächlich nichts bestimmtes sagen wollte, sondern nur wollte, dass jeder sich den Kopf zerbricht und dass dabei vielleicht etwas Neues entsteht.
Nicht umsonst haben sich noch nicht viele daran gewagt, den Faust II auf die Bühne zu bringen.
Liest du gerne? Das find ich gut.