Ich versuchs mal
Das Stück lässt viel Raum für Interpretationen, und ich erinnere mich, dass die von uns damals erarbeiteten Analysen recht unterschiedlich waren. Wir waren uns aber einig, dass es Cohen um Einmaligkeit des Menschen und um Sehnsucht nach Vertrauen geht. Und jetzt kommt meine Interpretation in Kurzfassung: Der Autor vertraut Suzanne, und erfährt dadurch eine neue Sicht auf die wirklich wichtigen Dinge, auf die Liebe, auf das Sein, die Macht der Gefühle,die Ewigkeit. Dabei ist Suzanne nach "normalen" Massstäben wenig vertrauenswürdig: Ver-rückt, auf Hafen hausend, von Almosen der Heilsarmee lebend. Nur die, die wirklich suchen, erkennen, dass sie eine "lady of the harbour" ist, genau so, wie wohl nur tief suchende Menschen sich Jesus anvertrauen ("only drowning men could see him")der einen Weg ging, der in letzter Konsequenz zu seiner Hinrichtung führte.
"Suzanne" richtet sich gegen den Zeitgeist, wer nur dem Zeitgeist folgt, wird das Wichtigste und Beste im Leben versäumen, wer sich aber auf Menschen einlässt, die auch gegen den Strom schwimmen und diesen vertraut, wird das finden, was er im tiefsten Inneren sucht.
Und zu deiner Frage...wie verhalte ich mich einem Mann gegenüber, der mich mit "Suzanne" vergleicht... wenn ich meiner Interpretation folge, dann sieht er in dir etwas Einmaliges, Unvergleichliches. In ihm sind Gefühle geweckt worden, die er bislang nicht kannte, und er hat vielleicht Angst, einen Weg zu gehen, den er bislang noch nicht in Erwägung zog, aber die Sehnsucht, diesen Weg zu gehen, ist in ihm.
Könnte das so sein??
Alles Liebe
vornehme Blässe