an0N_1206811699zEs kommt drauf an, was man draus macht.
Hallo Delphine,
ich würde sagen, daß manche Gegenden in Deutschland so stark von regionalen Identitäten geprägt sind, daß Ost-West-Unterschiede dagegen verblassen.
Ein echter (Ober-/Mittel-/Unter-)Franke z.B. wird immer zuerst ein Franke sein, dann vielleicht ein Wessi. Erst danach, wenn nicht überhaupt nur unter Protestgeschrei, wird er sich als Bayer bezeichnen lassen. Obwohl das, wenn man einen Blick auf eine politische Karte wirft, naheliegender scheint.
Wie gesagt, das ist ein Beispiel. Es existieren noch Dutzende ähnlicher Konstellationen. Aber der "explosivste" Unterschied ist zweifelsohne immer noch Ossi-Wessi.
Dabei konnte ich feststellen, daß Leute ab meinem Alter (27+), die praktisch ihre komplette Jugend in der DDR verbracht haben, oft gelassener auf dieses Thema reagieren als Leute unter 20. Die werden teilweise richtig wütend, wenn mein Mann (der es sich aber erlauben kann - er stammt noch weiter aus dem Osten) sie als solche bezeichnet. Vielleicht haben sie auch das Recht dazu, denn sie unterscheiden sich von gleichaltrigen "Wessis" oft weniger, als man ihnen einredet.
Letztendlich ist es auch eine Frage der individuellen Einstellung zu dem Thema. Es gibt Leute, die sich in ihrer "Ossi"- oder "Wessi"-Mentalität extrem gegen die jeweils anderen abgrenzen. Das funktioniert mit Sprüchen wie: "...Ihr hattet doch nix, da drüben in der Zone.." oder "...ich bin stolz darauf aus dem Osten zu sein, denn bei uns war ... besser."
Diese Leute werden noch in 100 Jahren in 2 verschiedenen Ländern leben.
Es gibt Leute, die zufällig auf der einen Seite der Grenze geboren wurden, aber von der Mentalität her besser auf die andere Seite gepasst hätten. Diese haben allen Grund, fröhlich zu sein.
Zu den nicht an das Ost-West-Schema gebundenen zählen auch Personen, die es vorziehen, sich als "Europäer" zu bezeichnen.
Und ich kenne Leute, die sich so krampfhaft "verwestlicht" haben, daß sie nicht einmal mehr zugeben wollen, im Osten geboren worden zu sein. Die sind nach der Wende in den Westen gezogen und haben nie wieder einen Blick zurück geworfen. Der umgekehrte Fall ist mir nicht bekannt.
Zusammenfassend komme ich auf die Überschrift zurück: Es kommt drauf an, was man draus macht.
Viele Grüße,
Brüni