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Grundsätzlich kann ich deinen Unmut und deine Wut verstehen - insbesonders, wenn er deinen Sohn versucht zu schlagen, der auf deinem Arm ist. Da kommt dann die Löwenmama aus uns raus, die ihr Kind verteidigt ;-) Andererseits ist aber auch zu bedenken, dass der Junge ein dreijähriges Kind ist und du eine erwachsene Frau - ihn dann zu "packen" und anzufahren empfinde ich dann schon, entschuldige bitte, als grenzwertig. Ich meine damit nicht, dass du dir den "Angriff" gefallen lassen sollst. Aber quasi mit der gleichen Aggression zu reagieren (unter "packen" verstehe ich grob anfassen und unter "anfahren" laut werden) bringt wahrscheinlich genau das Gegenteil dessen, was es sollte.
Stell dir die Situation doch mal umgekehrt vor: dein Sohn benimmt sich zwar offensichtlich daneben, wird dann aber von einer anderen Mutter gepackt und angefahren - fändest du das in Ordnung ? Ich nicht. Vielleicht wäre es besser gewesen, ihm gegenüber "Nein, das darfst du nicht machen" zu sagen und daraufhin direkt die Mutter anzusprechen, wenn sie schon mit dabei war ?
Woher weißt du denn, dass er ständig auf andere Kinder losgeht ? Erzählen das andere Mütter ?
Du hattest geschrieben, dass er bislang darauf geachtet habe, dass kein Erwachsener zuschaut - wenn es also bislang kein Erwachsener gesehen hat, woher weißt du es dann so genau ?
Die Sache kommt mir sehr bekannt vor - auch in unserer Kita ist ein Junge, der dominanter ist als die anderen Kinder. Er gibt Kommandos, schlägt, piesackt andere Kinder - so ist die Aussage anderer Mütter. Weil ich im EB bin und sich Mütter bei mir beschwert hatten, habe ich daraufhin mal die Erzieherinnen direkt angesprochen, was denn da nun tatsächlich los sei und was gemacht wird oder warum nichts gemacht wird ?!
Da wurde dann zwar bestätigt, dass dieser Junge dominant ist, aber bei weitem nicht so schlimm, wie es auf dem "Straßenfunk" der Mütter weitergegeben wird. Und -oh Wunder- die Kinder der Mütter, die sich am lautesten beschweren sind AUCH immer wieder frech und hauen. Da schenken die Jungs sich wohl recht wenig.
Nichts wird so heiß gegessen wie es gekocht wird ....
Ich möchte damit sagen, dass man immer BEIDE Seiten anhören sollte - vor allem wenn man die Info nur über Mund-zu-Mund-Propaganda bekommt, ist die Frage, inwieweit da dramatisiert wurde ?!
Und ich denke, es ist nicht Aufgabe von dir oder anderen Müttern, diesem Jungen sein Verhalten "ein für allemal auszutreiben" - wie grausam klingt das denn ?
Ich würde viel eher versuchen ein Gespräch zu führen: mit den Müttern (oder Vätern), deren Kinder betroffen sind, mit der Mutter des Jungen, einer Erzieherin und der Kindergartenleitung.
Wie sind die Eindrücke der jeweiligen Personen ? Was passiert tatsächlich ? Wie ist das Verhalten der anderen Kinder ? Ist der Junge wirklich so auffällig zwischen den anderen betrachtet ? Wie reagieren die anderen Kinder darauf ? Wie reagieren die Erzieherinnen, wenn sie so eine Situation mitbekommen ? Gibt es Veränderungen bei dem Jungen zuhause (neues Baby, Trennung der Eltern, Verlust von Großeltern, Umzug, o.ä.), die Ursache für sein Verhalten sein könnten ?
Letztlich hat der kleine Mann ein Problem, das gelöst werden muss. Nicht die Symptome behandeln, sondern die Ursache ...
Viel Glück !
Liebe Grüße,
Friederike