Mein Freund und ich sind nun seit knapp 1,5 Jahren zusammen. Unsere Beziehung hat in der, meiner Ansicht nach, recht kurzen Zeit schon sehr viele Höhen und vor allem auch Tiefen erlebt. Der extremste Einschnitt in unserer Beziehung war mein Auslandssemester, das ich letztes Jahr in den USA gemacht habe. Das war schon immer mein Traum, jahrelang geplant und ich hatte viel dafür gearbeitet und gespart. Als ich dann die Zusage bekam, war er überhaupt nicht begeistert davon und hat bis zum Antritt meines Auslandssemesters immer wieder reinsten Psychoterror betrieben. Kerninhalte seiner damaligen Aussagen, um jetzt nicht zu sehr vom Thema abzuschweifen, waren: 1) Man muss Träume nicht verwirklichen 2) Mein Auslandssemester wäre der reinste Ego-Trip und ich würde ihn dabei vernachlässigen und könnte die Beziehung ja eigentlich gleich beenden 3) Einer Beziehung schadet eine 4-monatige Trennung nur und wer braucht später wenn man einmal Familie haben will schon ein Auslandssemester im Lebenslauf? ... das waren nur Kerninhalte, die lassen sich beliebig ausschmücken... Resultat davon war, dass ich viel geweint, meine Eltern monatelang mit dem Thema belastet habe, aber letztendlich meinen Auslandsaufenthalt durchgezogen habe. Viele Male war ich kurz davor, das Auslandssemester abzusagen, etc. Dort hat er mich auch besucht und ich war sogar während meiner Zeit dort für 10 Tage in Deutschland und habe ihn besucht sodass wir uns trotz der USA im August, September, Oktober und November gesehen haben... für solch eine Distanz kein schlechter Schnitt, hm? Zumindest hat er dort trotzdem weiter versucht, mich dazu zu bewegen, wieder nach Hause zu kommen... Endfazit dieser USA-Geschichte: Meinen Auslandsaufenthalt konnte ich nie wirklich genießen, weil ich abends immer damit beschäftigt war, meinen heulenden Freund zu trösten und so dort nicht wirklich neue Kontakte geknüpft habe, sondern in Gedanken immer in meine am seidenen Faden hängende Beziehung vertieft war...
Als ich im Dezember wieder heim kam war ich kurz davor, mit ihm Schluss zu machen. Ich war am Ende, meine Familie war vom vielen Trösten und endlosen Gesprächen über meine Beziehung am Ende... wie dem auch sei, aufgrund meiner Gefühle für ihn, hab ich damals nicht Schluss gemacht und ihm seine nicht sehr tief gehenden Entschuldigungen durchgehen lassen. Meine Familie war natürlich geschockt von meinem Verhalten... wie ich noch mit ihm zusammen sein könnte nach all dem, was er mir vermasselt hat...
Der Stand momentan sieht so aus, dass meine Familie ihn duldet, allerdings nicht ernsthaft leiden kann. Da ich mit meiner Schwester zusammen wohne, begegnet sie meinem Freund natürlich auch oft... die zwei kriegen sich ständig in die Haare, er kann sie nicht leiden, sie ihn nicht. Da er auch was gegen meine Familie hat, möchte er nicht mit, wenn ich meine Eltern in meiner Heimat besuche und hat immer Einwände, wenn ich nach Hause möchte. Er ist der Ansicht, meine Eltern wären zu alt und in ihrer Sprache abgehoben und hätten keinen Einblick in das Leben einer 22-Jährigen, kurzum seiner Ansicht nach "weltfremd".
Desweiteren wird in der Familie meines Freundes in gewisser Weise ein "Magerwahn" ausgeübt: Alle sind untergewichtig, essen extrem wenig, treiben viel Sport und hänseln sich gegenseitig, wenn sich jemand was aus dem Kühlschrank holen möchte. Zu meiner Person: Ich bin normalgewichtig und empfinde Essen als Genuss.
Immer wenn ich dort bin, trau ich mich nicht richtig zu essen, nehme mir beim Frühstück kein 2tes Brötchen, etc. - Problem. Irgendwie zumindest.
Und jetzt zum letzten Aspekt: Mein Freund ist einen ganz anderen Lebensentwurf gewohnt als ich. Seine Eltern sind sehr, sehr jung. Meine sind vergleichsweise alt.
Meine Lebensplanung beinhaltet Karriere, dann Familie - so etwa ab 28-32. Seine Lebensplanung sieht eigentlich vor, jetzt schon zu heiraten und innerhalb der nächsten 1-2 Jahre Kinder zu bekommen. Dass ich das nicht will und kann, hab ich ihm schon oft erklärt und er hat mir auch schon versichert, dass das okay sei und ich ja eigentlich Recht habe. tatsache ist allerdings, dass er sehr häufig in eine sehr sentimentale und melancholische Gefühlslage verfällt, wenn es um Babys geht oder darum, dass er denkt, er würde die Zeit in seinem Leben mit Unwichtigem vergeuden, stattdessen würde er sich eigentlich lieber schon verheiratet und als werdender Papa sehen... das geht sogar so weit, dass er traurig ist, wenn ich jeden Monat meine Tage bekomme...
Also - puh - jetzt hab ich ja einiges geschrieben...
Jetzt sagt bestimmt jeder: Beende das, der Typ spinnt ja.
Aber Fakt ist, dass ich von oben bis unten mit jeder Zelle meines Körpers, Hals über Kopf in ihn verliebt bin und das schon sehr lange... in letzter Zeit hab ich auch das Gefühl, dass manche Sachen von ihm nachlassen... also die Positiven... gewisse Handlungen der Zuneigung, etc.
Und ich kann es mir beim besten Willen gerade nicht vorstellen, ohne ihn zu sein... auf der anderen Seite lebe ich immer irgendwie mit der Ungewissheit oder auch fast schon Gewissheit, dass die Beziehung irgendwann zu Ende ist.... was ja bei den Lebensentwürfen auch nicht sehr weit hergeholt ist...
Fakt ist, ich weiß einfach nicht, was ich tun soll... mein Verstand un mein Herz schaffen gegeneinander.... ein paar Ansichten würden mir vielleicht weiterhelfen...