Hallo zusammen!
Ich weis, dass es sich hier um ein vorwiegendes Frauen Forum handelt. Durch das googlen nach dem Thema, bin ich auf dieser Seite gelandet. Ich habe mir viele, viele Unterhaltungen zum Thema durchgelesen. Was mir gefehlt hat? Die Sichtweise der anderen "schuldigen" Seite. Keine Angst, meine ist weder positiv noch verschönigend, aber vielleicht eine Hilfe oder zumindest Einblick für die Betroffenen und Verweifelten.
Einen persönlichen Anlass dazu habe ich auch. Meine Freundin hat vor paar Monaten genau aus diesem Grund Schluss gemacht, nach 3 Jahren. Vieles habe ich erst nach der Trennung verstanden und realisiert. Sehr viel später auch das Kiffen einen Einfluss auf die Beziehung haben KANN, nicht muss. Bei mir war es der Fall und das verstehe ich nach 3 Jahren erst jetzt zum erstenmal.
Vorneweg, möchte ich aber nichts verteufeln, die Dosis macht das Gift, wie bei vielen Sachen. Ich war nie der Mensch der es komplett übertrieben hat, außer Alkohol und Gras habe ich keine anderen Sache jemals ausprobiert. Im Internet habe ich mich Stundenlang und über Jahre informiert und eingelesen. Ich kenne die Nebenwirkungen, die Konsummuster, die Folgen und alle relevanten Dinge die man darüber wissen muss. Nur den Einfluss auf eine Liebesbeziehung, der ist mir erst jetzt bewusst geworden. Angefangen habe ich mit 15, sehr sehr selten. Das blieb so bis etwa zum 18 Lebensjahr. Erst zum Studium ist es mehr geworden. Am problematischten waren die letzten 2 Jahre, nun bin ich 24, Abi und abgeschlossenes Studium.
Ich möchte auch davor warnen den Erfahrungsbericht auf andere zu verallgemeinern. Damit würde ich vielen unrecht tun, da ich auch viele kenne die eine Beziehung führen und kiffen. Hier sollte man zu allersterst unterteilen, Kifft die Person gelegentlich (nur am Wochenende) oder täglich (5 mal die Woche ist nach meiner Meinung nichts anderes). Auch ob die Person nur in Gesellschaft oder auch alleine Kifft. Die lezteren sind die problematischeren Muster, die ich auch auch hatte. Diese haben sich aber auch erst mit der Zeit eingeschlichen, besonders nach dem ersten Jahr der Beziehung. Dennoch war ich keiner der übern ganzen Tag stoned war, ich hab immer nur Abends geraucht und alles hinbekommen was ich wollte, auch deshalb war überrascht das der Einfluss doch so groß auf die Beziehung war.
Meine Freundin war im etwa selben Alter wie ich, hatte weder viel mit Alkohol zu tun, noch überhaupt mit Gras. Wir haben uns in der Prüfungszeit an der Uni kennen gelernt, nüchtern (vll sieht man hier, mir war ein verantwortungsvoller Konsum schon wichtig, Pausen hatte ich schon gemacht). Ich hab ihr von Anfang an gesagt das ich das gelegentlich mache, ein leichter Schock für sie, jemanden der wirklich nie was mit Drogen zu tun hatte, aber sie hat es akzeptiert, sie mochte mich ja auch, ich sah ja nicht aus wie ein Junkie. Das erste Jahr war traumhaft, gelegentlich mit Freunden was geraucht, sie war dabei, hat zwar nicht mitgeraucht, aber ein Problem war das nicht, ich bin ja nicht unter dem Einfluss ausgetickt oder so. Manchmal war sie die einzige die sich an die Unterhaltungen am Abend erinnern konnte, aber darüber konnte man lachen. Die Beziehung war, trotz gelegentlichen Konsums, unverbesserlich und traumhaft.
Im zweiten Jahr haben wir beschlossen zusammen zu ziehen, da sie eh nur noch bei mir war. Das haben wir auch so gemacht und es hat eigentlich wunderbar funktioniert. Klar war es eine Umstellung, aber auch eine Erfahrung. Zu dieser habe ich angefangen täglich Abends zu rauchen, meist waren wir zusammen auf den Sofa und haben uns was angeguckt. Gestört hat es Sie nicht wirklich, es war ja alles wunderbar und ich war immernoch ich, nur der Rauchgeruch war nichts für sie. Und nach paar Monaten began es zu kippen, sie wollte nicht mehr das ich Abends auf der Couch jedes mal rauche. Also habe ich gewartet bis Sie ins Bett ging. Wir sind so gut wie nicht mehr zusammmen ins Bett gegangen (sie ist immer alleine schlafen gegangen, ich kam erst Stunden später nach). Wir hatten nicht mehr so oft Sex (im ersten Jahr fast täglich, klar Anfangszeit, aber dennoch) und sie war immer die Person die nach Sex gefragt hat, wenn ich ehrlich sein soll, ich kam deswegen nicht ein einziges mal in 3 Jahren an, obwohl ich es mochte. Mehr gestritten haben wir uns nicht, allgemein so gut wie nie, aber wenn dann nur wegen dem kiffen. Das dies ein Alarmzeichen war, begreife ich erst jetzt.
Im Herzen hab ich sie geliebt, aber wirklich rüber bringen und zeigen konnte ich es nicht mehr. Sms und Whatsapp Nachrichten, empfand ich als stressig. Obwohl wir im ersten Jahr super gerne geschrieben haben und man sieht hier an diesen Post schon, schreibfaul bin ich eigentlich nicht. Auch haben wir unseren ersten und einzigen richtigen Urlaub in Amsterdam gemacht, der war schon schön, auch für sie, aber im nachhinein gesehen, kann ich über mich auch nur den Kopf schütteln. Viele Ausflüge mit Freunden wurden mit der Beschaffung kombiniert (ein Dealer in der Stadt wo wir wohnten hatte ich nicht, trotz Landeshauptstadt), sie möchte das nicht, es gehörte aber dazu. Wenn wir zu zweit im Sommer am Fluss waren, mussten wir uns immer so hinsetzen das nicht so viele Leute in der nähe vorbei kammen, damit ich da ungestört rauchen konnte. Das waren alles kleinigkeiten die mir heute bewusst machen, das mein Verhalten schon beeinflusst worden ist von dem Zeug. Und das sie es mit abbekommen hat.
Der Tiefpunkt war der Moment wo die Polizei vor der Tür stand mit nem Durchsuchungsbefehl. Ich war nie im Handel tätig oder mit unmengen. Die Menge die ich geraucht habe (nur Tüten, nie Pfeifen oder Bongs) wären für jeden normalen Dauerkiffer ein absoluter Scherz (mache geben 400 im Monat aus, ich wenns hochkam nen zehntel), wirklich nicht viel, aber dennoch regelmässig. Die Durchsuchung war weil man halt meine Nummer bei falschen Leuten im Handy gefunden hatte. Trotzdem war es ein Schock, besonders für sie, die ganzen Uniformierten zu sehen. Danach war erstmal schluss mit dem Thema, wir beiden sind stark zusammen gewachsen durch das Ereignis, sie stand mir bei.
Doch nach einigen Monaten kam der Alltag dann wieder, alte Gewohnheiten. Zwar habe ich ihr gesagt das jetzt schluss ist, aber wie so viele es schon geschrieben haben, man muss es auch selber wollen und davon überzeugt sein. Geschockt war ich, überzeugt eher nicht. Ab da an bin ich noch später ins Bett, weil ich es wirklich nur dann machen wollte wenn sie schläft. Das wir einen Draht zueinander verloren haben, wurde mir auch jetzt erst klar. Klar nüchtern betrachtet hatte man sich weniger zu sagen und lebte zusammen so dahin. Sie meinte immer es fühle sich eher wie ne WG an, recht hatte sie, gestört hat es mich eher nicht...war das etwa die berühmte Gleichgültigkeit? Wenn du von jemanden belästigst wirst auf der Straße würde ich mich sofort einmischen, auch rückblickend gesehen, es war mir nicht alles egal. Aber den Blick für die Beziehung hab ich verloren, für mich war alles gut. Wir haben immer gern gekuschelt und Wärme geteilt, dass ist aber auch vielleicht der Grund warum es bis dahin gehalten hat.
Das hat sich bis ins fast dritte Jahr gezogen, wir haben durch die Uni und danach Umzug etc. und oft nicht gesehen. Sie hatte ihren Abschluss und ist umgezogen zum weiterstudieren. Ich habe noch an meiner BA Arbeit geschrieben und bin zu meinen eltern zurück. Wir wohnen aber beide im gleichen Bundesland, etwa 2 Stunden auseinander. Durch Umzug etc. haben wir uns seit dem Abschied im Studienort (welcher ganz normal ablief) knapp 2 Monate nicht gesehen, sporadisch geschrieben und telefoniert, dass wars. Als ich endlich fertig war kam der Hammer für mich, erstes wiedersehen nach 2 Monaten und sie macht schluss. Sie liebt mich nicht mehr, sagte sie. Ich hab auf sie eingeredet und war einfach nur geschockt, ihre Entscheidung stand fest. Mein erster Gedanke war, wie feige es von ihr war aus dieser Distanz (die man aus 2 Monaten nicht sehen hat), einfach schluss zu machen weil es einfach ein guter Zeipunkt ist und einen so sicher einfacher fällt. Auch das man doch Freunde bleiben kann, da sich die Beziehung am ende eh so angefühlt hat, fande ich sehr heuchlerisch.
Mein Weltbild war irgendwo zerstört, ich habe mir immer eingeredet sollange ich gute Freunde, gute leistungen in der Uni und eine Freundin habe ist alles in Ordnung. Das eine ist nun weggebrochen, ich war am Ende. Und began nachzudenken. Die Trennung war ein so großer Schock für mich, dass ich wie man so schön sagt, "aufgewacht" bin. Die Hausdurchsuchung war auch ein schock, aber aufgewacht bin ich dadurch nicht. Man sagt eine Trennung ist das wohl zweit schlimmste für einen Menschen, nach dem Verlust deren. Das kann ich bestätigen. Mir wurde zum erstenmal, nach Wochen des Nachdenkens bewusst, das ich große Fehler gemacht habe und das der Konsum eine zu große Stelle im leben eingenommen hat und so auch die Beziehung kaputt gemacht hat. Der Mensch der ich am Anfang der Beziehung war, war ich nicht mehr. Und so konnte es nicht weitergehen, ich musste mich ändern.
Rückblickend war mir nicht alles egal, aber vieles an ihr nicht mehr so wichtig. Ich war nicht Gefühlstaub, aber diese waren beachtlich zurück gefahren. Ich habe sie oft vernachlässigt und meinen Tag eher nach den Gras als nach ihr geplannt (es sind kleine Dinge wie der Ort im Park, wann man Zeit hat oder wegfährt, ob man jetzt oder später schlafen geht).
Natürlich war das schmerzhaft zu realisieren und viele würden in der Zeit der Trennung eher mehr kiffen. Für mich war das aber genau dieser Moement zu sagen, jetzt ist gut damit. Die Überzeugung war im Kopf angekommen. Ich sage nicht, das ich es im Leben niemals mehr mache (sowas kann man einfach nicht sagen, man muss es durchziehen). Aber diese Erfahrung war prägsam, sehr prägsam. Natürlich fiel die Trennung mir und ihr nicht leicht, aber sie blieb bei ihrer Meinung. Es gab noch ein treffen wo wir uns getroffen haben, schon da habe ich ihr von meiner Erkenntnis erzählt, wirklich wahrhaben konnte sie es nicht. Ich hätte mir sicherlich auch nicht geglaubt. Aber zumindest habe ich diese Fehler eingestanden, sie meinte sie sei nicht nachtragend.
Eine Zeit lang habe ich noch um sie gekämpft. Sie war es auch wert. Aber irgendwann war ich an dem Punkt, wo ich mich gefragt habe, nach den ganzen Dingen die ich ihr angetan habe (ok das klingt sehr hart, geschlagen etc habe ich sie nie), wäre es nicht die beste Entschuldigung meinerseits, wenn ich sie einfach ziehen lasse. Ich weis was ich getan habe und es tut mir leid, ich kann das Geschehene nicht Rückgängig machen aber versuchen meine lehren draus zu ziehen.
Danach habe ich nur noch Demut und Mitleid für sie empfunden. Es war ihre erste Beziehung, ihr erster Freund und im Rückblick gesehen sehr bitter das ich so verblendend durch die Beziehung gelaufen bin. Sie war genau die Person die ich mir als Freundin gewünscht habe. Sicherlich nicht meine absolute Traumfrau, aber ich hätte mir für die Zeit keine andere Person gewünscht. Das schlimme an der ganzen Sache ist, durch die Trennung hat sie mir ja noch was gutes getan, mir die Augen geöffnet, vielleicht war es für sie auch das einzige Mittel da es ja nichtmal die Polizei geschafft hat. Im Endeffekt hat sie mir sogar noch einen gefallen getan.
Was auch nicht schön ist, aber für jeden Trauernden in der Trennungsphase wohl was sehr willkommendes. Viele Erinnerungen sind einfach weg, mittlerweile kommt mir die Trennung wie Jahre vor, ich kann mich nicht mehr klar an ihr aussehen erinnern (wie gesagt nach der Trennung hab ich sofort aufgehört). Natürlich gings mir Wochen lang schlecht, aber es ging mir bei anderen Trennungen schon oft länger nicht gut (klar, kann jederzeit noch kommen, aber freunde waren schon erstaunt wie gut es mir wieder ging). Es braucht nach meiner Erfahrung etwa 2-3 Monate Abstinenz um wieder komplett normal zu denken. Ich habe mich oft bewusst versucht zurück zu erinnern, viele Momente habe ich noch im Kopf, aber da ich fast über die ganze Zeit der Beziehung geraucht habe, sind soviele Momente nun weg, die mir zwar bei der Trauerbewältigung helfen, aber vom menschlichen Standpunkt darf das nicht sein und das hat sie auch nicht verdient. Das Erstemal, Ihr Einzug, normale Abende zusammen auf dem Sofa, Geburstage, ....vieles ist einfach vergessen, nicht alles, aber vieles. Zuviel, auch wenn mir das jetzt nicht mehr wehtun kann.
Dieser Text ist mitlerweile gigantisch geworden weswegen ich jetzt zum schluss komme. Ich hoffe dieses Beispiel veranschaulicht, dass es nicht der Mega dauerkiffer sein muss, der eine Beziehung kaputt rauchen kann. Sowelche Muster können sich auch immer in einer Beziehung aufbauen. Vielleicht wäre es anders gelaufen hätte sie auch immer mitgeraucht, aber bei einem von beiden kann dieses Erwachen dann dennoch nach vielen Jahren dann auftauchen, was ja dann auch nichts schönes ist, vielleicht hätte man dadurch noch mehr Zeit verschenkt.
Ich will nur sagen, passt auf. Ich hatte auch sehr viele schöne Momente mit dem Gras, sonst hätte ich es nicht gemacht. Die Beziehung wäre es mir aber nicht wert gewesen. Aber wer weis, vielleicht wäre die Beziehung auch an anderen Punkten in die Brüche gegangen, das kann auch gut möglich sein.
Vielleicht hätte ich mir gewünscht das sie schon davor schluss gemacht hätte, damit diese Einsicht früher (hoffentlich) gekommen wäre und wir noch die Chance gehabt hätten, etwas daran zu ändern. Ob es geklappt hätte, wer weis, aber diesen Knall hätte ich gebraucht.
Ich kann zwar noch mit ihr reden und eine Freundschaft ist auch noch fraglich, ob dies überhaupt funktioniert. Aber ich glaube mitlerweile merkt sie langsam das sich was in mir verändert hat. Mir geht es nicht darum sie wieder zu bekommen. Sondern wenn es mit der Freundschaft was wird, ihr zu zeigen das ich so nicht war und ich daraus gelernt habe und ihr zumindest ein guter Freund sein kann, auch wenn es mit der Beziehung nicht geklappt hat.
Ich denke das ich deutlich gemacht habe, dass sich das kiffen und eine Beziehung unter gewissen Umständen einfach nicht vertragen und dazu führen KÖNNEN das diese zerbricht. Ein deutliches Indiz dafür ist, wenn der Beziehungsalltag in irgend einer weise dadurch beeinflusst wird sowie das Verhalten des Partners sich ändert. Ein unproblematischen Konsum KANN es geben, aber das kann sich mit der Zeit auch verändern.
Ich sehe das hier als kleines Denkmal, auch für sie. Vielleicht hilft es ja der ein oder anderen, besser zu verstehen, warum sich manche so verhalten. Besonders frühzeitig, kann man so ein Drama wie bei mir am Ende vermeiden, weil man irgendwo es nicht wirklich realisiert. Aber auch an die, die das schon hinter sich haben und es komisch fanden das die andere Seite nicht so stark mit den Trennungsschmerz kämpfen musste, wie gesagt es ist möglich bei einen Dauerkonsum viele Momente wegzurauchen. Das ist wohl einer der Hauptgründe für mich gewesen, damit aufzuhören. Wenn ich mich irgendwann wieder verliebe und mit der Person zusammen komme, möchte ich mich auch nach Jahren an die Momente erinnern, auch wenn es in einer Trennung einen kaputt machen wird. Man kann einfach nicht bedingungslos lieben wenn man täglich raucht, zumindest konnte ich es nicht.
Für Fragen, Anregungen, Kritik und erboste Kommentare bin ich gerne offen. Wenn dieser Text nur einen hilft, auch Typen die vielleicht merken das doch manches auch bei ihnen eintrifft, bin ich dankbar. Es wäre schade jemanden deswegen zu verlieren.
Liebe Grüße & Danke fürs lesen