Nach einer längeren Pause muss ich ich mich doch mal wieder zu Wort melden. Gelegentlich lese ich noch mal die Beiträge zu Männern, die über das Tragen von Schuhen aus dem "femininen" Repertoire philosophieren.
Ich frage mich dann oft, warum ihr Euch da so sehr im Weg steht bzw. warum ihr da tatsächlich so wenig Selbstvertrauen habt. Manche Fragen wirken deshalb ungewollt ein bißchen peinlich.
Ich habe es zwar schon zig-mal hier geschrieben, aber was solls. Hier ein paar Denkanstöße:
1. Manchmal wird hier gefragt: "Darf ich das?" oder "Kann ich das?" Die Antwort ist: JA!!! Es gibt in Deutschland kein Gesetz, das Männern das Tragen von "feminin" konnotierter Kleidung verbietet. Ganz im Gegenteil. Im Grundgesetz gibt es das "Recht auf freie Entfaltung", worin auch stöckelnde Männer inbegriffen sind. Staatlicherseits gibt es also kein Problem.
Was den Umgang mit anderen Menschen betrifft, Ihr seid niemandem Rechenschaft schuldig. Wenn es Eurer Nachbarin/einem Passanten/ein paar Minderbemittelten nicht passt, so ist es deren Problem - nicht Eures, oder heißt Ihr Jesus und müsst die Schuld der Welt auch Euch nehmen?
2. Oft werden hier subjektive und pathetische Kategorisierungen gemacht, so nach dem Motto, ja meine Reitstiefel, die trage ich zwar aus Schiss nur zu Hause, aber DIE sind noch in Ordnung. Aber ab 3 cm Absatz ist der Stiefel am Mann dann lächerlich. Deswegen sind meine Absätze ja NUR 2,95 cm. Also Leute, wer mit Verlaub so einen Bockmist schreibt und damit noch den Offenbarungseid leistet, sich gerade für seine Lieblingsschuhe sich rechtfertigen zu müssen, also da gehts dann langsam los. Peinlicher gehts nimmer. Wer meint, dass er zur Selbstrechtfertigung die Trennlinie zwischen "feminin" und "maskulin" nur zu seinen eigenen Zwecken etwas verschieben muss, der ist erstens schief gewickelt, weil er rein gar nichts bewirkt und zweitens ist er ein Hasenfuß, der nur sich selbst als den Braven hinstellen möchte.
Um es mal klar und deutlich auszudrücken: Jeder soll sich den Schuh anziehen, der Ihm passt. Und wenn ein Mann der Meinung ist, er müsse auf Ballettheels "herumschweben", dann soll er das doch machen. Und wenn seine Freundin der Meinung ist, sie muss in Schlittschuhen einkaufen gehen, dann soll sie es machen. Wo ist das Problem frage ich Euch? Ich würde so gerne mal wissen, was Euch im Kopf da rumgeistert und was Euch davon abhält, Euch die Treter anzuziehen, die Euch halt gerade gefallen? Meine Güte!
Nebenbei, diesen Geschlechterquatsch, der wahrscheinlich die Mauer in Euren Köpfen ist, den gibt es nicht. Oder fällt Euch eine plausible Erklärung ein, warum der Träger eines Phallus weniger befähigt zum Stöckelschuhtragen oder Stiefeltragen ist. Also blendet diesen ganzen Blödsinn doch einfach aus. Für Interessierte: mal bei Google "Heteronormativität" eingeben und mal ein bißchen Durchlesen (auch verwandte Themen).
3. Hier wird so oft gewettert, dass die Modeindustrie Euch gefälligst helfen sollte und dass Männer da außen vorgelassen werden. Mensch, einfach mal auf die Straße gehen und den Trend setzen. Ist denn das so schwer? Ihr setzt den Trend!
4. Dann die bösen Leute. Ich kann nur aus meiner eigenen Erfahrung sagen: Gelinde gesagt etwas bildungsfernere Menschen und unreife und unsichere Teenies sind die einzigen, die sich da mockieren. Der Rest nimmts zur Kenntnis, manchen gefällts, manchen halt eben nicht. Männer haben damit bei der Konfrontation eher Probleme, weil sich hartnäckig das Gerucht hält, dass das Tragen von High Heels zu Zeugungsunfähigkeit und Cellulite führt - nicht zu vergessen, dass Mann beim Schlüpfen in Heels (wie beim Umlegen eines Schalters) dann umgehend schwul wird bzw. ihm gleich Eierstöcke wachsen - und das will der Kerl von heute natürlich nicht! Schließlich ist er ja der Kerl, der Checker, usw. Beim Blick hinter die Fassade des "Supermannes" wird meist schnell klar: begrenzt, schwach, unisicher. Warum sonst bräuchte er sonst seine Machoart samt dazupassenden Klamotten? Nur damit man ihn als Mann auch erkennt. Anscheinend hat er nichts anderes vorzuweisen.
Stöckelnde Männer sind dem zwangsläufig einen Schritt voraus. Sogar mit Rock und Stöckelschuhen werden sie als Mann erkannt.
Also, die ganzen Zeterer und Neider und Schimpfer würde ich alle mal in die Kategorie "Nicht meine Liga, begrenzt, bedauernswert, einfach doof" einordnen. Das ist sehr beruhigend und stärkt das Selbstbewusstsein ungemein. Über solche Menschen braucht man sich bei eventueller Kritik eigentlich keine Gedanken machen. Es wird meistens schnell klar, dass sie durch ihre Beschränktheit schon genug gestraft und deswehgen eigentlich nur zu bedauern sind. Mit den Prolls aus der Nachbarschaft muss man auch keine Freundschaft schließen, es sei denn man möchte mal wieder bei automobilen Discosounds das obligatorische Wodka-Red Bull Döschen genießen und jede ... peinlich von der Seite anmachen.
Tja, ich hoffe, dass es klar wurde, dass es eigentlich nichts gibt, was einem Mann im Weg steht, wenn er sich vom traditionellen Angebot im Laden abwenden möchte - weder rechtlich, noch gesellschaftlich,noch kulturell, noch geschlechtlich. Das einzige was ihm und vielen hier taztsächlich im Weg steht, sind sie selber!