Habt Ihr dazu Antworten (im Gegensatz zum TV)?
in ausführlicheren Berichten/Reportagen über Fußschäden in Printmedien und Fernsehen wird oft erwähnt, dass nahezu 90% der Kinder mit gesunden Füßen zur Welt kämen, bei der Einschulung bereits 50% der Kinder Fußschäden hätten und im Erwachsenenalter nur noch jeder fünfte wirklich gesunde Füße hätte. Angesichts dieser Entwicklung muss man sich ernsthaft fragen, ob solche Berichte vielleicht doch zu oberflächlich ausfallen, um eine vorbeugende Wirkung zu erzielen. Bei meiner nachfolgenden konstruktiven Kritik an der Art der Berichterstattung über dieses Thema, kann ich Ihr Magazin leider auch nicht als vorbildlich erkennen. Voran möchte ich folgende einleitende Anmerkungen stellen:
1.Oft wird manch (extremes) Schuhwerk pauschal als schädlich verurteilt.
Liegt die Zunahme an Fußschäden wirklich nur am Schuhwerk, oder liegt es auch nicht daran, dass wir immer weniger (barfuß) laufen? Schließlich merken auch viele Erwachsene oft nicht (rechtzeitig), dass die Schuhe eigentlich nicht richtig passen bzw. das Laufen damit doch nicht so bequem ist, wie zunächst angenommen. Ob das Schuhwerk älterer Generationen wirklich gesünder war ist ebenfalls zu bezweifeln. Allerdings wurde früher mehr barfuß gelaufen. War vielleicht die Fußmuskulatur unserer Vorfahren stärker und damit die Füße widerstandsfähiger gegen schädlichen Einfluss ungesunden Schuhwerks?
2.Fußschäden wann liegen sie vor, wie erkennt man sie?
In den Berichten wird meist nur das Endstadium gezeigt. Doch wenn es so weit ist, merkt wahrscheinlich jeder, dass er/sie sogar beim Barfußlaufen Beschwerden hat. Wie soll der Laie aber erkennen, dass sich ein Fußschaden ankündigt? Schließlich tritt doch schon fast jeder seine Absätze schief, hat krumme Zehen und selbst leichte Fußschmerzen sind schon normal. Einen ausgeprägten Knick-, Senk-, oder Spreizfuß bekommt man doch nicht von heute auf morgen! Auch um seine Zehen dauerhaft zu verbiegen/verkrümmen muss man seine Füße für geraume Zeit in deutlich zu kurzes/spitzes Schuhwerk zwängen,
3.Richtiges Schuhwerk worauf kommt es an?
Der schädliche Einfluss von (deutlich) zu kurzen und engen/spitzen Schuhen ist ja noch nachvollziehbar. Doch bei den Auswirkungen auf den Fuß hinsichtlich Sohlenflexibilität und Absatzhöhen mangelt es an, für den Laien, nachvollziehbarer Aufklärung. Auch auf die Frage, ob Fußbett oder nicht, gibt es keine klaren, nachvollziehbaren Aussagen, dafür aber Kontroversen.
4.Kinderfuß ausgewachsener Erwachsenfuß
Es werden in den Berichten und Fernsehmagazinen kaum Unterschiede zwischen den Füßen von Kindern und Erwachsenen gemacht. Es ist aber doch ein Unterschied, ob ein im Wachstum befindlicher Fuß bereits schädlichen Einflüssen ausgesetzt wird und damit falsch wächst, oder erst ein ausgewachsener (stabiler) Fuß eingezwängt oder anderweitig beeinträchtigt wird.
Außerdem ist es notwendig, einen nachvollziehbaren Zusammenhang zwischen Fußschäden und höher liegenden Beschwerden (Knie-, Hüftgelenk, Kreuzschmerzen bis hin zu Kopfschmerzen) darzustellen. Schließlich wirft nicht unbedingt jeder Orthopäde, den man wegen Rückenbeschwerden aufsucht, einen Blick auf die Füße!
Zu diesen allgemein einleitenden Fragen/Anregungen habe ich noch folgende konkrete Fragen:
1.Schuhwerk worauf kommt es an?
Dass Schuhe, die maximal genauso lang wie der Fuß oder deutlich schmäler als der Fuß sind, auf Dauer zumindest die Zehen verbiegen ist auch für den Laien noch einsehbar. Doch bei den Wechselwirkungen von Schuhwerk zu Füßen hinsichtlich Absatzhöhen und formen und Sohlenbeschaffenheit (Flexibilität, Stabilität etc. ) wird zu oberflächlich berichtet . Auch wird hier zu wenig auf die Unterschiede zwischen ausgewachsenen und verfestigten Erwachsenenfüßen und noch im Wachstum befindlichen und flexiblen Kinderfüßen eingegangen. Das was ein ausgewachsener und stabiler Fuß noch scheinbar ungerührt wegsteckt kann doch bei Kinderfüßen, hinsichtlich Spätfolgen, deutlich gravierender ausfallen!
Fußbett ja oder nein?
Hier gehen die Meinungen offenbar stark auseinander. Birkenstocks sollen offenbar doch nicht so gut wie ihr Ruf sein. Auch klagen viele Leute, die bereits Plattfüße haben, darüber, dass sie ein Fußbett drücken würde und daher Schuhe ohne Fußbett für sie deutlich bequemer seien. Ist dies ein Trugschluss, oder kann ein Fußbett von der Stange tatsächlich schädlicher sein, als gar kein Fußbett?
Bequeme Schuhe
Manches modische Schuhwerk wird oft als gutes Schuhwerk angesehen, nur weil es im Gegensatz zur sonst üblichen (Damen)Schuhmode meistens nicht drückt bzw. fast Jede(r) damit laufen kann und daher als sehr bequem empfunden wird. In diese Kategorie zählen die Schuhträger meist (Holz)Clogs, Pantoffeln, Espandrillos, Badelatschen, Turnschuh(immitate), Birkenstock(immitate), Snow- und Moonboots etc. Orthopäden werden bei den genannten Schuharten sicherlich gravierende Bedenken äußern können, dass das Laufen mit einigen dieser Schuhe doch nicht so problemlos ist. Ab wann ist ein als bequem empfundener Schuh auch wirklich ein guter Schuh?
Viele Schuhe werden auch erst mit der Zeit bequem, wenn sie entsprechend ausgetreten sind. Siehe hierzu den nächsten Punkt.
Abnutzung des Schuhwerks
Selbst gutes (Gesundheits)Schuhwerk wird mit der Zeit aus- und schief getreten. Dass ein ausgelatschter und schief getretener Birkenstock für den Fuß besser als ein normaler, intakter Schuh ohne Fußbett aber mit flexibler Sohle besser sein soll, ist nur schwer vorstellbar. Doch dies scheint vielen Trägern solcher Schuhe nicht bewusst zu sein. Hier tut Aufklärung Not!
Ab wann muss der Schuh zum Schuster? Ab wann gehört er in die Mülltonne?
2.Modisches Schuhwerk was dann?
Exzesse von modischem Schuhwerk ( hohe Absätze, extreme Spitzen, steife Sohlen etc.) werden oft pauschaliert verurteilt. Aus obigen Gründen nimmt diese Warnung kaum ein (junger) Mensch ernst. Aus diesem Grund erscheint es wichtiger auf folgende Frage hin zu weisen:
Wie viel Mode verträgt der Fuß, unter welchen Bedingungen?
Im einzelnen:
-Welcher Intervall in welcher Intensität zwischen modischem und fußgerechtem Schuhwerk?
Wo reicht es aus, nur zwischen modischen Schuhwerk und fußgerechtem Schuhwerk zu wechseln? Ab wann sind aktive Maßnahmen, wie Fußgymnastik oder Fußmassage, bzw. passive Maßnahmen in Form von orthopädischen Einlagen etc. notwendig?
-auf welche Merkmale und Verarbeitung von Material sollte geachtet werden, um keine sekundäre Fußschäden zu begünstigen? ( z.B. werden doch Knickfüße durch zu instabiles Material der Schuhsohlen oder mangelhafte Stabilisierung der Fersenschale begünstigt.) Welchen Einfluss hat es bei steifen Sohlen, wenn diese vorgeformt/ abgeschrägt sind, um offensichtlich ein besseres Abrollen zu ermöglichen, oder es sich um Klötze oder flache Bretter handelt, die ein normales Abrollen spürbar nicht ermöglichen?
-Mängel nur bei Billigschuhen?
Sind billige Schuhe aus Supermarktketten oder vom Schuhdiskounter grundsätzlich dafür prädestiniert, Fußschäden zu begünstigen? Oder zieht sich dieses Phänomen auch über Markenschuhe bis hin zum Disingerschuh durch? (Die Preisspanne bewegt sich hier schließlich von unter 10 bis über 200 EUR) Haben Billigschuhe evtl. den Vorteil, dass man sich von ihnen schneller (noch rechtzeitig) trennt, als von teuren Markenschuhe, die genauso schlecht passen bzw. gesundheitsschädlich sind?
-Frei verkäufliche Hilfsmittel
Nützen frei verkäufliche Hilfsmittel wie Fußbettsohlen, Geleinlagen, Vorderfußpolster, Zehenrichter, Spreizfußbandagen etc. tatsächlich etwas oder sind sie nur Augenwischerei?
3.Fußschädigung gleich Fußschädigung?
In der Berichterstattung über Fußschäden werden oft alle Fußschäden, von der krummen Zehe bis zum Knickfuß, über einen Kamm geschoren bzw. in einen Topf geschmissen. Hier gibt es doch sicherlich Unterschiede, insbesondere in den Folgebeschwerden. Auch wird oft kein Unterschied zwischen Fußschäden bei Kindern und denen bei Erwachsenen gemacht!
-Welche Fußschäden, die sich bereits bei Kindern anbahnen müssen unbedingt behandelt werden, damit sie im Erwachsenenalter nicht zu erheblichen Beschwerden führen?
-Welche Fußschäden bzw. bis zu welchem Grad in ihrer Entwicklung können noch als kosmetisches Makel toleriert werden? Ab wann ist eine Behandlung zur Rückentwicklung bzw. zur Stagnation der Weiterentwicklung unbedingt nötig?
5.Die richtige Schuhlänge
Immer wieder wird berichtet, der Schuh solle 1cm länger als der Fuß sein und man solle Schuhe gegen Abend kaufen, da der Fuß im Laufe des Tages um gut Schuhgröße wachsen würde. Hierzu ein paar Fragen:
-Kann dies nicht dazu führen, dass die Schuhe, wenn man sich an diese Vorgaben hält, morgens für die ausgeruhten Füße zu groß sind?
-(halb)offenes Schuhwerk
Um zu verdeutlichen, um wieviel zu kurzes Schuhwerk sich manche Lerute antun, wurden in einer Ausgabe der Visite des NDR Füße gezeigt, die in (halb)offenem Schuhwerk vorn und/oder hinten um bis zu 1cm über die Sohle hinausragten. Dass die selbe Kürze des Schuhwerks bei geschlossenen Schuhen mindestens die Zehen stauchen würde ist einsichtig. Doch was soll passieren, wenn der Fuß nur übersteht? Gibt es Fußschäden, die explizit oder zumindest vornehmlich auf ein solches Überstehen zurückzuführen sind? Meist werden ja nur Hammer/Krallenzehen als Folge zu kurzen Schuhwerks erwähnt.
-Dehnbare Obermaterialien
Schuhe mit stark dehnbaren Obermaterialien ( Mokassins aus Nubukleder, Flechtslipper aus Leder, Textilschuhe wie Espandrillos etc.) dehnen sich oft in der Breite aber auch der Länge z.T. so aus, dass man in ihnen schnell den Halt verliert, würde man sie mit dem geratenen Längenspiel kaufen. Wie wirken sich hier zu kurze Schuhe aus? Die Zehen schmerzen hier schließlich so gut wie nie.
-Spitze Schuhe
In der aktuellen Damenmode sind wieder spitze Formen vorherrschend, Männer sind damit konfrontiert, wenn sie sich für Western Stiefel interessieren. Diese Schuhe fallen im Vorderfuß in der Regel länger aus, als normal geschnittene Schuhe. Wie stellt man hier die richtige Länge fest, damit die Zehen nicht zu weit in die Spitze ragen und dadurch zusätzlich eingeengt werden?
-Krumme Zehen nur durch zu kurze/spitze Schuhe?
Kann es nicht sein, dass in zu weitem Schuhwerk oder (bei Damen) durch hohen Absatz der Fuß zu weit nach vorne rutscht? Dann hätten doch auch die Zehen in, für die Fußlänge ausreichend langem Schuhwerk, nicht genügend Platz. Die Ferse hätte dann allerdings unnötigen Platz nach hinten. (Pumps würden dann sogar hässlich klaffen. Vielleicht auch ein Grund, weshalb vor allem Frauen, neben der üblich nachgesagten Eitelkeit, zu kurze Schuhe tragen? Am Platz für die Zehen ändert sich ja scheinbar nichts.)
-Begriffsklärung
Die Begriffe eng, klein, weit und groß, sowie schmal und kurz/knapp werden vom Schuhträger oft fälschlich synonym verwandt. Schuhe, die eigentlich zu weit sind, werden dann als zu groß bezeichnet, auch wenn die Zehen schon anstoßen oder Der Fuß über die Sohle hinaus steht. Solange man im Schuh eben nicht genug Halt hat, ist er eben zu groß. Insbesondere für Damen scheint ein Schuh erst dann wirklich zu klein zusein, wenn es absolut unmöglich ist, den Fuß irgendwie hineinzupressen. Davor ist der Schuh eben nur knapp, eng, kurz oder bestenfalls- klein. Hier müsste auch mehr Aufklärung geleistet werden.
-Betrachtungsweise
Je nachdem wie man es sieht, ist entweder der Schuh zu klein oder der Fuß zu groß!
Letzeres könnte vor allem dann der Fall sein, wenn man bedenkt, dass die Konfektionsgrößen für die meisten modischen Modelle bei Damen mit 41, bei Herren mit 45/46 enden. Es ist dann doch nachvollziehbar, das jede(r), die/der Angst hat, diese Grenze zu sprengen, bereits in jungen Jahren, wenn es noch angenehmer und weniger schmerzhaft zu sein scheint vorbeugt und seine/ihre Füße im Längenwachstum bei Zeiten behutsam ( grundsätzlich 1-2 Nr. zu klein) behindert. Wäre es hier nicht an der Zeit mehr Druck auf die Schuhindustrie auszuüben, ausreichend lange modische Schuhe zu produzieren? Schließlich werden unsere Füße doch eher länger als kürzer.
6.Kinderschuhe
Es ist klar, dass der Kinderfuß einen ausreichend langen Schuh benötigt, um sich natürlich entwickeln zu können. Doch dies wird leider auch oft nicht in entsprechenden Berichten hervorgehoben und lässt in zwei Punkten noch Fragen offen:
-(halb)offenes Schuhwerk
in wie weit verkraftet der Kinderfuß ein Überstehen in (halb)offenem Schuhwerk? Diese Frage stellt sich vor allem dann, wenn das sonst noch gut erhaltene Schuhwerk aus dem letztem Jahr schon zu kurz ist, oder das aktuelle Schuhwerk in der laufenden Saison zu kurz wird.
-Wie wirkt sich zu großes Schuhwerk aus?
Dass zu kleine Schuhe die Zehen der Kinder verkrümmen wird immer wieder gesagt. Doch welche konkreten Schäden auftreten können, wenn Kinder zu große Schuhe tragen wird so gut wie nie dargestellt!
Fazit: Als Quintessenz sollte in solchen Berichten klar herausgestellt werden, wie man den richtigen Kompromiss, je nach Verwendungszweck der Schuhe, zwischen den Grenzen so bequem wie möglich, so schick wie nötig und so schick wie möglich, so bequem wie nötig findet. Auch sollte verdeutlicht werden, dass nur gesunde Füße das Gehen mit der Mode, im wahrsten Sinne des Wortes, möglich machen. z.B. machen doch Knick/Senkfüße das Gehen auf bestimmten Absatzhöhen/formen sehr beschwerlich bis unmöglich!
Es wäre sehr begrüßen, wenn Sie in Ihrem Magazin, das schließlich Bleib gesund heißt diese Fragen und Anregungen aufnehmen würden, um , zumindest den AOK-Mitgliedern zu verdeutlichen, wo Prophylaxe anfängt und auch unter gesellschaftlichen Zwängen möglich ist.
Sofern es Ihnen möglich ist, wäre es gut, wenn Sie diese Fragen/Anregungen an die Redaktionen der entsprechenden Fernsehsender und/oder Redaktionen der Tagespresse weiterleiten würden. Schließlich ist Prophylaxe meist nur in jungen Jahren möglich!
Sofern möglich, wäre es sicherlich auch hilfreich, wenn über bekannte Personen aus Show und Fernsehen (Claudia Schiffer, Verona Feldbusch etc.), die in der Öffentlichkeit meist nur in ungesundem Schuhwerk auftreten, berichtet würde, wie sie ihre (potentiellen?) Fußschäden im Zaum halten (oder tatsächlich verhindern?).
Mit freundlichen Grüßen
Schuhtist