Agieren statt reagieren,
hat Temptress Dir geschrieben; das kann ich nur fett unterstreichen.
Bin im gleichen Alter und ähnlicher Situation wie Du gewesen, als ich vor einem Jahr ins benachbarte Ausland zog.
Hatte das große Glück, auf sehr liebe Kollegen zu stoßen. Dauerte eine Zeit, bis private Einladungen kamen... aber jetzt werde ich regelmäßig gefragt und nehme auch an, wenn jemand mich zum Skilaufen oder Wandern in die Berge, oder zum Grillen in sein/ihr Haus einlädt.
Daneben habe ich auf Annoncen in der Freizeit-Rubrik eines Webforums geantworet. Allerdings nur auf solche von anderen Frauen, die seriös abgefaßt waren. Hatte Glück: Auf meine 3-4 Zuschriften kam u.a. eine nette Antwort von zwei Damen, die dabei waren, ein Single-Grillfest zu organisieren. Das fand dann auch statt und war echt nett, keine Spinner dabei, sondern wirklich angenehme Menschen, die einfach nur ein wenig Geselligkeit suchten und einen schönen Abend verbringen wollten. Nun hat sich über diesen Erstkontakt eine ganze Mailingliste von Leuten ergeben, die alle alleinstehend sind, unternehmenslustig, zuverlässig bei Verabredungen und mit ähnlichen Freizeitinteressen. Fürs erste bin ich also quasi versorgt.
)
Hätte es auf diesen beiden Wegen nicht geklappt, würde ich den Kopf aber trotzdem nicht in den Sand stecken: Es gibt viele Kontaktbörsen, auch im realen Leben.
Kirchen, Vereine, politische Gruppen, soziale Verbände, oder einfach nur Singleclubs. Eine Düsseldorfer Freundin von mir ist Mitglied in so einem Freizeitclub, sie haben jedes Wochenende Programm und es ist wirklich seriös, keine billigen Anmacher dabei, sondern echte Menschen, die einfach nur etwas mehr Geselligkeit suchen. Volkshochschulkurse werden seit Jahren auch als Tip gehandelt.
Das folgende sollte eigentlich selbstverständlich sein, aber ich finde, man kann es gar nicht oft genug betonen:
Wichtig ist, daß man den Leuten nicht zur Last fällt. Ich z.B. besitze kein eigenes Auto, da ich mitten in der Stadt lebe. Ist jemand so lieb und holt mich mit dem Auto ab, um mit mir irgendwohin ins Wochenende zu fahren, zahle ich selbstverständlich die komplette Tankfüllung, bei Ausflügen in Stadtnähe zumindest die Restaurantrechnung. Sowas muß unaufgefordert laufen.
Wichtig auch, daß man sich v.a. anfangs ein wenig zurücknimmt. Ich sehe vieles... kommentiere aber bei weitem nicht alles, es sei denn, ich werde explizit gefragt, und selbst dann wäge ich jedes Wort sorgsam ab.
A und O ist aber, daß man auch selbst mal mit Vorschlägen rüberwächst und bei deren Umsetzung anpackt. Also nicht nur "MAN könnte mal... ", sondern konkret: "Hört mal, ich habe die und die Wanderroute entdeckt, mit den und den Biergärten zum Rasten. Anfahrt kann ich so und so organisieren, Pension so und so hat noch Zimmer frei. Wer fährt mit?"
Nimm Dir Zeit... erwarte Dir am Anfang nicht zuviel. Freundschaften müssen wachsen. Selbst "interessante" Menschen in einem bunten Umfeld haben oft keine oder erstaunlich wenig echte Freunde (denk mal an Elvis).
Setz Dich nicht zu sehr unter Druck. Ich finde es übrigens prima, daß Du allein überall hingehst... das innere Störgefühl kenne ich aus eigener Erfahrung. Vor allem allein Essen tue ich bis heute nicht gern.
Wenn Du magst, kannst Du mir auch gern mal mailen: annelika66@arcor.de
Grüsse
Annelika