Welche Fragen
sind für dich denn noch offen?
Jeder hat seine persönlichen Gründe zu glauben, oder den Glauben abzulehnen.
Ich könnte nicht glauben, damit meine ich, ich könnte niemals etwas annehmen, das nicht überprüfbar ist und ersetzt werden könnte durch andere unüberprüfbare Dinge.
Z.B.: Der christliche Gott hat Konkurrenz durch Jahwe und Allah. Die Vorstellungen, was denn Gott von uns will unterscheidet sich in den jeweiligen Religionen deutlich. Aber da tun sich die Religionen nichts: Alle haben den Wahrheitsanspruch, keine hat Belege für die eigene Wahrheit. Abgesehen davon, dass auch noch die Gottesvorstellungen zwischen den Menschen stark variieren.
Dann die Sache mit dem Wunsch nach Schutz. Manchmal haben wir ja wirklich "Glück" und überstehen einen Unfall. Dann sagt ein monotheistischer Theist "Das war Gott!", ein anderer bezieht das auf nen Edelstein, den er bei sich trägt, wieder ein anderer meint, das läge daran, dass er den Zündschlüssel vorher dreimal gedreht hätte, oder an der Esoterik-Pyramide im Wohnzimmer.... (schwafel, erzähl...bla...etc.)
Sprich: Es gibt unzählige Vorstellungen von Dingen, die sich nicht überprüfen lassen. Selbst wenn ein paar Dinge davon wahr wären, müsste man schon mehr Glück haben als im Lotto zu gewinnen, um den richtigen Gott/die richtige Kraft / Geist / Fee / Schutzengel / Spaghettimonster.... gewählt zu haben. Dass es die einzig wahre Vorstellung ist behaupten nämlich Anhänger jeder Vorstellung!
Allein deswegen schon dachte ich mir: Was ist die sicherste Methode, um der "Wahrheit" möglichst nahe zu kommen?
Und da muss man sagen, ist die Wissenschaft die Methode, die am vorsichtigsten vorgeht, die versucht, sich im Rahmen des Überprüfaren zu bewegen. Sie kann nicht alle Fragen beantworten, aber es geht auch nicht darum DASS man eine Antwort hat, sondern dass die, die man hat, möglichst wahr sind.
Ja, die Wissenschaftler irren auch schonmal. Das ist eine weitere Herausforderung: Man nimmt die Wissenschaft als Quelle von Wissen, weil man die "derzeit wahrscheinlich richtigste Antwort" haben möchte, dafür muss man auch offen für Revolutionen sein und darf nicht die beleidigte Leberwurst spielen, wenn sich mal etwas als komplett falsch heraus gestellt haben sollte.
Das ist nicht intuitiv, aber es ist rational. Und es ist mühsam, immer kritisch zu bleiben.
Ich kann also psychologisch verstehen, warum man glaubt. Es ist auch für viele Menschen tröstlicher, wenn sie durch Beten, Weihrauch wedeln oder Ausübung anderer Riten in hilflosen Situationen ü b e r h a u p t etwas tun können! Das verstehe ich ebenfalls vollkommen. Ich hab in der Vergangenheit auch schonmal solche "Psycho-Placebos" bewusst eingesetzt ("Diese Kette hilft mir nun, mich in der Klausur an das gelernte zu erinnern!").... aber ich kann eben an nichts glauben, das dermaßen unwahrscheinlich ist....
Gut, viele Menschen glauben auch an "irgend eine höhere Kraft".
Damit ist die Frage nur noch, ob es überhaupt etwas über die Naturgesetze und den ganzen Teilchen, Wellen, Energien...etc. hinaus geben kann. Wobei ich mich frage: Warum ruft denn niemand von denen plötzlich: "Das ist es! Es war die Quantenphysik, die ich immer erspürt habe!"
Damit will ich sagen: Die Wissenschaft kommt immer wieder auf Dinge, die sich tatsächlich vorher nicht vorraussagen ließen und diese Dinge sind manchmal so seltsam und mächtig zugleich, dass man sich fragt, warum sich denn niemand aus der "möchte an etwas glauben"-Fraktion mit etwas bewiesenem abfinden möchte?
Anscheinend geht es eben immer um dieses "da ist noch mehr!". Ja, die Menschheit wird niemals ausgelernt haben, es wird immer etwas geben, was wir nicht wissen, und wenn es den spirituellen Menschen nur darum gehen würde, fänd ich das ja ok, aber sie wollen eben einfach nur ein "mehr" und zwar etwas, das emotional möglichst befriedigend ist. Mindestens sowas wie "Nach dem Tod gehen wir alle in ein großes Kollektiv über - das ist das wahre Wesen des Universums".
Was interessiert einen da schon Bibliotheken voll Wissen, wie eine Welt fuktioniert, die uns Bedürfnisse "gegeben" hat, diese aber nicht auf Teufel-komm-raus befriedigen will?
Aus diesem Grund denke ich, dass Glaube und Naturalismus zwei verschiedene Bedürfnisse erfüllen.
Die einen kommen ohne einen Sinn und dafür mit viel seelenloser Zufälligkeit nicht zurecht und brauchen etwas für den Geist.
Die anderen können keinen Bruch mit der Logik ertragen. Für sie sind Informationen, die sie logisch verwerten können viel wichtiger als Trost, Riten, Hoffnung etc.....
Ich würd noch nichteinmal sagen, dass man die freie Wahl hat. Kommt zwar vor, dass manche ihren Glauben spät finden oder verlieren, aber jemand, der bereits das gefunden hat, was seinem Naturell entspricht, wird sich vermutlich nicht für das andere entscheiden können. Denke ich. Weiß ich nicht. Kommt mir eben so vor... ;)
Viel Erfolg bei der Suche nach deinem (Nicht)Glauben