Hallo, ich möchte mir gern einmal meine Gedanken von der Seele schreiben und gern eure Meinungen dazu hören. Ich würde mich sehr freuen.
Anfang des Jahres wurde ich schwanger, unser absolutes Wunschkind. Das Geschlecht war vollkommen egal, Hauptsache ein Kind.
Von der Übelkeit wurde ich weitgehend verschont, dafür plagten mich wochenlang Zahnschmerzen und Juckreiz am Rumpf. Aber egal, für mein Söhnchen hätte ich noch mehr ausgehalten.
Fortan freuten wir uns auf unser Leben zu dritt, er entwickelte sich zeitgerecht und alle Untersuchungsergebnisse waren in Ordnung. Wir träumten viel, planten, stellten uns Szenarien vor, kauften ein und und und. Für seine Ankunft sollte alles vorbereitet sein. Ich gab mir alle Mühe, ging häufiger zum Arzt als normal, aß viel Obst, nahm Folsäure ein, brach mir einen ab beim Autogurt, trank Säfte und noch viel mehr.
Es war toll! Ich war stolz und liebte meinen Babybauch!
Bei der Untersuchung 19+0 wurde festgestellt, dass eine Arterie nicht ausreichend arbeitet und man nun sehr genau gucken müsste, ab wann er sich nicht mehr entwickeln würde und eben 40+0 wird definitiv eingeleitet und ich solle Blutverdünner nehmen. Ok, klang erstmal nicht dramatisch, aber man arbeitet doch innerlich damit.
Dann kam es Schlag auf Schlag. Bei 22+1 stand die Feindiagnostik an. Wir freuten uns auf schöne Bilder, aber Pustekuchen. Wir verließen weinend mit einem Berg voll Papieren und Terminen die Praxis. Er würde nur 300g wiegen, statt 500g, es wäre kaum Fruchtwasser da und es gab 2 mögliche Ursachen. Die Arteriengeschichte oder ein genetischer Defekt, der nicht-lebensfähig bedeuten würde. Da setzte es bei mir aus und ich weinte nur noch. Wir bekamen gleich noch eine Zweitmeinung, die zwar beruhigender Klang, aber das gleiche bedeutete.
Wir sollten zur genetischen Beratung, zum Blutgerinnungszentrum (gleich im Anschluss), ins Krankenhaus (gleich zum Chefarzt), jede Woche zur Blutabnahme und zur psychologischen Beratung. Wir waren am Ende und setzen Himmel und Hölle in Bewegung, ich trank sehr viel, nahm ein neues Vitaminpräparat, ruhte mich viel aus und und und. Mann bereitete uns im Krankenhaus auf alle Eventualitäten vor, sogar auf ein Sternenkind. Ich weinte eigentlich non-stop.
5 Tage später bewegte sich nichts mehr im Bauch, ab Mittag, abends wurde ich misstrauisch, bekam nachts Ängste und ging am nächsten Tag zum Arzt und dann war das Schlimmste aller Dinge passiert, das kleine Herzchen hatte s nicht mehr geschafft. Meine Gefühle brauche ich bestimmt niemandem zu schildern, es war grauenvoll. Das Gespräch wie es nun weiterginge musste ich abbrechen und auf den nächsten Tag verschieben, in aller Eile holte ich mir eine Zweitdiagnose. Ohne Erfolg, mein Baby war nun ein Sternenkind bei 23+0.
Ich ging durch die Hölle, 4 Tage später wurde er still, aber würdevoll geboren. Abend as tröstet mich nur schwach, morgen lassen wir ihn beerdigen. Ich hab jetzt schon Albträume.
Nun ist es so, dass ich immer an mir Zweifle, hab ich etwas falsch gemacht? Ich habe immer ein schlechtes Gewissen, wenn ich einmal nicht an ihn denke. Meine Sorge ist, dass er mir "böse" sein könnte, wenn ich ein zweites Kind bekomme, wann auch immer, als würde ich ihn ersetzen. Wie habt ihr das gelöst? Ich könnte noch ewig weiterschreiben und habe vieles enorm gekürzt, damit es nicht zu lang wird.
Bei einem zweiten Kind hätte ich später auch Angst vor der Angst, da hätte ich doch ab dem ersten Tag nur Sorgen es nochmal zu durchleben. Aber dazu werde ich noch lange nicht bereit sein, das braucht seine Zeit. Ich würde mich riesig über Tipps und eigene Erfahrungen freuen.
Dankeschön im Voraus!