Hallo Memine...
...das Ganze ist weder ein krankheitsbedingtes Problem, noch ein rangordnungstechnisches.....
Er fühlt sich einfach mißverstanden und bedroht....ihr schickt ihn auf seine Decke, er weiß aber gar nicht warum....ihr seid zickig zu ihm, und deshalb ist er zickig zu Euch, ganz einfach....
Du bist zu hart mit ihm....Labradore sind sensibel.
Du sagst es doch selber, Dein Mann schimpft, Dein Hund nimmt die Angsthaltung ein, er KANN nicht mehr tun, außer alle Beschwichtigungssignale senden, die er zur Verfügung hat...werden diese ignoriert und weitergeschimpft ist die ganz klare Schlußfolgerung, er geht in Angriff über! Was soll er denn auch sonst tun?
Seid netter zu ihm....arbeitet mit ihm.....lobt ihn....zeigt ihm den Weg nach draussen.......er muß einen Fluchtweg haben können....irgenteinen....und sei es nicht der Fluchtweg nach draussen, dann zeigt ihm, daß Befehle befolgen ihn auch zum Ziel führt, nämlich, ihr laßt ihn dann in Ruhe, wenn er den Befehl befolgt und ausgeführt hat....
Das ist ein Fluchtweg in seinen Augen.....
Er sucht einen Fluchtweg bei Euch, und diesen findet er nicht....seine Beschwichtigungssignale werden ignoriert....stattdessen wird geschimpft und er bei jedem Vergehen auf seine Decke geschickt.. Er fühlt sich, aus seiner Sicht heraus, von Euch bedroht, und weiß gar nicht warum ihr das tut, er versteht auch den Sinn der Kommandos nicht wirklich.
Hast Du jemals bei ihm nachgefragt, warum er sich jetzt so oder so verhält?
Hast Du ihn jemals gefragt,warum er Dich jetzt bedroht?
Hast Du in je gefragt, ob er Deine Kommandos verstanden hat?
Euer Hund erzählt Euch das selbst, was er jetzt genau nicht versteht, ihr hört ihm nur nicht zu...
Ein Hund ist so veranlagt, daß er bei Bedrängung, wenn er keinen Ausweg sieht, immer auf Angriff gehen wird, das ist ein völlig natürliches Verhalten....bedrohst Du ihn zu stark und er sieht keinen Ausweg, greift er an.......was tue ich also, um einen Angriff seinerseits zu verhindern?
1.Ich bewahre meine Individualdistanz zu ihm, ich komme ihm nicht näher, als ich umbedingt muß (ich kann auch aus dem Garten heraus schimpfen, hört er, ganz sicher, ich muß ihm dabei nicht auch noch auf die Pelle rücken)
In Nahdistanz zu ihm, also wenn er Z.B. vor oder neben mir sitzt, halte ich soviel Abstand zu ihm wie möglich, beuge mich also nicht auch noch extra über ihn, oder greife in seine Richtung.
Er hört das was man sagt, ganz sicher, Hunde haben fantastische Gehöre, ignoriert er einen Befehl, dann liegt es sicher nicht daran, daß er mich akustisch nicht gehört hat ;-) Ich muß ihn also weder anschreien, noch meinem Befehl körperlich Nachdruck verleihen.
2.Sobald er Anzeichen von Unterordnung zeigt (Abgewanter Blick), lasse ich SOFORT von ihm ab...jegliche Weiterbedrohung meinerseits (anstirren, beschimpfen etc) führt zu gar nichts, außer das er nicht versteht was ich von ihm will.
Er versteht es nur dann, wenn ich SOFORT von ihm ablasse, wenn er getan hat, was ich von ihm möchte....z.B. sag ich zu ihm "Ab ins Körbchen"....er ignoriert es vielleicht....irgentwann tut er es (spätestens wenn er müde ist ;-) ).....dann darf ich aber nicht schimpfen und sagen "Ja, wird ja nu auch mal Zeit!"...sondern ihn entweder loben oder als Belohnung meine bedrohliche Haltung einstellen,egal wie lange es gedauert hat.
Sobald er das kleinste Anzeichen zeigt, in die Richtung was ich möchte, lasse ich von ihm ab! Mit allem! Auch mit meinem Blick!
Dann wird er mich nämlich fragen "und nu?"... dann habe ich seine Aufmerksamkeit, und dann sage ich ihm was ich gerne hätte.
3. Ein "Nein" "Aus" "Hasso" "Pfui"....sollte nie alleine dastehen....diese Rufe werden nur zur Reizunterbrechung genutzt, um ihn von den Hasen abzulenken oder dem Hund vom Nachbarn etc. als Signalreizunterbrecher....es ist kein wirkliches Kommando....es unterbricht nur den akuten Reiz....SOBALD (und ich meine sekündlich) der Hund auf diesen Reizunterbruch reagiert, und sei es nur die Ohren kurz in meine Richtung klappen, muß der richtige Befehl folgen "Sitz" "Platz" "Körbchen" "hier"......der Hund weiß sonst nicht was er tun soll...."Nein" ist kein Kommando...sicher wird er wissen, daß "Nein" heißt, er soll dieses oder jenes nicht tun, er rät im Zweifelsfall dann einfach....aber selbst wenn er richtig rät, weiß er nicht was er stattdessen tun soll.....sag ihm dann, was Du von ihm willst und laß ihn nicht in der Luft hängen....
Wenn ich durch einen Raum gehe und plötzlich brüllt mich Jemand an "NEIN!" Dann weiß ich erstmal gar nicht was ich falsch gemacht habe, und was "Nein" und warum brüllt der Typ mich überhaupt so an? Ich bin doch nur hier durch den Raum gelatscht....Ich steh also erstmal völlig aufm Schlauch.....
Sagt der Typ aber stattdessen "Nein! Komm hier her!" Dann weiß ich was ich zu tun habe, oder? Oder ich weiß zumindest was der Typ von mir will, ob ich das dann auch tue ist eine andere Frage ;-)
Verpaßt Du den Moment, indem die Reizunterbrechung stattfand, um ihm einen Befehl zu geben, trifft der Hund weitere Entscheidungen selbst, und stellt danach die Ohren auf "durchzug", weil...naja...Du bist ihm ja gerade keine Hilfe in Sachen Hase, oder böser Nachbarshund....also wäre weiteres hören auf Dich nur eine Ablenkung, deshalb schalltet er es aus.
4. Respektiere Deinen Hund! Verlange nichts von ihm, was er nicht erfüllen kann! Ich kann von meinem Hund nicht erwarten, daß er sofort "Sitz" und "Platz" beherrscht....wenn er das kann,und in 3 Tagen lernt, dann ist das toll! Aber erwarte es nicht von ihm! Tu so, als wäre er völlig verdummbratzt, dann freust Du Dich umso mehr, wenn er sich als "schlauer Hund" entpuppt, und er freut sich auch, weil Du Dich freust...und dann habt ihr demnächst mehr Spaß am Arbeiten, wenn keiner von Euch den Druck haben muß, jetzt besonders gut, oder extra schnell, gewisse Ziele zu erzielen.
5. Schütze Deinen Hund! Laß ihn nicht aus unterodnungszwecken 30 Minuten in einer Pfütze liegen, nur um das "platz" zu demonstrieren.....stell Dich vor Deinen Hund, wenn ihm Jemand was böses will....
Sei für ihn da, wenn er Dich braucht, hat er vor etwas Angst, laß ihn sich hinter Dir verstecken, und zerr ihn nicht hervor, weil er jetzt aber gefälligst keine Angst zu haben hat....ist doch nur der nette Dackel vom Nachbarn, der tut Dir doch nix! Und wenn der nette Dackel vom Nachbarn ihm1000mal nichts tut, wenn Dein Hund Angst hat, dann laß ihn Angst haben....und kommt der nette Dackel vom Nachbarn auf Deinen Hund zu, erzähl dem Dackel, daß er das nicht zu tun hat...biete Deinem Hund ein Schutzbunker, ein Ort an den er sich wenden kann, wenn er überfordert ist.....Du sollst ihn dabei nicht betüddeln, am besten gar nicht beachten, aber da sein für ihn, damit er weiß,daß er bei Dir sicher ist.
Ich hoffe, Dir jetzt erstmal genug Denkanstöße gegeben zu haben...nimm das für Dich raus, womit Du was anfangen kannst ;-)
Mooni