Hallo,
ich (m/39) werde aus dem Verhalten einer Arbeitskollegin nicht schlau.
Die Kollegin (29) (ich nenne sie K.) fing vor rd. einem Jahr in der Firma im Sekretariat an.
Ich habe mich mit ihr von Beginn an sehr gut verstanden und sie als sympathisch, selbstbewusst und offen kennengelernt. Die ersten Monate hatte ich keinerlei Anhaltspunkte, das etwas nicht stimmen könnte. Die Sympathie war sicher gegenseitig, da wir oft gesprochen haben und diese Gespräche stets sehr offen und vertrauensvoll waren. Ich mochte die Kollegin und Ihre offene und emotionale Art sehr gerne und umgekehrt mochte sie mich sicher auch. Ich selbst komme mit meinen Kollegen gut aus und bin auch selbst wie ich meine recht beliebt und im Grunde ein gutmütiger Mensch, auch wenn ich selbst meine Launen haben kann.
Die Kollegin hatte von Beginn an Schwierigkeiten mit einer Arbeitskollegin, mit der sie direkt zusammenarbeitet. Einmal nach zwei bis drei Monaten - stand Sie bei mir im Büro und heulte aus heiterem Himmel los, dass sie dies nicht mehr aushalten würde (zuvor hatte sie noch ganz normal über etwas gesprochen, von einer Sekunde zur anderen brach es aus ihr raus). Ich habe ihr empfohlen, mit dem Chef zu sprechen, zumal die andere langjährige Kollegin auch nicht ganz einfach ist. Dies tat sie dann auch und hat auch bei ihm wieder geheult. Sie tat mir wirklich leid und ich habe mich für sie beim Vorgesetzten eingesetzt.
Im Laufe der Zeit kam es, dass wir häufiger, aber nicht intensiv zusammenarbeiteten. Am Anfang funktionierte dies einwandfrei. Manche Arbeiten schob sie dann aber auf die lange Bank und wenn ich sie darauf ansprach, reagierte sie eher unwirsch und ziemlich emotional. Sie nahm dies alles sehr persönlich. Ihre Rechtfertigung war dann, dass sie auch noch so viel anderes zu tun habe. Hier merkte ich dann, dass es ihr schwer fällt, mit Kritik umzugehen, wobei es hier wirklich um keine großen Sachen ging und ich auch um ein gutes Klima bemüht war. Ebenfalls merkwürdig war, dass sie mir und einem Kollegen sagte, dass wir gerade über sie sprechen und sie ausrichten würden, als sie in unser Büro kam. Dies kam zwei- oder dreimal vor und entbehrte jeder Grundlage. Daneben bezog sie lustig gemeinte Bemerkungen stets auf sich (das hat sie offenbar so empfunden, dass man sich über sie lustig macht) und war deswegen schnell beleidigt. Ich dachte, K. sei sehr empfindlich. Auch ein anderer Kollege teilt diese Ansicht.
Nachdem dies so weiterging, habe ich sie darauf angesprochen und gefragt, ob sie ein Problem mit mir habe, sie könne mir dies ruhig offen sagen, wenn ich mich falsch verhalte. Dies hat sie verneint, sie schätze mich sehr und arbeite gerne mit mir. Dies ging einige Male so, insgesamt lag uns aber beiden daran, dass wir gut auskommen, da ja keine gegenseitige Antipathie vorliegt. Irgendwie empfand ich dies als eigenartig, da wir uns eigentlich gut verstanden, aber ich grübelte wirklich über die Ursache (haben uns auch einige e-mails darüber geschrieben). Sie meinte etwa, dass ich sie herabsetze.
In letzter Zeit gab es dann eine Situation, wo sie sich von mir in einer harmlosen Arbeitsangelegenheit übergangen fühlte, in mein Büro kam und mich angeschrien hat und mir ziemlich Vorwürfe gemacht hat. Es kam mir vor, wie ein heftiger Streit in einer langjährigen Beziehung, so heftig war dies. Sie hat mir danach gesagt, dass sie anschließend in der Arbeit längere Zeit geheult habe. Am selben Tag noch kam sie zu mir, und meinte, dass wir dies vergessen sollten und neu starten sollen. Mir tat es natürlich leid, habe sie beruhigt, da mir dies auch persönlich sehr nahe ging. Ich war allerdings von dieser Überreaktion wirklich geschockt, sie hatte wohl wirklich einen Nervenzusammenbruch. So etwas habe ich noch nie zuvor erlebt. Es gab dann noch einige Aktionen, die ähnlich waren, aber nicht dermaßen heftig und stets aus Kleinigkeiten entstanden (eine falsche od. falschverstandene Bemerkung von mir und los ging es). Stets haben wir uns ausgesprochen. Manchmal direkt an diese Szenen hat sie dann einen richtigen Arbeitsschub bekommen, so als wolle sie mir irgendetwas damit beweisen. Ich habe ihr gegenüber gesagt, dass wir die Ursache finden müssen, da dies sonst immer wieder passieren wird. Ich fragte sie offen, was sie denn vermutet, was der Grund sein kann, sie hat mich etwas hilflos länger angesehen, aber es kam keine Antwort.
Was mir auch aufgefallen ist, dass K. Situationen sehr oft auf sich bezieht, sie hat mir Sachen unterstellt, die ich nie gesagt habe (etwa ich würde mich über ihre Arbeiten lustig machen etc.). Dinge, die jeder Grundlage entbehren. Ich habe im Gegenteil sehr oft ihre Arbeit gelobt, wollte sie damit aufbauen.
Dieses Verhalten zeigt sie aber nur mir gegenüber und ich denke dies liegt auch daran, dass sie zu mir so etwas wie ein Vertrauensverhältnis hat.
Nach den letzten Szenen, denke ich, dass irgendeine psychische Ursache dahintersteht. Ich bin auch auf Borderline gestossen und sehe einige Merkmale. Ich denke, dass dies aber eher in Beziehungen, die ja viel enger gelebt werden, zum Ausdruck kommt als in Arbeitssituationen. Persönlich weiß ich von Ihr, dass sie Alleinerzieherin ist, relativ häufig Ihre Jobs gewechselt hat und auch einmal kurzfristig verheiratet war (allerdings nicht mit dem Kindesvater).
Mich persönlich belastet die Situation, da ich nicht weiß, wie ich mich verhalten soll, was die Ursache ist und ob es ähnliche Erfahrungen gibt. Ich habe anfangs auch die Schuld bei mir gesucht und hatte oft ein schlechtes Gewissen. Ich würde auch der Kollegin gerne helfen, man kommt aber in dieser Hinsicht nicht an sie ran, das habe ich mehrfach versucht.
Ich würde mich über Eure Einschätzung und Tipps freuen!